Anspruch und Wirklichkeit bei der Namenswahl

In seinem Artikel „Von der Kunst der Vornamenssuche“ erklärt ein 36jähriger Vater aus Willich (Niederrhein), nach welchen Kriterien er den Vornamen seines Sohnes ausgewählt habe:


1. Kurz sollte der Vorname sein, da der Familienname eh schon lang genug ist. […]

2. Namen, die derzeit „IN“ sind, kamen auch nicht in Frage. […] Wir tendierten da doch eher zu einem klassischen, zeitlosen Namen.

3. Ausländische oder ausgefallene Vornamen sind nicht unser Ding. […]

4. Es sollte möglichst kein Name sein, der sich verniedlichen oder verstümmeln lässt. […]

5. Eindeutig sollte der Vorname sein. Weniger was den Hinweis auf das Geschlecht angeht […], sondern vielmehr bezogen auf die Schreibweise. […]

Klingt ganz vernünftig. Ich frage mich nur, warum sich die Eltern angesichts dieses Kriterienkatalogs ausgerechnet für den Namen Philipp entschieden haben, denn:

1. Der Name hat immerhin zwei Silben, es gibt kürzere Namen.

2. Philipp ist der dritthäufigste Jungenname der 1990er Jahre, also ein Modename und alles andere als zeitlos.

3. Der Name stammt aus dem Griechischen.

4. Philipp lässt sich prima als Phil abkürzen.

5. Von Janick / Yanik usw. abgesehen gibt es nicht viele Namen mit derart vielen etablierten Schreibweisen. Neben Philipp kommen z. B. Philip, Phillipp, Phillip und Filip regelmäßig vor.

7 Gedanken zu „Anspruch und Wirklichkeit bei der Namenswahl“

  1. Gut, wenn es ein Junge ist, dann passt mein Vorschlag nicht ganz, aber wir haben unsere Tochter nach den gleichen Kriterien benannt:

    Iris!

    => Ist nicht „in“ und war auch nie in, aber jeder kennt mindestens eine Iris.

    => Gut, ist ausländisch, aber häufig in Deutschland verwendet und Iris ist auch ein Begriff in der Medizin und Technik.

    => Gibt es eine Verstümmmelung für Iris? Kenn ich nicht.

    => Sowohl das Geschlecht als auch die Schreibweise ist mehr als eindeutig 😉

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  2. was soll das??

    da wird ja fast jede kriterie übergangen…
    ich hätte Emil (ok) ausgewählt oder Noah (schön), Dirk (bäh, Paul (schön), Leo/Leon (schön), ……… aber philipp??

    zu Mark: Iris ist sehr schön!

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  3. *seufz*
    Ich kenne das „Problem“, meine Eltern hatten kurz vor der Geburt meiner Schwester und mir in etwa die selben Vorstellungen, was unsere Namensauswahl betreffen sollte – und jetzt heißen wir Jeannette und Natalie.

    Die Namen sind zwar schön, in meinen Augen jedoch absolute Modenamen. Und eigentlich hatten sie mir immer vorgepredigt, dass sie unbedingt nicht ZU moderne Namen wollten. O_o Versteh einer die Logik…

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  4. Meine Tochter hat es sich nicht nehmen lassen, bei der Namensgebung für das noch ungeborene Baby ihrer Patin mitzureden. Nachdem ihre Vorschläge Finn (zu sehr Modename) und Timmy (kein richtiger Name und Tim zu häufig) abgelehnt wurden, bekam sie die Auswahlkriterien mitgeteilt: Selten und eine schöne Bedeutung. Also zogen wir die Top 500-Liste von 2018 jenseits der Top 100 zu Rate und meine Tochter wählte Namen aus, die ihr gefallen. Der Name Luan fand auch bei den werdenden Eltern Gefallen. Derzeitiger Stand: Luan Mio Matteo.
    Kann man machen, aber bei den Kriterien hätte ich eine andere Auswahl erwartet.
    Meine Tochter spricht schon so konsequent von Luan, dass die Eltern da wahrscheinlich nicht mehr zurück können.
    Viele Grüße

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  5. Knud, das ist total spannend beschrieben, und jeder findet sich in ähnlicher Dilemma wieder.
    Kennst du ähnliche Beispiele, die du hier auf deinem Blog wiedergeben könntest (Entscheidungskriterien + Entscheidung)?

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