Die wenigsten Menschen suchen sich aus, wie sie heißen. Mika aber gehört dazu. Doch es war ein langer Weg bis dahin. Hört man ihm zu, wie er seine Geschichte erzählt, stockt einem öfter mal der Atem. Als er 1963 geboren wird, ist es für seine Familie ein Schock: Das Neugeborene ist weder eindeutig Mädchen noch Junge. „Ich bin ein XXY-Mensch“, weiß Mika heute. Das heißt, er hat ein zusätzliches X-Chromosom. Er wird auf den Namen Astrid getauft und als Mädchen aufgezogen. Doch das funktioniert nicht.
Er kann gerade mal schreiben, als er selbst einen Namen für sich wählt: Michael. In seinem Geburtsjahr der zweithäufigste Jungenname, der aus der Bibel stammt und „Wer ist wie Gott?“ bedeutet. Wie er darauf gekommen ist, weiß er nicht. „Es war wohl die Weisheit eines Kindes.“ Welchen Jungennamen seine Eltern vor der Geburt für ihn ausgesucht haben? Das erfährt er nie, mittlerweile sind beide Eltern verstorben. Seine Wahl müssen sie zwangsläufig akzeptieren: „Auf Astrid habe ich nicht gehört.“ In der Schule ist er Außenseiter, „der Komische, der Schwule“ – trotz des Mädchennamens, der im Klassenbuch steht. Erst als er mit 14 einen Erzieher mit langen Haaren hat, lässt er sich die Haare wachsen.