Warum Carita ihren Namen einer Katastrophe verdankt

Carita

Jeweils ein paar hundert Mädchen und Frauen in Deutschland heißen Carina oder Marita. Carita dagegen – sehr ähnlich, aber keineswegs aus diesen beiden Namen zusammengebastelt – macht sich extrem rar. Einen einzigen Eintrag habe ich in meiner Sammlung von beurkundeten Vornamen für Carita, das Mädchen gehört zum Geburtsjahrgang 2012. Und dann ist da noch eine erwachsene Frau mit diesem Vornamen, aber dazu später mehr.


Der Bremsklotz für die Karriere dieses so vertraut klingenden Vornamens dürfte der katholische Wohlfahrtsverband Caritas sein. Dieser überstrahlt durch seinen großen Bekanntheitsgrad vermutlich den Vornamen und hält Eltern davon ab, ihre Tochter Carita zu nennen. Die Namensbedeutung kann nicht das Problem sein, denn die geht auf das lateinische Wort für „Liebe“ zurück. Da findet nun wirklich niemand was dran auszusetzen, oder?

Die eingangs erwähnte erwachsene Frau namens Carita mag ihren Namen übrigens sehr gerne! Auch wenn sie ihren Vornamen einer Katastrophe verdankt. Ihre Eltern hatten den Namen nämlich in einer Zeitschrift entdeckt, in der über den Untergang der Ostseefähre Estonia im September 1994 berichtet wurde. Zu den vielen Todesopfern des Schiffsunglücks gehörte auch eine Carita, die wenige Monate später die Namensgebung eines anderen Menschen inspirierte.

6 Gedanken zu „Warum Carita ihren Namen einer Katastrophe verdankt“

  1. Sehr spannend! Offenbar hat die Tatsache, dass ihr Namensvorbild so tragisch ums Leben gekommen ist, den Eltern ja gar nichts ausgemacht. Ich glaube, mir wäre es schwer gefallen, einen Namen zu wählen, den ich mit so einer Geschichte assoziiere; noch „schlimmer“ wären für mich (eine Zeitlang) nur noch Namen von Kindern, die als Opfer von Gewaltverbrechen durch die Presse gehen – auch wenn das jeder rationalen Grundlage entbehrt. Aber da ist jeder anders.

    Carita könnte auch als Kreuzung der in den 40er/50ern beliebten Carin/Karin und Rita durchgehen.

    Wie betont Carita denn ihren Namen, Knud – auf Ca- oder (wie Carina oder Marita) auf -ri-?

    Antworten
  2. Bei Carita denke ich an das spanische „Gesichtchen“. Dadurch wirkt es für mich kindlich, eher wie ein Kosename. Mit Caritas habe ich es vor dem Lesen des Textes gar nicht in Verbindung gebracht.

    Antworten
  3. Ich finde die Bedeutung „Liebe“ sehr hübsch!

    Ich selbst hätte wahrscheinlich auch ein komisches Gefühl gehabt, einem Kind einen Namen zu geben, wo eine Namensschwester kurz zuvor so tragisch ums Leben gekommen ist. Aber wir haben unsere Kinder vor allem nach Verwandten benannt, wenn also zufällig jemand mit dem gleichen Namen kurz vor der Geburt tragisch gestorben wäre, hätten wir trotzdem eher die Verbindung zu den Verwandten hergestellt.
    Wer weiß, was genau die Eltern der jungen Frau gedacht haben? Letztendlich gibt es vermutlich zu jedem Namen ehemalige Träger gab, die irgendwann mal tragisch oder traurig ums Leben gekommen sind. Vielleicht ist es bei seltenen Namen wieder nur auffälliger? Wie bei Greta, die an Beliebtheit eingebüßt hat, während Luisa weiterhin in den Top 30 bleibt. Wisst ihr, was ich meine? Wir hatten das doch schon mal ganz ausführlich hier diskutiert.
    Und überraschende Bedeutungen eines Namens tauchen nach der Ausstellung der Geburtsurkunde auch häufiger auf als gedacht. Carina heißt z. B. auch ein Teil der Luftröhre – Amelie und Alexia sind bei weitem nicht allein! Selbst internationale Unternehmen mit eigenen Kulturberatern greifen immer wieder mal daneben, wenn sie ihren Produkten Namen geben, die in anderen Ländern zu Ladenhütern werden, weil sie in deren Sprachen peinliche Bedeutungen haben – das Netz ist voll von Beispielen 😉 Nobody is perfect – und Eltern können das auch nicht sein…

    Ich habe übrigens mal von einer Frau gehört, die Lucia genannt wurde, weil am Tag ihrer Geburt das Dorf (in einem armen, tropischen Land) an das Stromnetz angeschlossen wurde. Ich finde den Namen Lucia ja sehr hübsch, hätte aber nicht den Namen des Kindes nur aufgrund eines solchen Ereignisses ausgewählt. Andere Kollegen fanden die Geschichte wiederum super süß und nachvollziehbar.

    Antworten
  4. Eine ehemalige Kollegin erzählte mal, sie habe ihren Vornamen der Klinik zu verdanken, in der sie zur Welt gekommen sei. (Ein Gertrudis-Krankenhaus). DAS finde ich traurig.
    Dagegen ist der Gedanke, eine/n Verstorbene/n mir der Weitergabe des Namens auch weiterleben zu lassen, doch gar nicht so übel.

    Carita sehe ich als Verkleinerung des Namens „Cara“, also lieb&teuer, so wie Evita aus „Eva“, Chiquita aus „Chica“ u.s.w.

    Antworten
  5. Es ist schon interessant wie manch eine zu ihrem Namen gekommen ist. Wenn ich nach dem Krankenhaus benannt worden wäre, in dem ich geboren wurde, dann würde ich jetzt Vincenzia heißen (ein St.-Vincenz-Krankenhaus) – das klingt sehr nach katholischer Ordensschwester, genau wie Caritas. Unter Nonnen kommt Caritas bestimmt vor.

    Carita hat aber einen Buchstaben weniger und wird anders betont. Und -ita ist die spanische Koseform (wie bei Anita und Marita). Vielleicht ist es ja eine Koseform von Cara. Klanglich ist der Name ganz hübsch. Nur die Caritas ist eben sehr bekannt.

    Ich denke bei Carita sofort an Caritas. Und im Zusammenhang mit Katastrophen gehört Caritas International oft zu den ersten, die vor Ort helfen. Dadurch ist der Name ja durchaus positiv besetzt.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar