Lese ich auf einem Türschild etwas wie „Hier leben Annette, Sven und Tobias“, klingt das für mich erstmal nach einer Dreier-WG. Obwohl es natürlich genauso sein kann, dass Mama Annette und Papa Sven bei Namen, die schon in ihrer Generation angesagt waren, keine Berührungsängste haben. Doch da kann man sagen was man will: Ein eindeutig heutiger Kindername, zum Beispiel Finn, ermöglicht eine schnellere Orientierung.
Höre ich dagegen etwa in einer Grünanlage jemanden „Emma!“ oder „Pa-aul!“ rufen, ist es wieder nicht ganz so eindeutig: Vielleicht hört ein junger Mensch in Gummistiefeln und mit Buddelschäufelchen auf den Ruf, vielleicht aber auch ein Vierbeiner mit Stöckchen im Maul. Ich denke sogar, dass es so angefangen haben könnte mit der Rückkehr der alten Namen: Zuerst hießen Hunde Lilly und Kater Karl-Otto („Witzig – genau wie Oma/Opa!“), dann die Kinder. Tiernamen als Vorreiter – weil es weniger Mut braucht, seinem Tier einen „verrückten“ Namen zu geben?
Jedenfalls muss heute, wer seine Fellnasen erkennbar von Nachbars Sprössling absetzen will, diese schon Roswitha und Rudolf („Rosi und Rudi“) nennen – bis auch diese von Eltern okkupiert werden. Wobei bei Tieren natürlich auch sonst alles geht, unser Hund hieß Nizza, die Katze von Bekannten Unox. Viele Tierhalter versuchen heute mindestens ebenso wie Eltern, durch ihre Namenswahl Individualität auszudrücken (wohl eher die eigene als die der Tiere).
Ein Blick aufs Land: Im Kuhstall finden sich schon lange traditionelle Frauennamen, oft Zweisilber, weil man das Milchvieh damit so gut rufen kann (auch für Eltern praktisch). Wohl jeder kennt die Kuh Elsa. Gibt es einen Punkt, an dem ein Menschenname nur noch für Tiere vergebbar ist? In der Regel scheint mir der Einwand, ein bestimmter Name sei doch aber ein Hunde-/Katzen-/Kuhname, recht subjektiv: Wer einen oder zwei tierische Lunas oder Cleos kennt, mag so empfinden, das lässt sich aber kaum verallgemeinern.
„Warum heißen Katzen Funny und Scotty und der Hund Emma?“ – so vielversprechend war neulich eine Meldung in der Tagespresse überschrieben, in der es um eine Tagung von Linguisten und Soziologen in Mainz ging. Die Lektüre des Textchens lohnte sich allerdings kaum: Tiere gälten zunehmend als Familienmitglied und bekämen deshalb Namen. Ja, und weiter?
- Noch ein Tiernamenthema: Christopher: Das geht zu weit!
„Viele Tierhalter versuchen heute mindestens ebenso wie Eltern, durch ihre Namenswahl Individualität auszudrücken“
Ich glaube, das ist der springende Punkt! Dass man „Tiernamen“ jetzt auch an Kindern entdeckt (und umgekehrt), hängt mit Sicherheit mit der Globalisierung und dem damit einhergehenden (stärkeren) Wunsch nach Individualität zusammen.
Wenn ich mal im Zoo war, fiel mir immer auf, dass mindestens ein Tier Hans heißt. Meistens handelte es sich um einen Esel, ein Lama oder einen Papagei. Vielleicht kommt der Name Hans auch bald wieder in Mode…
Meine Tante hatte mal zwei Hunde: Laila und Schnuffi. Letzteren wird es hoffentlich nie als Babynamen geben!
Schnuffi der I. und Schnuffi der II. So hießen unsere Kaninchen 😉
Ich habe eine Hündin. Als sie geboren wurde, hieß sie Ruby, als ihr 2. Frauchen sie kaufte Lilly, dann bekam ich sie, und seitdem ist es eine Tiffy (wie das rosa Wesen aus der Sesamstraße).
Tuffy habe ich hier noch nie gehört. Aber dafür ganz viel Lillys, Leons, Tysons, Charlies, Leonies und Co. Ganz arg…
In den 70ern hatten wir eine ganz süße und liebe Mischlingshündin – Rauhaardackel und Foxterrier – und meine eltern nannten sie Peggy.
Mein Wellensittich hießen Benni und Toni.
Die Kaninchen meines Bruders heißen Hinnerk und dazu passend Famke.
Das ist eine interessante These die du da aufstellst 🙂 Könnte wirklich gut sein, dass man erst an seinem Tier einen Namen ausprobiert, bevor man sich bei seinem Kind traut. Inzwischen geben viele Eltern ihren Kindern ja auch amerikanische Namen, weil das so „cool“ klingt. Naja…
Für Tiernamen gilt bei mir immer noch, dass ich ihn selbst am schönsten finden soll, denn ich muss ihn bei meinem Hund oder meiner Katze ja immer rufen. Ob er da besonders alt ist oder aus Amerika kommt ist mir eigentlich egal. Bei der Suche verlass ich mich immer auf Namenslisten wie die von euch oder http://www.1001-hundenamen.de/. Da bekomm ich tolle Anregungen die mir die Suche leichter machen 🙂
Meine Katzen hießen Moritz, Garfield, Mimi, Mini, Mausi, Susie, Finkel, Maurice, Norbert Norbertson, Miu-Miu, Kai-Uwe (weibl.), Schnurri, Buchsbaum und Stegmann. Außerdem gab’s noch einen Ernie-Raoul und ein Knäuli. 🙂
Man denke auch an den berühmten Hasso – einst ein normaler, gar adliger Jungenname, dann plötzlich nur noch für (Schäfer-)Hunde vergebbar.
Jäp, genau! Hasso von Manteuffel fiele einem gleich ein… Oder auch die Tatsache, daß die Ernst-Udet-Adaption in Carl Zuckmeyers „Des Teufels General“ Harras heißt (allerdings mit Nachnamen).
Aber nennt man Schäferhunde (DobermännInnen etc.) heute eigentlich wirklich noch Hasso oder Harras? Immerhin heißt der Dobermann in Dominik Grafs grandiosem Film „Hotte im Paradies“ (2004) noch (oder wieder) Axel.
Na, die Nerverei mit den ach-so-individuellen und pfiffigen Tiernamen gab es jedenfalls schon vor zwanzig Jahren: Chinchillas namens Robert, ungezählte Hunde namens Balou oder „Herr Lehmann“, für Katzen entweder ganze heilig „Bastet“ oder ganz schlau „Fräulein Meyer“. Also wie die Studenten in Auerbachs Keller im Faust, hinter deren unbeholfen-antibürgerlicher Fassade schon die kommende Spießigkeit (damals Philistertum genannt) durchscheint.
Mein Hund heißt Whiskey u d mein Schwarzer karter heist Blondy (jeder fand das gut haha)
Von meiner schwester heißten der andere Hund heißt Bengi und ihre katze Perrish
Ich glaube, dass dieses Phänomen auch damit zusammenhängt, dass Tiere, vor allem Hunde, heutzutage immer mehr vermenschlicht werden und für viele Leute z.b.als Kinderersatz herhalten müssen. Das macht sich u.a. auch in den Ausgaben und dem sonstigen modischen Aufwand, der mit den Tieren getrieben wird, bemerkbar.
Ja. Und das ist übrigens auch ein gängiger (und nicht ganz unberechtigter) Vorwurf von gebildeten Islamisten (ja, die gibt es auch) gegen die „dekadente westliche Kultur“. Also diese unnatürliche Tierliebe, gerade zu Hunden. Wobei da hinzu kommt, daß Hunde eben in des islamischen Welt als unreine Tiere gelten. (Kann ich übrigens auch ansatzweise verstehen.) Also, wenn da in der Oprah-Winfrey-Talkshow in den USA ein erwachsener Mann öffentlich geheult hat, weil ihm sein lieber Köter gestorben ist, und er dann zum Trost einen süßen kleinen Welpen geschenkt bekommt, wurde das natürlich auch im moslemischen Nordkaukasus der Russischen Föderation zur Kenntnis genommen – und mit allen guten Gründen verhöhnt.
Nur zur Klarstellung: ich mag Hunde sogar und hab selber eine Katze, aber trotzdem sind es Tiere. Man kann sogar weinen, wenn sie gestorben sind, akzeptier ich und kann ich nachvollziehen. Man muss sie artgerecht halten und darf sie keinesfalls quälen. Aber sowas wie modische Kleidung, Strasshalsbänder, Pfotenschuhe etc.ist für ein Tier weder notwendig noch würden die Tiere sich das wünschen. Völlig übertrieben finde ich Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke und ADVENTSKALENDER!!!für den Hund oder die Katze, gibt’s alles.
Maria Theresia, Du ahnst gar nicht, wie ich meine seit Jugend kultivierte Hundeaversion überwunden habe: Durch anderthalb Jahrzehnte tägliches Laufen in den Gärten und Wiesen hier. 🙂 Da traf man dann doch immer wieder die gleichen Hunde-Ausführer. Irgendwann hat man sich gegrüßt und dann auch mal einen Schwatz gehalten – für die miesepetrige, unkommnunikative Hannöversche Mentalität eine ganze Menge. 😉 Dabei ging es natürlich sofort auch um ihre Köter, und dadurch habe ich denn doch noch ein bißchen gelernt, was Hunde sind und was eben nicht. Ich meine heute: Ein gut erzogener und nicht auf aggressiv gezüchteter Hund ist eine Zierde seines Besitzers. 🙂
Ich ärgere mich aber doch immer wieder, wenn ich sowas sehe: Eine Dussel-Studentin, die von ihrem Köter durch die Gegend gezogen wird. Anabolika-Prollen mit Kampfhunden. :-/
Natürlich darf man um seine Viecher weinen, wenn sie sterben, aber bitte nicht in Talkshows.
das ist aber eher Amerika und nicht Tierhalter.
also meine die emotionale Öffentlichkeit. in Amerika ok, hier nicht, na gut.
so.
ich mag gerne Katzen. Hunde nur einzelne, die ich kenne.
sehr traurig bin ich wenn ich ein totes Vogelbaby sehe.
@mgl
Ich komme auch aus dem Pro-Katzen-Lager. 🙂 Als wütender junger Mann habe ich das mit Verve vertreten: „Hunde sind Knechte und Untertanen! Hunde sind Beißer! Hunde stinken! Und Hunde schnüffeln an Ärschen!“ 😉 Stimmt ja auch alles, meine ich immer noch. 😉
Aber heute sehe ich das entspannter. Es hat schon seine Gründe, daß sich der Mensch seit sooo vielen Jahrhunderten sowohl mit Hunden als auch mit Katzen eingerichtet hat. 😉
Da aber ja der effektive Nutzen von Katzen viel geringer ist als der von Hunden, meine ich immer noch, daß Katzen stilvoller sind. 🙂 Außerdem stört mich das vulgär-laute Pfoten-Getrappel von Kötern, während man Katzen nie hört. Hitler hatte seine Blondie – Mussolini, Lenin und Churchill hingegen waren Katzen-Fans. 🙂