Immer mehr Neugeborene würden einen biblischen Namen bekommen, haben zahlreiche Standesbeamte und Journalisten in letzter Zeit behauptet. Welche Namen das genau sind und vor allem welche Zeiträume sie da verglichen haben, wurde leider nicht erklärt. Um etwas für Aufklärung zu sorgen, stelle ich hier die häufigsten biblischen Vornamen der Geburtsjahrgänge 1911, 1961 und 2011 gegenüber:
Die beliebtesten weiblichen Namen aus der Bibel
1911 | 1961 | 2011 |
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Die beliebtesten männlichen Namen aus der Bibel
1911 | 1961 | 2011 |
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Die Zahlen in Klammern geben an, auf welchem Platz der Vornamenhitliste der jeweilige Name steht. Dabei handelt es sich um die vom mir selbst recherchierten Vornamenranglisten der Jahrgänge 1911, 1961 und 2011. Bei der Auswahl der Namen habe ich mich auf die Definitionen in Vornamenlexika verlassen. Falls ich einen biblischen Namen übersehen haben sollte, bitte ich um einen Hinweis (möglichst mit einer Bibelstelle als Referenz).
Bei den weiblichen Vornamen scheint sich der Anteil biblischer Namen in den letzten hundert Jahren nicht sehr verändert zu haben. Für Jungen waren biblische Namen 1911 aber eher ungewöhnlich. Zwischen 1911 und 1961 gab es einen deutlichen Aufwärtstrend der aus der Bibel übernommenen männlichen Vornamen.
Professor Jürgen Udolph hat auch ein Erklärung dafür, warum viele biblische Namen auf der Liste sind:
Es sind Klassiker. Manche halten sich schon seit Jahrtausenden. Sie wurden früher oft bei der Geburt gegeben. Da hat man Namen von Heiligen, Märtyrern, Päpsten, Bischöfen der Kirche ausgewählt für Neugeborene, in der Hoffnung, dass dieser Name das Leben des Neugeborenen beschützen möge. Der Glaube an die Kirche, an Märtyrer, die für den Glauben gestorben sind, hat dazu geführt, dass man diese Namen ausgewählt hat. Wir haben einen ganz starken Einfluss der christlichen Kirche auf die Vornamen. Die Tendenz war so stark, dass das bis heute immer noch nachklingt.
- Zitat aus: Das Christentum hat die Namensgebung geprägt (evangelisch.de)
Ich möchte noch auf den Unterschied zwischen biblischen Namen und christlichen Namen eingehen: Biblische Namen sind solche, die in der Bibel vorkommen und somit sprachlich aus dem Hebräischen und Aramäischen stammen. Zu den christlichen Namen gehören auch nicht biblische Heiligennamen mit lateinischem, griechischem oder germanischem Ursprung.
1961/Platz 2 Andreas ist auch biblisch, siehe http://www.bibleserver.com/#/search/EU/Andreas/1
1961/Platz 9 Stefan ist ebenfalls biblisch (kommt aber schon nicht mehr in die TOP-5!) (Suche nach Stephan findet Stephanus und Stephanas)
damit kommt auch bei den Mädchen Andrea (5) in die Liste (die Namen 1961 werden biblischer …)
2011: Felix (Platz 9) kommt auch in der Bibel vor (als römischer Statthalter) – damit werden auch die Jungennamen 2011 biblischer. Inwieweit Mia aber noch als Biblisch durchgeht … naja, Hans ist ja auch ziemlich weit von Johannes entfernt.
Danke für die Hinweise, ich habe die Liste jetzt erweitert.
Interessant, aber ich wusste gar nicht, dass Else, Susanne, Bettina, Manuela, Mia, Hans, Michael und Luca biblisch sind. Hans geht dann also als Abwandlung von Johannes durch? und Luca dann von Lukas? Und von was kommen dann Mia, Susanne…?
Mia ist eine Variante von Maria, Else von Elisabeth.
Danke. Und was ist mit Susanne und Bettina? Bei denen hab ich echt keinen Plan, wovon die eine Variante sein könnten…?
Der Name Susanne kommt im alten Testament vor und Bettina ist eine weitere Abwandlung von Elisabeth.
Im alten Testament heißt jemand Susanne? Ernsthaft? Na gut, dann wird’s wohl so sein, da kommen ja total viele Leute vor. 😀 Danke!
https://de.wikipedia.org/wiki/Susanna_im_Bade
Gehört David nicht auch zu der Liste?
„Biblische Namen sind solche, die in der Bibel vorkommen und somit sprachlich aus dem Hebräischen und Aramäischen stammen“
Dies ist so nicht richtig. Das Neue Testament ist in griechisch geschrieben und enthält viele Namen griechischer und lateinischer Herkunft.
Hhmm. Petra, Andrea, Else und Hans als „biblisch“ zu bezeichnen, finde ich so nicht ganz richtig.
Oder auch Mia und Luca.
Wenke
Die Geschichte von Susanne ist zwar sehr berühmt (und eine der Besten, weil dort die ach-so-frommen bigotten Typen so richtig vorgeführt werden), wird aber von der evangelischen Kirche nicht zum alten Testament sondern zu den Apokryphen gezählt. Der Einwand ist durchaus berechtigt 😉
Raffael und Tobias fallen auch in diese Kategorie; für den praktischen Gebrauch würde ich die Namen aber als „biblisch“ durchgegen lassen.