Der Name Nikodem war 2024 in Polen sehr populär. Bei uns hat er es (noch?) nicht in die Top 500 geschafft und dürfte außerhalb polnischer Familien ein ziemlicher Hingucker sein. Mir gefällt Nikodem, nicht zuletzt, weil er mir aus meinem früheren Leben als Magd auf mittelalterlichen Märkten geläufig ist (in der zweiten Hälfte der 90er Jahre). Da gab es einen Gaukler, der sich Nikodemus nannte. Einen positiv besetzten, weisen Nicodemus kenne ich außerdem aus dem von mir als Kind geliebten Zeichentrickfilm „Mrs. Brisby und das Geheimnis von NIMH“ (1982).
Ich frage mich allerdings, ob die klangliche Nähe von Nikodem zu Nikotin ein Risiko darstellen könnte. Ist es nicht gerade so, dass man bei sehr seltenen Namen unweigerlich nach Merkhilfen, klanglichen Ähnlichkeiten sucht? Könnte es ein Nikodem später mal mit Raucher-Witzchen zu tun bekommen, während der Anklang bei einem schon unzählige Male gehörten, eindeutig als Namen abgespeicherten Nico oder Nicolas niemandem auffällt?
Die Frage lässt sich auch auf andere eher seltene Namen übertragen: Muss ein Mikkel fürchten, mit Akne in Verbindung gebracht zu werden? Wird eine Pola wegen ihres Namens verarscht? (Wer die Minions kennt: Die würden sich über Po-la ganz sicher königlich amüsieren.) Und noch weiter gefragt: Macht es einen Unterschied, ob eine vielen Menschen zunächst in den Sinn kommende Assoziation ein neutral bewerteter Begriff oder Gegenstand ist, beispielsweise beim Namen Tassilo etwas, das man in jedem Geschirrspüler findet, oder eben ein hochtoxisches, abhängig machendes Alkaloid?
Fragen über Fragen. Wer sich mit so etwas herumschlägt, beweist wohl entweder, dass er oder sie allzu viel über Namen nachdenkt (ich?!) oder aber für sein Kind unbedingt bloß in den Top 50 stöbern sollte – sicher ist sicher. Oder wie seht ihr das?
PS: Der erste Google-Treffer für „Nikodem Polen“ ist bei mir ein „berüchtigter polnischer Verbrecher“, Nikodem „Nikos“ Skotarczak (1954–1998), noch vor einem theoretischen Physiker und mehreren Sportlern. Aha?
PPS: Pola ist in Polen auf Platz 8.
- Übersicht: Alle unsere guten Namens-Fragen
- Mein seltener Name und ich: Oke
- Lustig, lustig: Niklaus ist ein guter Mann
- Minerva oder: Wie nervig sind Assoziationen?
- Ratgeber: Soll’s ein besonderer Name sein?
Bei Tassilo denke ich an die kleine Tasse aus „Die Schöne und das Biest“ und daher ist der Name für mich wirklich ein Tassenname.
Bei Nikodem habe ich noch nie an Nikotin gedacht. Im Polnischen wird der Name „ni-KO-demm“ ausgesprochen, ist also weit entfernt von Nikotin. Ich würde den Name „ni-ko-DEM“ aussprechen.
Zu Mrs Brisby und das Geheimnis von NIMH, ich habe den Film als Kind so geliebt! Auch wenn er wirklich gruselige Stellen hatte.
Nikodemus kenne ich als ein Pferd aus „ONCE upon Time“ es tauchte nur in einer Folge auf, der Name war aber so eingängig, dass ich ihn mir gemerkt habe.
Manche Assoziationen treten häufiger auf als andere, denke ich. Bei Mikkel hätte ich eher an Nickel gedacht, als an Pickel.
Ich denke leider jedes Mal, wenn ich den Namen Enis höre, an das Wort Penis und das nur, weil es sich reimt. Das ist so dämlich und pubertär, aber ich kriege das nicht aus meinem Kopf.
Und wenn jemand Eeeeeesther sagt, denke ich an die Ester-Säure. Ich spreche den Name „es-Ta“ aus.
Bei den Namen Abel denke ich an den Bauchnabel (ich habe es irgendwie mit Reimen).
Abbe erinnert mich an Aber, Grete an die Gräte und Marta an martern.
Vielleicht ja das auch was mit dem Namensgeschmack zu tun. Alle diese Namen sind nicht mein Fall, Nikodem hingegen hat was, vielleicht lässt die „Liebe“ zu einem Namen eine negative Assoziation nicht mehr zu.
„Vielleicht lässt die ‚Liebe‘ zu einem Namen eine negative Assoziation nicht mehr zu.“
Das wäre ja gerade das „Problem“, wenn man so will: Eltern mögen einen Namen, ahnen nichts Böses – aber (durch Seltenheit ungewöhnlich viele) andere kleine und große Menschen kommen auf ein Wortspiel und triezen das Kind ggf. damit.
Deswegen ist es sinnvoll, den Name „auszuprobieren“. Bei Starbucks eine Café aus den Namen zu bestellen (oder einer weniger überteuerten Kette,
die Namen auf Becher schreibt und ausruft), ihn laut auszusprechen, ihn zu googeln.
Vielleicht eine Vertrauensperson einzubeziehe oder sich hier an uns wenden.
Stimmt, es kamen schon lange keine Anfragen mehr von werdenden Eltern…
Das mit dem Café ist eine tolle Idee.
Sämtliche im Text genannten Assoziationen sind mir vorher gar nicht aufgefallen. Bei Pola denke ich an Pola Roy von der Band Wir sind Helden, was ich immer einen lustigen Künstlernamen fand (besser als Judith Holofernes). Die restlichen Namen lösen keine speziellen Assoziationen bei mir aus. Aber ich denke auch, dass Miez recht hat. Bei ungeliebten Namen hat man eher negative Assoziationen – bei mir vor allem kurze Namen mit dunklen Vokalen wie Ulla, Ulf, Bruno, Rolf, Paul, Horst, die lassen mich irgendwie an Steinzeitmenschen denken, die dumpfe Laute ausstoßen.
Ich kenne ein türkisches Kind namens Enes. Mein Mann hat sofort gemeint, der wird bestimmt später mal als (englisch gesprochen) „anus“ gehänselt, während ich auch eher an Penis dachte. Der Arme ist also doppelt belastet, oder sogar dreifach, weil sich sein Nachname auch noch auf Döner reimt. Keine gute Namenswahl der Eltern, muss ich ehrlich sagen.
Bei Nikodem hatte ich an eine Langversion zu Niko gedacht, den ich auch nie mit rauchen verbunden hatte.
In „die Schöne und das Biest“ dachte ich ursprünglich, dass der Name extra für diese Tasse erfunden wurde. Frage: hat die Tasse nur in der deutschen Version diesen Namen?
Meine Assoziation war bei Enis die Gleiche. Der Junge, den ich kennengelernt hatte, hat Wurzeln in Albanien, woraufhin ich recherchiert habe, ob das männliche Geschlecht in dieser Sprache womöglich anders heisst und darum diese Brücke nicht geschlagen wird. Aber… der gleiche Begriff!
Im Englischen heißt Tassilo jedenfalls Chip (bezieht sich auf den Sprung/Abplatzer in der Tasse), seine Mutter Mrs. Potts (statt Madame Pottine). Vermutlich ist Tassilo nur für Deutschsprachige witzig.
Französisch: Zip und Madame Samovar 🙂
Die Recherche hab ich selbst auch gerade gestartet. In fast allen Sprachen, für die ich geschaut habe (Wikipedia: Englisch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Spanisch, Arabisch), heisst die Tasse wie im englischen Original „Chip“ sogar auf Arabisch تشيب , wo das Wort „Tasse“ herkommen soll.
Nur auf Französisch (siehe Annemaries Antwort, Zip) und auf Italienisch (Chicco) heisst die Tasse anders.
Es nutzt wohl kaum jemand so viel Filmübersetzungshumor wie in Deutschland. Wobei dieser Witz auf alle Tassilos ging und der Name scheint für mich damit nun recht besetzt.
Da wären die Erfahrungen eines in den frühen 80ern geborenen oder noch älteren Tassilo interessant. Ich würde ja auch unabhängig von dem Film die Tassen-Assoziation vermuten. Aber hey, ich denke bei Nikodem ja auch ans Rauchen 😉
Ich habe bei Nikodem noch nie an Nikotin gedacht und bei Mikkel nicht an Pickel, obwohl ich sonst für Namensassoziationen anfällig bin.
Ich habe ein ähnliches Problem leider mit Victor/Victoria/Vicky, seit ich in einer Gegend lebe, in der V grundsätzlich wie F ausgesprochen wird.
Mikkel und Enis finde ich ähnlich kritisch. Von Nikodem auf Nikotin wäre ich allerdings nicht gekommen. Ich denke auch zuerst an Secret of NIMH.
Nikodem – mein erster Gedanke ist, muss es nicht Nikodemus heißen? Mir fehlt da was, vielleicht weil mir Nikodemus geläufiger ist, auch wenn ich niemanden kenne, der so heißt. Weiß nur, dass Nikodemus in der Bibel steht.
Tassilo – ich denke nicht an Tasse, sondern es klingt irgendwie alt, nach Mittelalter oder zumindest nach älterer Herr. Gab es nicht einen bayrischen Herzog, der so hieß?
Ich habe aber auch eigene Assoziationen:
Natascha – ich kannte als Kind eine Natascha, war die Kleine in ihrer Familie, wurde „Täschchen“ genannt. Seid dem denke ich an Tasche oder Täschchen, wenn ich Natascha höre.
Dennis – meine Assoziationen: Tennis (Dennis spielt Tennis)
… und Rolf Golf…
Täschchen!! Das nenn ich Unterhaltung. Ob Täschchen, diese Anrede als Erwachsene auch noch akzeptiert hat…
Ich würde im Hinterkopf behalten, dass man die Namen hier in einer recht „klinischen“ Umgebung vorliegen hat. Im Alltag dagegen ist der Name ja idR eingebettet in einen Kontext – vllt. steht der Namensträger in Fleisch u. Blut vor einem, oder man hat zumindest ein Foto, eine Stimme, das ungefähre Alter, eine Berufsbezeichnung o.a. Informationen dazu. Dann denke ich bei dem Namen meist einfach an die jeweilige Person, u. weniger an irgendeinen Begriff, der rein zufällig ähnlich klingt od. geschrieben wird.
Daher sehe ich keinen Grund, (werdende) Eltern aufgrund etwaiger Assoziationen verrückt zu machen.
Tatsächlich war Nikodem 2023 schon mal bei uns in den Top 500 (sogar Platz 306!). Aber 2024 war er wieder verschwunden…
Ich kenne einen Nikodemus und einen kleinen Tassilo. Bei Namen gefallen mir und ich habe keine negativen Assoziationen .