Neue Methoden zur Namensfindung: „Nameling“ ist da

Viele Leser wissen, wie schwierig die Suche nach dem perfekten Vornamen für das eigene Kind ist. Der Sprössling wird sein ganzes Leben damit auskommen müssen, weswegen zurecht Zeit und Mühe investiert werden, um einen passenden Namen zu finden. Passend – und unpassend – kann dabei viel bedeuten: In Zeiten, wo ein Uwe Kinder namens Wilson Gonzales und Jimi Blue hat, merkt man, wie die Globalisierung ihre Spuren in der Namensgebung hinterlässt. Die Erschütterung über solche Stilbrüche, die sich vielerorts beobachten lässt, führt zu der Frage, wie man denn eigentlich Namen finden kann, die kulturell und vom Milieu her zueinander passen.


Eine neue Methode zu dieser Problematik bei der Namenssuche entwickelt derzeit das Fachgebiet Wissensverarbeitung der Universität Kassel: Nameling. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine relativ simpel anmutende Technik. Das Projekt (nameling.net) wertet die Online-Enzyklopädie Wikipedia nach verwandten Namen aus. Manche Namen werden in den Artikeln öfter zusammen genannt (fiktives Beispiel: „Johanna XY war die Tochter des Ferdinand XY …“), was Nameling zu der Vermutung veranlasst, dass beide Namen aus einem ähnlichen kulturellen Umfeld stammen.

In der Praxis bedeutet dies, dass eine Namenseingabe bei Nameling zu einer Liste von Namen führt, die häufig im Zusammenhang miteinander stehen. Wer „Abdul“ sucht, findet viele arabische Namen, aber keinen Valentin oder Sigmund. Die Suche nach „Jason“ ergibt zahlreiche Namen aus dem angelsächsischen Sprachraum. Natürlich hat dieses System auch seine Grenzen. Sucht man nach „Julius“, so finden sich zwar viele klassisch anmutende Vornamen, kaum aber solche aus dem lateinischen Umfeld, wo der Name eigentlich herkommt. Insgesamt befinden sich mehrere Bestandteile der Website noch in einer Erprobungsphase und sitzt noch nicht voll einsatzfähig.

Die in deutscher, englischer und französischer Sprache verfügbare Internetseite bietet überdies die Möglichkeit, Vornamen als Favoriten zu markieren. Auch Statistiken zur Häufigkeit jedes Namens in englischer und deutscher Wikipedia sowie bei Twitter lassen sich bei Nameling abrufen. Sobald das Projekt von einer genügend großen Personenanzahl genutzt wird, sollen den Besuchern entsprechend der Statistiken auch Namensvorschläge gemacht werden: „Viele, denen Gudrun gefällt, mögen auch Irmgard.“ oder ähnlich. Zusätzlich verlinkt jeder Namenseintrag auf den dazugehörigen Wikipedia-Artikel.

Update: Nameling steht zur Zeit nicht zur Verfügung.

4 Gedanken zu „Neue Methoden zur Namensfindung: „Nameling“ ist da“

  1. Ganz lustig, aber ein paar Tests lassen mich doch sehr an dem System zweifeln: Als erster Nameling zu Uwe erscheint Daouda, und zu Jörg erscheint Haider. Die Unterscheidung von Vor- und Nachnamen gelingt dem System offensichtlich sehr schlecht.

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  2. Also ich finde die Ergebnisse total faszinierend! Die Ergebnisse verbessern sich zudem fortlaufend mit zunehmender Nutzung. Da gerade erst der Startschuß erfolgt ist, darf man also sehr gespannt sein!

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