Dass Vornamen Vorurteile hervorrufen, haben Psychologen und Soziologen schon nachgewiesen. Dabei kann der Träger eines Namens ja überhaupt nichts dafür, wie er heißt – der Name gibt eher etwas über die Eltern preis, die den Vornamen ausgewählt haben.
Schriftsteller kennen die persönlichen Eigenschaften ihrer Romanfiguren bereits, wenn sie auf Namenssuche gehen. Die Berliner Autorin und Lektorin Jutta Miller-Waldner empfiehlt ihren Kollegen ausdrücklich, sich bei der literarischen Namenswahl von Vorurteilen leiten zu lassen. Hier einige ihrer persönlichen Vorurteile:
- Vornamen nicht-deutschsprachiger Herkunft mit Allerweltsnachnamen weisen oft auf Angehörige einfacherer Schichten.
- DDR-Kinder haben oft ausländisch klingende Vornamen.
- Die Namen Gisela und Else wirken unattraktiv.
- Kraftvolle, energische Menschen haben kein Namen mit klanglosen Vokalen wie dem e, sondern Namen mit a oder o.
- Ein einfacher Mensch trägt eher einen einsilbigen Namen, ein vielschichtiger einen mehrsilbigen.
Schriftsteller sollen sich aber nicht nur von ihren Vorurteilen leiten lassen, sondern auch die Namensbedeutung berücksichtigen: Ein Pechvogel darf im Roman nicht „Felix“ (lateinisch=„der Glückliche“) heißen!
Diese und weitere Namenstipps für Schriftsteller hat Jutta Miller-Waldner in ihren Merksätzen zur Namensgebung von Figuren zusammengefasst und ausführlich in fünf Teilen ausgeführt:
1. Nomen est Omen
2. Nomen sind omen
3. Namen kennzeichnen den Charakter
4. Vermeiden Sie ungewöhnliche Namen5. Über ähnliche Klänge, die oder den Ulli, Johnny und Jenny
Nicht zu vergessen die „beliebte-Vornamen“-Beiträge Wie Namen für Romanfiguren entstehen und Drehbuchautoren bevorzugen moderne Vornamen!
Sehr interessant das Ganze, und auch gut nachvollziehbar.
Einen Punkt habe ich allerdings noch vermisst: Auch ungewöhnliche Schreibweisen von Namen können den Lesefluss stören. Wie wahrscheinlich die meisten Menschen lese ich mir im Kopf vor – und wenn dann (wie es z.B. im Star Wars – Universum eine Zeitlang Mode war) ständig Namen wie C’Baoth oder Pelleaon auftauchen hemmt das einfach das Vorwärtskommen, weil der Vorleser im Hirn über die Namen und deren Aussprache stolpert.
Zudem besteht bei solchen Namen auch das Problem, dass jeder Leser sie womöglich für sich individuell ausspricht, was es schwierig machen kann, mit anderen Leuten über die entsprechenden Bücher zu reden. (Ich möchte in diesem Zusammenhang das Rollenspiel „Vampire: The Masquerade“ erwähnen, wo zwei der spielbaren Clans „Brujah“ und „Tzimisce“ hießen. Jede Spielsitzung führte zwangsläufig zu hitzigen Diskussionen über die Korrekte Aussprache dieser Namen, was sehr nervig war und am eigentlichen Ziel leider deutlich vorbeiging…)