Mein seltener Name und ich: Thordis

Mein seltener Name und ich

Frauen mit seltenen Namen, die eine untypische Endung haben (also fast alles außer -a), können ein Lied davon singen: Immer mal wieder wird ihr Name als männlich interpretiert. Damit muss auch Thordis, Jahrgang 1971, aus dem Schleswig-Holsteinischen Bad Schwartau klarkommen und findet es „nicht immer so angenehm“.


Erschwerend wirkt bei ihr noch, dass auch die ersten Buchstaben ihres Namens in den 70ern und 80ern und eigentlich bis heute scheinbar eindeutig in die Jungsecke weisen: Der Name Thorsten verpasste 1971 mit Platz 11 nur knapp die Top Ten, Thorben gehörte im selben Jahr immerhin erstmals zu den hundert am häufigsten vergebenen Jungennamen in Deutschland. Und dann war da noch Dauerbrenner Thomas, in dem Jahr auf Platz 2 der Charts.

Eine Rarität

Ja, und die Endung -dis?! Was sollte man dazu sagen zu einer Zeit, in dem das Dreigestirn Nicole, Tanja und Claudia die Mädchennamen dominierte? Einzig der Name Iris, 1971 immerhin auf Platz 33, ging ganz grob in die Richtung. Schon wegen der Blumen-Assoziation gab es hier aber ganz sicher kein Geschlechtsvertauschungspotenzial. Noch heute sind Namen, die auf -dis enden, eine Rarität, außer der isländischen Jordis oder Jördis fällt mir eigentlich nur die österreichisch-ungarische Moderatorin Gundis Zámbó ein. Thordis zählt zu den nordischen Namen und entstand laut Vornamens-Duden zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Thor ist der germanische Donnergott, bei -dis wird es wie zum Ausgleich überraschend weiblich: Die Endung stammt aus dem Altschwedischen und bedeutet „Göttin“.

Meistens falsch geschrieben

Eine Tochter wie eine Donnergöttin? Das hatten Thordis‘ Eltern wohl weniger im Sinn. Nachdem ihre Erstgeborene den sehr „normalen“ Namen Katja erhalten hatte, benannten sie ihre zweite Tochter nach einer Freundin der Mutter, eben Thordis. „Alternativ hatten sie noch über Maria nachgedacht“, erzählt Thordis. Mag sie ihren Namen? „Inzwischen ja. In der Schulzeit und auch noch später fand ich es häufig anstrengend und nervig, wenn niemand meinen Namen verstand, weil ihn ja niemand kannte. Dazu wurde er auch meistens falsch geschrieben.“ Ihr Name begegnet ihr häufig ohne h und öfter mal mit e statt i: Tordes – wer oder was soll das sein?! „Ganz schlimm finde ich es auch, wenn da auf einmal Doris steht.“ Über einen zweiten Namen als Ausweichmöglichkeit wäre sie früher manchmal froh gewesen. „Vielleicht ist das auch der Grund, warum meine Kinder einen zweiten Namen bekommen haben.“

Torte oder Tortellini

Verulkt wurde ihr Name in Kindertagen natürlich auch, „erinnert ja ein wenig an Torte. Netter fand ich da schon Tortellini.“ Die Zeiten sind zum Glück vorbei: „Inzwischen höre ich oft, dass es ja ein schöner Name ist und dass es angenehm ist, dass er nicht so häufig ist.“ Ihr selbst gefällt der Bezug zu Skandinavien, da die Familie dort gern Ferien macht. Thordis hat drei Kinder, die zwischen 2001 und 2009 geboren wurden: Pauline Lotta, Fynn Mika und Tom Mattis. Nur Mika könnte auch ein Mädchenname sein – theoretisch. Praktisch aber hat Thordis die besonderen Tücken ihres unverwechselbaren Namens nicht weitervererbt, sondern geht mit geläufig-schönen Kindernamen (und je einer Alternative für alle Fälle) auf Nummer sicher.

11 Gedanken zu „Mein seltener Name und ich: Thordis“

  1. Der Zweitname meiner Schwester (Jahrgang 1993) ist Thordis. Ich finde diesen Namen wunderschön und unsere Mutter hat ihn auch mit viel Liebe ausgewählt. Meine Schwester findet Thordis zu außergewöhnlich und war vor allem zu Kindernamen neidisch auf meinen Zweinamen Sabine. Der wiederum gefällt mir eher weniger.

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  2. Finde Thordis schön. Würde selber die Dis-Endung sofort als skandinavisch und weiblich einordnen, aber klar, in Deutschland ist diese Endung allgemein nicht wirklich bekannt.

    Die Namen der Kinder finde ich auch sehr schön gewählt, und Fynn und Tom finde ich auch gerade für das nördliche Deutschland recht passend.

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  3. Meine Tochter trägt diesen Namen auch. Sie ist ebenfalls 1971 geboren.
    Ich habe ihr einen 2. Vornamen gegeben Manuela, das war der Wunschname ihres Vaters. Unsere Tochter ist sehr glücklich über ihren Namen, sie wird nur Thordis gerufen. Ich bin auf diesen Namen durch einen Zufall gekommen. Im Hamburger Hafen lag ein wunderschönes Schiff mit diesem Namen, dann habe ich mich ausgiebig mit der Bedeutung dieses Namens befasst. Unsere Tochter hat, so denken wir, oft gegen Konkurrentinnen wegen ihrem Namen gewonnen. Ist ab und an auch von bestimmten Personen bestätigt worden.

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  4. Ich heiße selber Thordis (Jahrgang 1974) und auch ich werde oft als Mann angesprochen. Der Höhepunkt war allerdings meine Einberufung zum Militär (!). Und auch heute noch werde ich in E-Mails regelmäßig mit „Sehr geehrter Herr …“ angesprochen. Ich bin immer unsicher wie ich das dann (ohne zu belehrend zu wirken) klären soll.

    Mittlerweile mag ich meinen Namen, aber als Kind und Jugendliche habe ich mir oft gewünscht, ich hätte einen „normalen“ Namen.

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    • Hallo Thordis,

      das ist ja lustig, ich, Jahrgang 1969, habe das gleiche erlebt.

      Ich liebe unseren Namen und wollte noch nie anders heißen, zumal bei uns in NRW der Name so schön selten ist und hoffentlich auch bleibt.
      Ich halte es inzwischen mit den Verwechselungen so, dass ich zum Beispiel in Emails in der Abrede FRAU Thordis… schreibe.

      Das allerschönste an unserem Namen ist im Übrigen, dass er ein wundervoller Gesprächsöffner ist. Man wird beim Vorstellen sofort „eingeladen“ und hat doch einiges zu erzählen.

  5. Auch ich habe den seltenen Vornamen Thordis (Jahrgang 1972), habe auch keinen Zweitnamen und komme aus Schleswig-Holstein. Alles was bisher geschrieben wurde, kann ich nur bestätigen. Die Jugendzeit war tatsächlich oft nervig, jeder aber auch wirklich jeder hat bei Nennung meines Namens nochmal nachgefragt. Aber ich muss sagen, jetzt finde ich es umso schöner, den Namen Thordis zu tragen.
    Und wenn jemand meinen Namen falsch schreibt oder ausspricht, dann rege ich mich nicht mehr auf. Ich bin ja auch nicht allwissend 🙂

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  6. Ich heiße auch Thordis und bekam den Namen zu einer Zeit, in der seltene Namen völlig unüblich waren. Ich bin Jahrgang 1962 und somit wohl die erste Deutsche, die diesen Namen verpasst bekommen hatte
    Zudem habe ich einen Doppelnamen: Thordis-Solveig. Auch mein 2. Vorname war damals vollkommen unbekannt und immer, wenn ich meinen Namen nannte, hieß es jedesmal „Häääh???“
    Ich fand es eigentlich immer ganz cool, namenstechnisch so völlig aus dem Rahmen zu fallen, nur Spitznamen wie „Torte“ fand ich nicht ganz so witzig.
    Im Großen und Ganzen bin ich mit meinem Namen recht gut gefahren. Wer ihn sich nach einer Weile endlich merken konnte, hat ihn auch nicht mehr vergessen

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    • Liebe Thordis,

      kleine Korrektur – Du bist definitiv nicht die erste Deutsche mit diesem Namen. Meine Namensgeberin ist Jahrgang 1938 und trägt entsprechend lang unseren herrlichen Vornamen.

      Herzliche Grüße,
      Thordis

  7. Ich habe auch das Vergnügen den Vornamen Thordis tragen zu dürfen. Meinen Eltern hat der eine außergewöhnliche Name noch nicht gereicht und somit bekam ich noch meinen zweitnamen Marit dazu. Da ich erst 2003 geboren wurde kennen viele Erwachsene den Vornamen, sind jedoch immer noch verwundert, da man diesen Namen nicht oft zu hören bekommt. Früher war es oft nervig Leuten meinen Namen zu buchstabieren oder auch richtig aussprechen zu lassen. Jetzt wünsche ich mir keinen anderen Namen mehr.

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  8. Ja, mein Name ist auch Thordis und ich kann auch alles Geschriebene bestätigen. Bei mir kam noch hinzu, dass der Standesbeamte noch einen 2ten Vornamen verlangte, da Thordis nicht eindeutig das Geschlecht erkennen lässt. So ist mein 2ter Name Cornelia. Der Thordis, Jahrgang 62 muss ich allerdings leider widersprechen, sie ist nicht die erste Deutsche mit dem Namen, ich bin Jahrgang 1958. 🙂

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