Vermeintliche Trendnamen können in kurzer Zeit negative Assoziationen hervorrufen, meinen Leute aus Bremen. Um ihrem Sohn dieses Schicksal zu ersparen, wollten sie ihn „Waldmeister“ nennen. Das Standesamt, das Amtsgericht und letztendlich auch das Oberlandesgericht sind dagegen. Die Gefahr sei zu groß, dass der Vorname „Waldmeister“ den Namensträger der Lächerlichkeit preisgebe.
Laut einem Gutachten der Namenberatungsstelle an der Universität Leipzig gibt es „Waldmeister“ bisher noch nicht als Vorname, es spielt dabei auch keine Rolle, dass das englischsprachige Äquivalent „Woodruff“ im Ausland gelegentlich als Vorname vergeben wurde. Namen mit „Meister“ sind in Deutschland regelmäßig Familiennamen. Das Wort „Waldmeister“ wird im deutschen Raum vor allem als Pflanzenbezeichnung und als Bestandteil für Getränke und Speiseeis assoziiert.
- Entscheidung vom 20-06.2014: „Waldmeister“ ist kein zulässiger Vorname.
Wer diese Entscheidung kleinlich findet, dem empfehle ich einen Blick nach Island. Dort weigerten sich die Behörden, den Reisepass eines Mädchens zu verlängern, weil ihr Vorname Harriet nicht den Namensregeln entspricht. Das Mädchen ist schon 12 Jahre alt, aber bisher war statt des Vornamens „Stulka“ eingetragen – das bedeutet „Mädchen“ auf Isländisch. Ihr Bruder Duncan hat einen auf „Drengur“ (Junge) lautenden Pass.
Harriet hat eine isländische Mutter und einen britischen Vater – wenn beide Eltern aus dem Ausland stammen, sind die isländischen Behörden tolerant, in diesem Fall gelten aber die Vorschriften. Diese sehen vor, dass ein Name sich in Islands Grammatik und sprachliche Struktur einfügt sowie der korrekten Rechtschreibung entspricht. So sind zum Beispiel Namen mit dem Buchstaben „c“ nicht zulässig, weil es diesen Buchstaben im isländischen Alphabet nicht gibt.
Den Eltern wurde empfohlen, nachträglich einen richtigen isländischen Namen als Zweitnamen zu vergeben.
Ich weiß nicht mehr wo genau es war, aber zufälligerweise habe ich in einem Namens-Forum den Beitrag der Mutter dieses Kindes gelesen, in dem sie davon berichtet hat, dass ihr Sohn den Namen Waldmeister (als Drittnamen) bekommen soll. Das ist allerdings schon ein paar Jahre her, doch so Gerichtsverfahren dauern ja, wie man weiß.
Als ich im Anschluss selbst mal geschaut habe, was es so für Namen mit Wald-/Walt- gibt -außer dem bekannten Walter- bin ich auf Waldmann gestoßen; den finde ich eigentlich ganz süß, ist aber wohl doch eher was für mutigere Eltern 🙂
Und die Forengemeischaft hatte es nicht geschafft, der Mutter diesen Namenswunsch auszureden 🙁
Sie sagte damals schon, dass sie vor Gericht gehen würde, sollte der Name nicht anerkannt werden -da hätte das Ausreden oder der Versuch dazu wohl eh nichts genutzt…
Die isländische Situation finde ich total interessant. Da muss sich eine kleine Inselnation entscheiden, wie sie mit der wachsenden Globalisierung umgeht, so dass die eigene Kultur darin nicht untergeht. Es wird sicher in Zukunft sehr viele Halbisländer auf Island geben….
Letztendlich bin ich für die isländische Strenge, eben auch weil es sich um ein relativ kleines Inselvolk handelt, dem die eigene Sprache und Kultur sehr leicht verlorengehen koennten.
So wie ich das verstanden habe, ist das da vor allem wohl auch grammatisches Problem. Es geht gar nicht mal nur darum, dass sie fürchten, die isländischen Namen könnten verloren gehen. Scheinbar sind Namen wie Harriet im Isländischen nicht deklinierbar. Kannst du hier genauer nachlesen:
http://www.theguardian.com/world/2014/jun/26/iceland-strict-naming-convention-cardew-family
Hermine,
Mit der Kulturerhaltung meinte ich eigentlich die Erhaltung der Sprachintegrität, also auch der grammatischen Einfügung neuer Importe. Aber danke für den beigefügten Artikel–der ist sehr interessant!
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Dario Spada in „Il Libro dei nomi“ (Mailand 2007) den Namen Edelweiss (in alternativer Schreibung auch Edelwais oder Edelvais) auflistet; als Bedeutung wird sowohl die Blume als auch die Zerlegung in edel + weiß angibt (wodurch es bei letzterer Deutung nach den „germanischen“ Namensregeln korrekt gebildet wäre, zumal der erste Bestandteil auch in anderen Vornamen belegt ist)