Ein neuer Name ist wie ein neues Leben

Namen sind wie Kleidungsstücke mit Elasthan: ziemlich elastisch. Man wächst rein, liebt sie vielleicht nicht, aber nimmt sie an. One size fits all?! Dass so selten was kneift oder schlackert, liegt natürlich auch daran, dass die Mehrzahl der Eltern nicht allzu risikofreudig ist: Noch heute bekommt jedes zweite in Deutschland geborene Kind einen Namen aus den Top-60. Erweitert man auf die Top-500, sind über 80 Prozent aller Kinder abgedeckt. Trotzdem gibt es Fälle, wo es gehörig in den Nähten kracht. Bei meiner heutigen Interviewpartnerin war das so. In ihrem Geburtsjahr 1975 endete der Vietnamkrieg, Freddy Mercury schrieb „Bohemian Rhapsody“ und das erste Yps-Heft lag an den Kiosken. Ihre Eltern suchten für sie damals einen ganz besonderen Namen aus: Zuleyka. Wenn das kein Hingucker ist!


Ich denke bei dieser Variante der arabischen Suleika („Verführerin“) an Räucherstäbchen und das wallende Indienkleid mit Glöckchen, das ich von einer Cousine geerbt habe. An 1001 Nacht und die schöne Scheherazade. Allerdings auch an lebenslanges Buchstabieren. Ob Suleika zu simpel war oder es ein Name mit dem seltenen Anfangsbuchstaben Z sein sollte? Vielleicht hängt die Schreibweise auch mit der Herkunft der Eltern – sie sind Engländer – zusammen. Jedenfalls gibt es noch andere Zuleykas. Google wirft als erstes die Miss Universe von 2006 aus, eine Puerto Ricanerin.

Räucherstäbchen © pepscostudio - fotolia.com
Räucherstäbchen © pepscostudio – fotolia.com

Zuleyka („Suleika“ gesprochen) wuchs in Bremen auf, ihre Schwester erhielt den überraschend normalen Namen Janine. Anders als die meisten Menschen mit seltenen Namen, die ich befragen konnte, kam Zuleyka als Kind gut zurecht. Sie nannte sich selbst zuerst Zuly („Suli“). „Ich mochte die mit einem ungewöhnlichen Namen verbundene Aufmerksamkeit.“ Außerdem lebte die Familie in einem Multikulti-Viertel, in dem der Name gar nicht mal so auffällig war. Je älter sie wurde, desto mehr störte Zuleyka ihr Name: „Ich mag den Klang nicht. Zum Nachnamen passte er auch nicht. Dazu erwartet man bei dem Namen einen anderen Typ – ich bin blond und habe Sommersprossen – und einen anderen kulturellen Hintergrund. Den Namen Sally zum Beispiel fände ich auch doof, aber er ließe sich wegen der Herkunft meiner Eltern wenigstens erklären.“

Ja, und ihr Name wurde ständig falsch geschrieben oder falsch gesprochen, klar. Zuleyka verleugnete ihn deshalb manchmal und stellte sich anders vor, „bei flüchtigen Bekanntschaften, in der Disco und so“. Im Studium blieb der Spitzname Zu („Tsu“) an ihr hängen, der ihr nicht gefiel. Irgendwann war sie sich sicher: Ich brauche einen neuen Namen. Sie weihte nur wenige Menschen in ihre Überlegungen ein, „den engsten Kreis – aber auch meine Frisörin“. 2008, nach ihrer Hochzeit, die ihr einen eindeutig deutschen Nachnamen bescherte, war es so weit: Sie suchte sich einen neuen Rufnamen aus und degradierte Zuleyka zum stummen Zweitnamen. Die Wahl fiel auf Sonja.

Ein solider 70er-Jahre-Name, würde ich mal sagen. Allein in meiner Kindergartengruppe fallen mir Sonja G., Sonja H. und Sonja P. ein. 1975 stand Sonja auf Platz 15 der deutschen Charts. Für mich hat der Name (zuletzt immerhin noch auf Platz 304) etwas Sonniges und Lebensbejahendes, ich würde ihn gerne Eltern ans Herz legen, die sich für Sunny (331) oder Summer (411) entscheiden – tja … Dass Sonja russisch ist, wusste ich vor meiner Recherche, nicht aber, dass sich um eine Koseform der heute so beliebten Sophia („Weisheit“) handelt.

Sich einen neuen Namen zuzulegen ist nach Sonjas Bericht verblüffend unkompliziert. Etwa 250 Euro kostete das Ganze, plus Gebühren für neue Papiere. Dazu musste sie schriftlich nachvollziehbare Gründe darlegen, die gegen den alten Namen sprachen und die nicht auf den neuen zutreffen durften: „Fatma oder Charlene wären nicht gegangen.“ Im beruflichen Umfeld und bei Behörden klappte die Umstellung reibungslos. Privat gab und gibt es Menschen, die noch den alten Namen nutzen, weil sie es viele Jahre so gewohnt waren. Wer Sonja heute kennenlernt, erfährt meist gar nichts von ihrer Namensgeschichte: „Ich erkläre mich nicht gerne.“ Hat sie den Wechsel je bereut? „Eigentlich nur, wenn Menschen aufeinandertreffen, die mich unterschiedlich ansprechen. Das sorgt jedes Mal für Verwirrung.“

Rebellisch oder angepasst, verspielt oder pragmatisch, verführerisch oder weise: eine Sonja kann alles sein. Durch die Namensänderung ist Sonja bei sich angekommen. „Die Menschen gehen anders auf mich zu als früher. Man kann schon sagen, dass ich mit dem neuen Namen auch ein anderer Mensch geworden bin.“ Sonja hat zwei Söhne, die – das dürfte niemanden mehr wundern – rundum normal und schön Moritz und Luis heißen.

34 Gedanken zu „Ein neuer Name ist wie ein neues Leben“

  1. Respekt!

    Ich bewundere, dass Sonja der Versuchung widerstanden hat, sich mit einem neuen Namen zu verjüngen (wie etwa Dieter Moor). Ihre Gründe sind absolut nachvollziehbar und sollten von allen Eltern gelesen werden, die ihren Kindern ungewöhnliche Namen mit noch ungewöhnlicheren Schreibweisen geben wollen.

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  2. Ich schließe mich elbowins Wertung(en) an.

    Suleika (mit Nebenschreibweisen) ist wirklich ein kurioser Name. Einerseits irgendwie islamisch, andererseits aber doch eher haremshaft-verrucht oder wie aus 1001 Nacht – sozusagen orientalistisch im Sinne von Edward Said.

    Was mir übrigens neu war, ist, daß es relativ unproblematisch und auch nicht sooo teuer ist, seinen Vornamen zu ändern. Ich hatte das so in Erinnerung: „Tierischer Papier- und Antragskrieg plus lange Wartezeit plus 500 € plus Nebenkosten“. Na, im traditionell schluffigen Bremen ist man da vielleicht laxer als etwa in Bayern…

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    • Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie Sonja (und kann ihre ganze Geschichte gut nachvollziehen, wobei ich zehn Jahre jünger bin). Meine Namensänderung fand 2009 in Thüringen statt.
      Bei einem Freund von mir (Änderung 2014 in Bayern) war der Aufwand größer, sein Antrag wurde zunächst abgelehnt und er ist vor Gericht gegangen.

    • Aber was ist denn eigentlich mit der „außergerichtlichen Einigung“? Ganz ohne Gebüren.

      Man erklärt einfach den Leuten, mit denen man sich mit Vornamen anreden will, daß man nicht so heißen möchte, wie es im Perso oder in sonstwelchen Papieren steht.

      Habe ich in den letzten Jahrzehnten mehrfach erlebt:

      – In den Nuller-Jahren reden sich die Nerds selbstverständlich nicht mit Paß-Vornamen, sondern mit Nick an. (Ich war „Harki“ und nicht Klaas.)

      – Vor einem halben Jahr: Eine junge Frau mit einem libanesischen Hintergrund, geboren in D, aber kurioser Libanon-Vorname, legt sich den preußischen Aristokraten-Namen Kira zu. Kein Problem. schon in der Grundschule nicht.

      – Vor ca. fünfzehn Jahren: Eine junge Frau schaltet von ihrem ihr verhaßten Erstnamen auf einen Diminutiv ihres Zweitnamens um. Aus X wird Finn. Von Finja. (Fünn als Jungsnamen gab es damals noch nicht.)

      Und in allen Fällen wurde das vom gesamten Umfeld sofort geschluckt.

      Man kann sich heute seinen Vornamen selbst aussuchen, ohne Gebühren zahlen zu müsse! *freu*

    • Sicherlich kann man das eigene Umfeld bitten, einen Cassis statt Framboise zu nennen und wenn die Leute einen wirklich mögen, machen sie das auch.
      Dennoch bereue ich es nicht, Papierkram auf mich genommen und Geld bezahlt zu haben und das vor allem vor meinem Studienabschluss und Umzug in eine andere Stadt. Mich für Praktika schon als Cassis bewerben zu können und auch die Zeugnisse auf den Namen ausgestellt zu bekommen war toll. Und dann ist da z. B. mein Chor, der als Verein organisiert ist und in dem ich Beiträge zahle, zumindest der Kassenwart würde ja sehen, dass das Geld vom Konto einer gewissen Framboise kommt, und sich wundern.
      Man muss mit einer offiziellen Änderung einfach weniger erklären und das genieße ich.

    • Cassis,

      es sei Dir und allen anderen, die ihren Namen geändert haben, von Herzen gegönnt. 🙂

      Ich habe heute im Laufe des Tages immer mal wieder überlegt, warum bei mir selbst ganz leichter Unmut durchschlägt, wenn es um das Thema formelle Namensänderungen geht. Zumal ich selbst ja gut lachen habe: Ich bin mit meinem Namen rundheraus glücklich.

      Es ist vielleicht einfach struktureller bzw. kultureller Konservativismus und steifnackige Borniertheit meinerseits. Mea culpa. Und ich meine ja (habe ich hier schon x-fach gesagt), daß der Staat den Eltern heutzutage viel zu viele unverantwortliche Scheußlichkeiten durchgehen läßt. Warum dann Unmut darüber empfinden, wenn die Kinder sie mit Hilfe des Staates ändern wollen?

      Also: Werdet glücklich in Euren selbstgestrickten Pullovern! 😉

      Nur eben sich durch einen neuen Vornamen jünger zu machen, als man ist, oder sich sonstwie die falschen (meist zu großen) Stiefel anzuprobieren, das finde ich, siehe oben, blöd.

    • So konservativ ich auch bin, bei Zuleyka und Framboise habe ich für eine Namensänderung volles Verständnis. Das könnte schon echt belastend sein.

      Eine Bekannte hat ihren Namen von Sabine in einen spanischen Namen umgewandelt, weil das ursprüngliches Sabine die Namenswahl ihres Vaters war, dem sie nicht so nahestand. Konnte ich auch irgendwie nachvollziehen, wobei ich jetzt nicht auf einen spanischen Namen umgestiegen wäre.

      Finde es gut, dass man in Deutschland wenigstens glaubhaft begründen muss, warum man seinen Namen ändern will. Denn man nimmt seinen Eltern da schon etwas weg und bricht mit einer tief verwurzelten Kulturtradition. Ich selber würde mich, glaube ich, mit fast jedem Namen arrangieren, den meine Eltern mir hätten geben können, aber als Frau, z.B., wahrscheinlich nicht mit Framboise und vielleicth auch nicht mit Zuleyka. Könnte mir auch vorstellen, aus religiösen Gründen den Namen zu wechseln, z.B. wenn ein Muslim Christ wird oder umgekehrt.

    • Denn man nimmt seinen Eltern da schon etwas weg und bricht mit einer tief verwurzelten Kulturtradition.

      Das war in der Tat genau der Ursprung meines Unbehagens! Der Vorname sollte die Prärogative der Eltern sein. Da hätten dann also weder der Staat noch die Kinder selbst mitzureden.

      Allein: Man schaue sich in den BdW jede Woche hier, freitags morgens, an, wohin das führt. :-/

      (Cassis und Framboise übrigens habe ich mal ganz fröhlich-naiv-hannöversch für „Symbolnamen“, also für Platzhalter für die wirklichen Namen, gehalten…)

      Was ist besser: Ekaterina von Hannover oder Katharina von Hannover?

      😀

    • Ja, es ist wie Jan vermutet hat – ich hieß früher nicht Framboise und heiße jetzt nicht Cassis, das waren nur Platzhalter. (Cassis-Framboise ist ein alter Spitzname, der sich aus einer Anekdote im Frankreichurlaub herleitet).
      Mein Geburtsname war skandinavisch, ist in Deutschland völlig unbekannt und wurde hier häufig als männlich wahrgenommen. Der Klang war mir auch mein Leben lang grässlich. Mein heutiger Name ist zwar russisch, funktioniert in Deutschland aber gut. Ich fand ihn mit 12, die offizielle Änderung war dann ja viele Jahre später – hätte ich zu dem Zeitpunkt wählen müssen, hätte ich vielleicht was deutscheres genommen, aber ich hatte mich an den russischen einfach längst gewöhnt und wurde von vielen Leuten bereits so genannt. Ist halt mein Name und ich habe nie etwas bereut.

    • Also, nachdem ich nun noch einmal drüber nachgedacht habe, meine ich auch, daß die bundesdeutsche Regelung ganz in Ordnung ist: Man kann seinen Vornamen ändern, aber es ist mit einigen Scherereien (Papierkram, Wartezeiten, Gebühren) verbunden, die dafür sorgen, daß man da nicht sozusagen aus Jux oder aus einer Laune heraus tut.

      Daß Gebühren (wie auch Geldstrafen) die ausgebeuteten Klassen immer härter treffen als die herrschenden Klassen, ist ein Problem, das eigentlich schon nicht mehr hierher gehört. Bundeseinheitliche Regelungen (Gesetzgebung und vor allem deren Anwendung in der Rechtspraxis) wären jedenfalls wünschenswert, werden aber oft am Föderalismus der BRD scheitern.

      Kann sich noch jemand an den Post-DDR-Politiker Ibrahim Böhme erinnern? Jahrgang 1944. Wenn mir (Jahrgang 67) so ein Name angehängt worden wäre, hätte ich schon vor Jahren Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um ihn loszuwerden.

      Andererseits finde ich es betrüblich, wenn (wie man gelegentlich hört und liest) Rußlanddeutsche ihre russischen Vornamen in deutsche ändern lassen. Womit ich schon wieder fast beim Thema „Welfenhochzeit 2017“ angekommen wäre und daher mal lieber schnell auf „Kommentar veröffentlichen“ klicke. :mrgreen:

    • Mein Geburtsname war skandinavisch, ist in Deutschland völlig unbekannt und wurde hier häufig als männlich wahrgenommen.

      Ich hätte eigentlich nie drüber nachgedacht, welchen Namen du tatsächlich hattest, cassis, ich kenne dich ja auch gar nicht; aber so eine Rätselaufgabe macht mich spontan neugierig. (Nein, nicht so neugierig, dass ich deinen Namen wirklich wissen möchte, sondern einfach das Rätsel lösen will, du musst auch nicht antworten) – spontan fällt mir bei diesen Vorgaben aber sofort der Name Thurid ein, skandinavisch, ziemlich unbekannt und hierzulande eher männlich klingend. 🙂

    • @ Maria Th.: Wenn du dich vor Neugier nicht halten kannst, schau mal in die BdW 53/2016, da kam der Name vor und ich habe mich sozusagen geoutet.
      Heute heiße ich: „Frieden“ auf Griechisch und davon die russische Form.

    • Sorry für meine Neugier, aber du hast sie halt einfach herausgefordert. 🙂
      Ja, Berit, jetzt erinnere ich mich wieder. Ich bin mit einer Bergit (mit e) zur Schule gegangen; der Name Berit wäre für mich auch nicht gerade das Mittel der Wahl, aber Thurid fände ich im Zweifelsfall viel schlimmer 😀
      Dein jetziger Name ist auf jeden Fall viel schöner und passt vermutlich auch besser zu dir!

    • Ich war natürlich genauso neugierig wie Maria Th., hatte mich aber nicht getraut zu fragen. 😀

      Und richtig, Du hattest das schonmal gesagt… Ich finde diesen Ursprungsnamen übrigens hübsch oder jedenfalls harmlos. Auch daher hatte ich das Outing eher schulterzuckend zur Kenntnis genommen und dann bald vergessen. „Hö. Watt hat se sich denn damit nu so angestellt? Weiberquatsch halt.“

      Und wenn ich das richtig einordne:

      Heute heiße ich: „Frieden“ auf Griechisch und davon die russische Form.

      …ist das eben genau einer der Vornamen, den manche Rußlanddeutsche heute (leider) loswerden wollen. 😉 Auch das ist ein hübscher Name. 🙂

    • Watt hat se sich denn damit nu so angestellt? Weiberquatsch halt.“

      So würde ich das aber nicht einfach abtun. Ob einem der eigene Name gefällt, hängt nicht nur davon ab, ob ihn andere schön oder auch nur annehmbar finden, das muss für einen selbst schon passen. Viele haben ja irgendwann im Leben (meist in der Kindheit oder Pubertät) Probleme mit ihrem Namen und „versöhnen“ sich später damit bzw. können ihn für sich „annehmen“. Wenn man sich aber mit seinem Namen partout nicht identifizieren kann, warum auch immer, dann ist ein Namenswechsel doch sinnvoll.

    • Es ist so, wie Maria Th. sagt, ich konnte mich einfach nie abfinden.
      Manchmal denke ich, dass meine Namenswahl doch ein bisschen albern war, da ich keine russischen Vorfahren habe, aber andererseits kenne ich auch eine deutschstämmige Tatjana in meinem Alter und mit sowas wie Swetlana oder Ludmilla hätte ich noch tiefer in die Klischeekiste gegriffen. 😉

    • Nein, ich finde deinen neuen Namen schön und nachdem es eine ähnliche deutsche Form gibt (anders als bei Tatjana z.B.), finde ich das nicht albern. Dass du keine russischen Vorfahren hast, weiß ja eh keiner. Also: alles gut!

    • Das ist jetzt reiner Zufall (Rainer Zufall!), dass ich das gerade gefunden habe unter der Rubrik „Mädchen ohne a“: 🙂

      Zum Schluss noch ein paar Mädchennamen ohne Vokal am Ende, die mir gefallen: Anouk, Berit, Dorit, Elinor, Gwen, Irmelin, Jordis, Katalin, Lisbeth, Merlind, Pilar, Rahel, Silvelin.

    • cassis und Maria Th.,

      das mit dem „Weiberquatsch“ war kein verächtliches „abtun“, sondern sozusagen ein schulterzuckender Rückzug aus einer Sphäre, für die ich als Mann sozusagen nicht zuständig bin und in der ich nichts zu sagen habe. „Laß die Frauen mal machen.“ – so ungefähr. Wie die Frage nach der Größe von irgendwelchen Karos, dem gesündesten Baby-Frühstückstee oder dem hübschesten Kolorations-Farbton. „Paßt schon, macht Ihr mal.“ – so war das gedacht. 🙂

      Der Lacher für mich von außerhalb der Sphäre war freilich, daß ich beide Namen sehr hübsch finde. Und der kleine Zusatz-Lacher für mich: Der Geburtsvorname klingt so ähnlich wie mein eigener Nachname, der von den Nasen hier notorisch falsch ausgesprochen wird, nämlich mit geschlossenem statt mit offenem e (also „eh“ statt „äh“).

    • Ich hatte die Bemerkung nicht als beleidigend aufgefasst.
      Vornamensänderungen sind übrigens kein reines Frauenphänomen – weiter oben habe ich ja einen Freund erwähnt, der den Weg auch gegangen ist. Da ist allerdings der Hintergrund noch anders und ich will die Geschichte hier nicht breittreten, da es eben nicht meine ist.

    • Nein, cassis, ich halte das auch nicht *allgemein* für ein „reines Frauenphänomen“.

      Hatte ich ja schon gesagt: Wenn ich selbst Ibrahim, Pius Gregor oder David Abraham hieße, würde ich auch den kompletten Instanzenweg ausschöpfen, solange noch ein paar Kröten da wären, um das loszuwerden.

      Nur in *Deinem* Fall ist es für mich ein Frauenthema. 🙂 Insofern mir, wie gesagt, Dein Geburtsname und Dein jetziger Name gleich hübsch erscheinen. 🙂 Und ich eben wirklich nicht verstehe, warum Du als gebildeter und kultivierter Mensch nun mit Deinem Geburtsnamen sooo unzufrieden gewesen bist.

      (Mit der kleinen Sonder-Kuriosität, daß viele unser rußlanddeutschen Landsleute mit Deinem Wahlnamen eher unglücklich sind.)

      Daher eben das Schulterzucken und der Verweis auf andere Sphären.

  3. Suleika kenne ich auch nur als „Zuckerpuppe von der Bauchtanztruppe“, und diese Assoziation finde ich auch nicht gerade schön. Den Wunsch nach einem „normalen“ Namen kann ich da nachvollziehen. Persönlich hätte ich sicher Susanna/e gewählt, weil er zeitlich passt, näher am ehemaligen Namen liegt und man damit den ein oder anderen Rufnamen sicher übernehmen kann.
    Verbieten wollen würde ich den neuen Eltern Namen nicht gerade, ich würde ihnen nur auferlegen, in eine Schulklasse zu gehen und sich mit dem „Wunschnamen“ vorzustellen: „Ich heisse Pumuckl Schultz und bin euer neuer Mathelehrer.“

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    • Stimmt, das Zuckerpuppenlied kenne ich ja auch 🙂 Wenn ich mich richtig erinnere, steckt da am Ende aber eine Elfriede dahinter.

      Nach Susanne habe ich Sonja auch gefragt, der Name gefiel ihr vom Klang her nicht.

    • Bill Ramseys „Zuckerpuppe“ wurde 1961 veröffentlicht. Ich schließe mal messerscharf, dass auch 1961 der Name Elfriede schon ziemlich out war, nur so erklärt sich dieser Gegensatz der süßen sexy Zuckerpuppe, die sich als dröge Elfriede aus Wuppertal entpuppt, noch altbackener und spießiger könnte man es fast nicht ausdrücken.
      Mit mir ging noch eine Elfriede ins Gymnasium, die Arme hatte den altmodischsten Namen der Welt!
      Wenn man auf die Namensstatistik schaut (ich kann das leider nicht so elegant verlinken wie Knud), stellt man fest, dass Elfriede 1915 ihren Höhepunkt – nein, dass der NAME Elfriede 1915 seinen Höhepunkt erreicht hatte 😀 und nach dem Krieg ganz schnell ins Bodenlose stürzte, so dass tatsächlich 1961 der Name hoffnungslos „weg“ war. Von mir aus kann das auch so bleiben, ich bin kein Fan dieses Namens.
      http://www.beliebte-vornamen.de/5262-elfriede.htm

  4. Zu Mark: Namensänderung im Zusammenhang mit Religion: Das geht ja auch ganz unbürokratisch – Wenn man sich christlich taufen lässt, kann man sich (muss nicht) einen (meist) christlichen Taufnamen wählen. So kenne ich es zumindest von katholischen Taufen von Erwachsenen oder älteren Kindern.
    Wenn man Wert darauf legt, kann man sich ja dann einfach mit dem Taufnamen ansprechen lassen.
    Ich kann mir vorstellen, dass manche das einfach so machen, ohne den Namen „auf dem Papier“ komplett zu ändern. Bei manchen bleibt der Taufname auch stummer oder nur bei bestimmten Anlässen verwendeter Zweitname.

    Viele Grüße

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    • Aber sich taufen lassen, nur um an einen neuen Namen zu kommen? Und was, wenn man schon getauft wurde? Auch wenn Religion für viele keine oder nur eine geringe Rolle spielt, haben die meisten doch bis zur Kommunion/Konfirmation „durchgehalten“, und eine erneute Taufe dürfte eher die Ausnahme sein.
      Im Übrigen löst es nicht das Problem mit Ausweisen und dergleichen…

    • Richtig. Und soviel ich weiß, erfolgt beim Konvertieren auch keine erneute Taufe, getauft ist getauft. Also auch keine wirkliche Lösung.

    • @Barbara und Maria Th.

      Es geht ja jetzt wirklich um ungetaufte Menschen, die sich zum Christentum bekehren (und zwar nicht, weil sie einfach einen neuen Namen wollen, sondern weil ihnen der Vorname Ali oder Islam nicht mehr passend erscheint, wegen ihres neuen Glaubens). Bei uns in der Gemeinde wurde ein Mann namens Islam getauft–auch wieder auf den Namen Islam. Das war schon interessant. Man kann das Wort „Islam“ (Unterwerfung) natürlich eigentlich auch auf den christlichen Gott beziehen, aber die kulturellen Verweise auf einen anderen Gott sind doch sehr stark. Andererseits enthalten viele nun christlichen Namen Hinweise auf andere Religionen, wie auch mein Name Mark auf den römischen Kriegsgott Mars verweist. Aber der Name ist sozusagen durch die Kirchen- und Kulturgeschichte „umgetauft“ worden.

      @Chiocciola:

      Ja, ich kenne auch Erwachsene, die katholisch getauft wurden und sich einen Heiligen auswählten, nach dem sie getauft/benannt sein wollten. Die meisten sehen diesen neuen Namen als separaten liturgischen Namen an, der im Alltag nicht vorkommt, aber man könnte es auch anders handhaben.

    • Hatte oben einen Satz etwas missverständlich formuliert: ich meinte, die Glaubensbekehrung kommt zuerst, um des Glaubens willen und unabhängig von irgendwelchen Namenswünschen, dann die Taufe als Folge der Bekehrung, und die Namensänderung dann nur als Begleiterscheinung der Taufe.

  5. „Es geht ja jetzt wirklich um ungetaufte Menschen, die sich zum Christentum bekehren (und zwar nicht, weil sie einfach einen neuen Namen wollen, sondern weil ihnen der Vorname Ali oder Islam nicht mehr passend erscheint, wegen ihres neuen Glaubens). Bei uns in der Gemeinde wurde ein Mann namens Islam getauft–auch wieder auf den Namen Islam. Das war schon interessant. Man kann das Wort „Islam“ (Unterwerfung) natürlich eigentlich auch auf den christlichen Gott beziehen, aber die kulturellen Verweise auf einen anderen Gott sind doch sehr stark. Andererseits enthalten viele nun christlichen Namen Hinweise auf andere Religionen, wie auch mein Name Mark auf den römischen Kriegsgott Mars verweist. Aber der Name ist sozusagen durch die Kirchen- und Kulturgeschichte „umgetauft“ worden.

    @Chiocciola:

    Ja, ich kenne auch Erwachsene, die katholisch getauft wurden und sich einen Heiligen auswählten, nach dem sie getauft/benannt sein wollten. Die meisten sehen diesen neuen Namen als separaten liturgischen Namen an, der im Alltag nicht vorkommt, aber man könnte es auch anders handhaben.“

    Mark, so hatte ich deine Anmerkung (bezüglich Namensänderung aus religiösen Gründen) auch verstanden und so war mein Beitrag auch gemeint.

    Bei Neu-Christen, die aus islamisch geprägten Ländern stammen und sich z.B. in Deutschland taufen lassen, kommt vielleicht noch dazu, dass dann einen in Deutschland gebräuchlichen Taufnamen wählen können und mit diesem dann in Deutschland vielleicht besser zurechtkommen. Ich habe vor einigen Monaten die Taufe eines 12-jährigen aus Syrien stammenden Jungen miterlebt, er hat sich als Taufnamen einen in Deutschland sehr beliebten Jungennamen gewählt. Sein ursprünglicher Name ist eher negativ assoziiert (vgl.bar mit Adolf). Ob er sich jetzt konsequent seinen Taufnamen als Rufnamen verwendet, oder bei seinem ursprünglichen Namen als Rufname geblieben ist, oder das mal so, mal so macht, weiß ich nicht genau.

    Viele Grüße

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