Der Papst, Namen und ich

Der Papst, Namen und ich

Als ich etwa neun Jahre alt war, beschloss ich, die erste Päpstin zu werden. Wieso sollten nur Männer den obersten Posten innerhalb der katholischen Kirche bekleiden dürfen? Das fand ich einfach unfair.


Meine Lieblingsheiligen

Ich liebte Gott, ich half gerne Menschen und ich hörte mich selbst gerne erzählen. Ich fand, das waren die idealen Voraussetzungen. Ich hatte mir auch schon einen Namen ausgesucht, sogar zwei: Maria Elisabeth, nach meinen beiden Lieblingsheiligen. Wenn Johannes Paul II (er war mein erster Papst) sich einen Doppelnamen (ganz ohne Bindestrich!) zulegen konnte, dann konnte ich das auch.

Und wenn ich schon mal dabei wäre, würde ich das Zölibat aufheben, denn ich stellte mir das Leben ohne eigene Familie ein bisschen langweilig und einsam vor. Ich wurde jedoch größer und erkannte, dass es gar nicht so einfach wäre, mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Komische Eltern

Und dann kam ich in die Pubertät und da wurden nicht nur meine Eltern komisch (wie das halt in dem Alter so ist ), sondern meine Beziehung zu Gott wurde auch kompliziert, aber das ist eine andere Geschichte. Ich liebe Riten und Feiertage, ich mag das Gewohnte und Erwartbare. Ostern und Weihnachten feire ich immer im Kreis der Familie. Meine Oma und ich kochen gemeinsam und während sie die letzten Schritte erledigt, decke ich den Tisch. Dann lausche mit halbem Ohr der Ansprachen des Papstes und bin immer wieder beindruckt, wie viele Menschen seinen Worten direkt auf dem Platz zuhören und wie sehr sie ergriffen sind.

Als nun Papst Franziskus verstarb und ein neuer Papst gewählt werden sollte, kam meinem namensverliebten Gehirn ein typischer Gedanke in den Sinn: „Welchen Namen wählt der neue Papst denn? Wird er mir gefallen?“ (Denn das ist das Wichtigste, nicht seine Ansichten zur Weltoffenheit, queeren Menschen, Verhütung und Frauen, nein, nein, sondern was der Klang des Namens in mir auslöst).

Papstnamen

Ich spielte mit dem Gedanken über die Papstnamen einen Artikel zu schreiben, aber, ob ihr den lesen wollten würdet? Doch Stammkommentatorin Tameri meinte wenige Tage später, dass das doch ein spannendes Thema sei und nun sind wir hier. Ich bin nicht die erste, die über Papstnamen schreibt, die Internet-Suchergebnisse sind voll davon. Die meisten berichten über die beliebtesten Papstnamen (Johannes, Gregor und Benedikt) und deren Bedeutung. Daran ist nichts auszusetzen, aber es gibt noch so viel mehr.

Zum Beispiel, wieso Päpste überhaupt ihren Namen ändern. Der erste Papst der Geschichte war der Apostel Simon, der durch Jesus Ausspruch: „Tu es Petrus, et super hanc petram aedificabo Ecclesiam meam.“ („Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“) (Mt 16,18) zu Petrus wurde. Strenggenommen war er der erste Bischof von Antiochien, denn bis zur Bezeichnung Papst dauerte es noch eine ganze Weile, doch die katholische Kirche führt das Papsttum auf ihn zurück.

Namensänderungen

Die darauf folgenden Päpste behielten aber ihren eigenen Namen, zumindest gibt es keine Dokumente, die auf eine Namensänderung schließen ließen. Da wären zum Beispiel der modern klingende Linus oder die immer noch gern vergebenen Alexander und Viktor. Dann gibt es die heutzutage total fremd klingenden Namen Telesphorus, Xistus, Zephyrinus oder Miltiades. Viele der ersten christlichen Gemeindevorsteher stammten aus der jüdischen, griechisch sprechenden Bevölkerung. Erst im 3. Jahrhundert nach Christus wurden auch lateinisch sprechende Christen in die Führungspositionen gehoben, das spiegelt sich teilweise auch in den Namen wider (Fabianus, Cornelius, Lucius).

Marcellinus war der Erste, bei dem die Bezeichnung papa (Papst) belegt ist, er starb im Jahr 304. Sein Name ist die Verkleinerungsform zu Marcellus, was wiederum die Verkleinerungsform zu Marcus ist, der Name leitet sich wiederum vom römischen Kriegsgott Mars ab.

In den Anfängen tauchen auch diejenigen Namen auf, die ich besonders stark mit dem Thema „Papst“ verbinde: Clemens, Urban und Pius, allesamt Heilige. Im Laufe der ersten Jahrhunderte geschah es, dass ein Mann mit dem gleichen Namen wie einer seiner Vorgänger Papst wurde. Um sie voneinander unterscheiden zu können, wurde zuerst einmal ein „iunior“ hinter den Namen gehangen wie es bei dem heutigen Sixstus II. geschah (was ich als Lateinlehrerin lustig finde, da Sixstus „der Sechste“ bedeutet). Sobald ein dritter Mann dazukam, wurde er seinem Namen „iunior secundus“ angehangen, was ihm somit zum „zweiten Jüngeren“ machte.

Einfach durchzählen

Da das ganze ziemlich kompliziert war, entschied man sich die Namen einfach durchzuzählen. Erstmals geschah dies bei Papst Gregor III. (731–741). Nun gab es im Laufe des Mittelalters relativ viele Gegenpäpste (nach dem Motto, den mag ich nicht, ich wähle mir selbst einen neuen Papst), sodass diese Päpste stellenweise in die Zählung integriert wurden, dann wieder gestrichen und so weiter und so weiter, sodass die Zahlen hinter dem Namen nicht unbedingt immer den tatsächlichen Stellenwert bezeichnen, aber das wäre ja eher ein Thema für einen Zahlenblog.

Faszinierender finde ich etwas vollkommen Anderes. Denn bis ins sechste Jahrhundert hinein trugen die Päpste ihre Namen. Diese Päpste lebten im römischen Reich, in dem sehr, sehr lange römische Götter angebetet wurden, die für die Katholiken allesamt heidnisch waren. So ist es vielleicht nicht ganz verwunderlich, dass Mercurius sich im Jahr 533 dazu entschied, einen anderen Namen zu wählen, da er nach dem römischen Gott der Reisenden benannt worden war (griechisch Hermes). So wurde aus ihm Johannes II. Was irgendwie auch lustig ist, da dies ein hebräische Name ist. Er bezieht sich auf Johannes den Täufer aus dem Neuen Testament. Neben diesen Namen ist nur noch Zacharias (der Vater des besagten Johannes) als hebräischer Name vertreten.

Neuer Trend

Spannend finde ich aber die Tatsache, dass Dionysios knapp dreihundert Jahre zuvor noch keine Probleme damit hatte, dass er nach dem griechischen Gott des Weins benannt worden war. Wie dem auch sei, Papst Johannes II. hatte einen Trend losgetreten: Jedes Mal, wenn ein Mann Papst wurde, der einen heidnischen Gottes- oder Kaiser-Namen trug, benannte er sich um. So wurde aus Octavian Papst Johannes XII. Als 996 mit Bruno von Kärnten der erste deutsche und 999 mit Gerbert von Aurillac der erste französische Papst gewählt wurde, änderten beide ihre germanischen Vornamen und wurden zu Gregor V. und Silvester II, obwohl ihr Vorgänger Lando seinen germanischen Namen behielt. Er ist übrigens ab da der einzige Papst, dessen Namen nicht von einem anderen angenommen wurde.

Wie werdende Eltern

Ab Papst Johannes XII. wurde die Namensänderung dann Gewohnheit, denn durch die Papstwahl wurde man ein anderer Mensch. Und die Männer suchten sich ihre Namen so aus wie das viele werdende Eltern machen. Sie suchten

  1. Gute Vorbilder und griffen auf ihre Vorgänger zurück, denn viele waren heilig gesprochen worden. Besonders beliebte Heilige waren hierbei Johannes und Paulus sowie Martin (der Typ mit dem Mantel), Nikolaus (der Typ mit den Geschenken) und Stephanus (der Typ mit den Vögeln).
  2. Eine wohlklingende Bedeutung ist auch immer von Vorteil, sodass es nicht verwunderlich ist, dass viele Päpste Pius (der Fromme), Benedikt (der Gesegnete) oder Clemens (der Sanfte) wählten.
  3. Nachbenennungen sind auch nicht schlecht, das konnte entweder ein Vorgänger sein, zu dem man aufsah (Gregor der Große und Leo der Große waren da total beliebt), der einen vielleicht sogar unter die Arme gegriffen hatte (so geschehen bei Papst Nikolaus V. , der sich nach seinem Wohltäter Kardinal Niccolò Albergat benannte) oder ein Verwandter, den man ehren wollte (so wählte Pius III. seinen Namen nach seinem Onkel Pius II.). Auch war es ab der Renaissance kein Problem mehr sich nach einem heidnischen Helden zu benennen, anders als das bei Johannes II. der Fall war. So nannte sich Alexander VI. nach Alexander dem Großen und aus Kardinal Enea Silvio Piccolomini wurde Pius II, offiziell in Anlehnung an den „pius Aeneas“ von Vergil, wobei hier auf die Pflichtbewusstheit von Aeneas angespielt wird, und ganz ehrlich? Ich glaube, der Kardinal war einfach nicht mutig genug, seinen eigenen Vornamen Enea (eine Variante von Aeneas zu behalten), anders als Hadrian VI., Marcellus II. und Julius II. (dessen Taufname Julian war) und hat sich ein Schlupfloch gesucht.

Regeln beachten

Einige Regeln mussten die Päpste aber beachten. Es ist eher unüblich sich nach den Aposteln zu benennen (mit Ausnahme von Paulus, der als Völkerapostel nicht zu „den 12“ gehört) und den vier Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannes. Auch Joseph ist kein Papstname. Doch Kardinal Pietro Barbo fühlte sich im 15. Jahrhundert zu höheren Dingen bestimmt, viel höheren. Er wollte seine Geburtsnamen gerne behalten und Petrus II werden. Petrus ist aber ein großer Nein-Nein-Name, alle Vorgänger, die eine Variante dieses Namens trugen, hatten ihn geändert.

So redeten die Kardinale wirklich intensiv auf ihn ein und er zeigte sich einsichtig und wollte dann einen Namen aus der zugelassen Liste wählen, fühlte sich aber wohl immer noch zu mehr bestimmt und wollte dann Formosus II. werden. Die Bezeichnung „der Schöne“ fanden die Kardinäle dann aber auch ein bisschen viel (und mal ehrlich, ich habe mir Bilder und Büsten angesehen, das wäre wirklich keine gute Namenswahl gewesen, vielleicht dachten sich das die Kardinäle auch) und so wurde er zu Paulus II.

Frischer Wind

Erst im 20. Jahrhundert kam frischer Wind in die Namenswahl auf. So kombinierte Johannes Paul I die Namen seiner beiden Vorgänger und fügte ganz kühn die Ordnungszahl selbst bei.
Papst Franziskus wiederum war der erste nach vielen, vielen Jahrhunderten, der ein ganz neuen Namen wählte, nach dem heiligen Franz von Assi, einem Bettelmönchen und ich finde, er hat eine gute Wahl getroffen, spiegelte die Namenswahl doch seine Einstellungen wider.

Wie soll er heißen?

Als ich so durch die Liste sah, bevor der neue Papst gewählt wurde, überlegte ich, wie er wohl heißen würde. Ich glaubte, dass es einer davon werden würde, kein neuer Name. Vielleicht einer, der in die heutige Zeit passte, der nicht schwierig zu übersetzen wäre, denn der Papstname wird in jeder Sprache übersetzt, wobei man im Türkischen die französische Variante wählt, wobei heute durchaus auch die englische Version zu Tage tritt.

Im Arabischen werden bei Namen, die sich auf einen im Islam verehrten Propheten beziehen in der Übersetzungen Unterschiede zwischen dem Propheten und dem Papstnamen gemacht, was ich ziemlich genial finde. Auch dachte ich, dass es ein Name werden würde, der schon länger nicht mehr gewählt worden war und meine Augen wanderten zu Leo. Am Abend, bevor der weiße Rauch aufstieg, erzählte ich meiner Familie davon und siehe da, aus Robert Francis Prevost wurde wirklich Papst Leo XIV. Ich glaube, ich sollte unter die Namensorakel gehen …

Andere Gründe

Tatsächlich hat sich der neue Papst, dessen Namen „Löwe“ bedeutet aus anderen Gründen für der Wahl des Namens entschieden: „Gerade weil ich mich berufen fühle, diesen Weg weiterzugehen, habe ich den Namen Leo XIV. gewählt“, erklärte er in einem Interview. Sein Namensvorbild ist Papst Leo XIII., „der 1891 mit der enzyklika Rerum novarum die soziale Frage ins Zentrum der katholischen Lehre rückte. „Leo XIII. stellte sich den Herausforderungen der ersten industriellen Revolution – heute stehen wir vor einer neuen: der Revolution der künstlichen Intelligenz und ihrer Auswirkungen auf Gerechtigkeit, Arbeit und Menschenwürde“, sagte Leo XIV. “

Das klingt nach einem starken, erstrebenswerte Namensvorbild und nach guten Zielen für seine Amtszeit.

Und das Allerbeste? Mir gefällt der Name richtig gut, mein flauschiger Kater heißt ja schließlich Lio.

21 Gedanken zu „Der Papst, Namen und ich“

    • Vielen Dank für den Link. Der Hinweis oben „der mit den Vögeln“ hatte mir leider nicht weitergeholfen.

  1. Wow, was für eine interessante Geschichtsstunde zum Thema Papstnamen! Wieder was gelernt. Ein spannendes Thema, vielen Dank dafür, Miez 🙂

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    • Meine Päpstinnen heißen Ursula und Clarissa. Oder, wenn es krauser und frühkirchlicher sein darf, Thekla, Priska und Junia.

  2. Margareta, wegen Margareta von Antiochia.
    Magdalena.
    Anna, nach Marias Mutter
    Vielleicht sind wir ganz Verwegen und suchen was aus dem alten Testament?
    Judith oder Esther?

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  3. In dem Roman „Die Päpstin“ nannte sie sich als Papst glaube ich Johann, weil sie Johanna hieß, wenn ich mich richtig erinnere. Angeblich beruht der Roman ja auf einer wahren Geschichte, und seitdem gibt es diese Vorrichtungen zur Überprüfung, ob der Kandidat tatsächlich ein Mann ist… bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege, ich hab das gerade nicht nochmal recherchiert.

    Johanna wäre jedenfalls eine schöne Option, nach Jeanne d’Arc. Pia ist bestimmt auch ein guter Name für eine Päpstin. Ansonsten vielleicht Franziska, Paula, Theresia… möglicherweise sogar Hildegard? 😉

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    • Die Legende lautet so, ja. Soweit ich weiß, ist sie historisch jedoch recht gut widerlegt (sowohl was die Päpstin, als auch den Männlichkeitstest betrifft).

  4. Eva ist gewagt. Sich Adam zu nennen, hat sich bisher kein Papst getraut, soweit ich weiß. Und Eva ist noch belasteter wegen der Erbsünde. Da müsste sich schon viel tun in der katholischen Kirche, bis das akzeptiert würde.
    Andererseits, wenn es mal eine Päpstin gibt, hat sich eh schon richtig viel getan und Eva ist möglicherweise dann auch rehabilitiert.

    Wie wäre es mit Martina, nach dem heiligen Martin? Kein klassischer Name für Nonnen und angehende Päpstinnen, aber es muss ja nicht immer Kreszentia, Immakulata oder Benedikta sein.

    Agnes, das Lamm, fände ich auch noch gut.

    Ich würde wahrscheinlich Clarissa oder Johanna wählen. Ich heiße allerdings schon mit Zweitnamen Johanna, ist das dann ein Ausschlusskriterium? Das ist aber ohnehin alles sehr hypothetisch, da ich gar nicht religiös bin und mit der katholischen Kirche nichts zu schaffen habe. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ich jemals Päpstin werde.

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    • Nein, dass du Johanna heißt ist nicht unbedingt ein Ausschlusskritierium. Es muss ja ein Heiligenname oder Ähnliches sein. Julius II hieß ursprünglich Julian. Der stand aber nicht mehr auf der Liste. Als hypothetische Päpstinnen erschaffen wir hier ja eine neue Liste, aus der die Nachfolgerinnen wählen würden, wenn wir die Tradition beibehalten würden.

  5. Vivi
    Vielen Dank für den interessanten Artikel. Jetzt weiß ich warum Päpste sich keine Apostelnamen geben und warum Petrus/Peter ein absolutes No Go ist.

    Leo gab es seit mehr als 100 Jahren nicht. Es ist mal wieder ein kurzer Name nach Johannes Paul, Benedikt und Franziskus. Aus deutscher Sicht ist Leo ein moderner Name. Leo und Leon sind beliebt, dazu kommen noch Leon(h)ard und Leopold. Deshalb würde ich bei einem kleinen Leo nicht denken, das ist aber ein Papstname, bei Pius hingegen schon, weil Pius einfach viel seltener vorkommt.

    Ich finde die Namenswahl von Leo XIV. nachvollziehbar. Ich wünsche ihm gutes Gelingen und ein gutes Pontifikat.

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    • @ Mareike: Also ich weiss nicht, warum Apostelnamen sowie Petrus als Papstnamen Tabu sein sollen? Ich habe extra nochmals nachgelesen. Auch Joseph wird ausgeschlossen. Das wird als allgemeine Handhabung deklariert, aber einen Grund habe ich nicht gefunden.

    • Bei Petrus im Speziellen ist Aberglaube im Spiel: Nach den Maleachischen Weissagungen ist der letzte Papst ein Petrus Romanus. Keiner will oder soll der Letzte sein, es soll immer weitergehen mit den Päpsten.

    • Tameri
      Ich denke, Petrus wurde aus Respekt vor Petrus nicht als Papstname gewählt. Der ersten Papst, der ursprünglich Simon hieß und von Jesus Simon Petrus genannt wurde. Das Zitat lautet ungefähr so: „Du bist Petrus, das bedeutet Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“
      Und die anderen Apostelnamen waren nicht üblich, warum weiß ich nicht. Johannes war die Ausnahme, weil es neben dem Apostel und Evangelisten noch Johannes den Täufer gab und der als Namensvorbild für einen Papst akzeptiert war.
      Es war üblich Heiligennamen zu wählen oder Namen von Vorgängern, die gute Vorbilder waren. Deswegen gibt es ja so viele Päpste namens Johannes, Gregor, Benedikt, Pius, Leo …

      Franziskus war die Ausnahme und sein Name war Programm. Er wollte ein Papst für die Armen sein und hat zur Verantwortung für die Schöpfung aufgerufen. Da ist Franz von Assisi genau der richtige Heilige.

      Und Leo XIV. beruft sich auf Leo XIII., der auch in einer schwierigen Zeit gelebt hat. Leo bedeutet Löwe, das vermittelt Mut und Stärke. Leo ist einer starker Name, der ihm Kraft für seine Aufgaben geben möge.

      Es ist ja auch so. Ein Papst hat nicht viel Zeit, sich den neuen Namen auszusuchen. Als Robert Prevost klar war, dass er es werden würde, hat er in der Mittagspause seine Rede geschrieben und sich einen Namen überlegt.

  6. Liebe Vivi
    Vielen Dank für deinen Beitrag. Sehr umfangreich, das waren mindestens drei Artikel in einem, aber das ist auch ein grosses Thema.

    Vielen Dank auch für die Erwähnung meines Namens. Den habe ich mir übrigens auch selbst gegeben, um mal thematisch anzuknüpfen. Tameri ist nebenbei gesagt unisex. Gibt es auch Papstnamen, die unisex sind? Ich habe mal irgendwo von einem Bischoff (oder so) namens Bonaventura gelesen. Das wäre für mich so ein Kandidat.
    Es wurde mehrmals eine ominöse Liste mit einer vermeintlichen Auswahl von Papstnamen erwähnt. Ist das nur ein Gerücht oder gibt’s wirklich eine offizielle Liste?

    Deinen persönlichen Bezug fand ich ganz spannend – die Sicht eines katholischen Kindes. Ich bin als Kind bis Teenager jeden Sonntag mit meinen Eltern in eine ev. Freikirche gegangen. Gleiche Religion, andere Auslebung. (Hier wird ja gerne über Freikirchler gelästert, obwohl man diese noch viel schlechter über einen Kamm scheren kann als Landeskirchen). Dass auch Frauen Pastorinnen sein konnten, war für mich normal, aber es war jedoch auch nicht überall die Regel. Der Religion, Lehre und Kirche war ich also von klein auf sehr nahe. Mein Bezug zum Papst war wiederum eher vergleichbar wie bei anderen „Prominenten“ bzw. Menschen die ein öffentliches Amt im obersten Level bekleiden. Das hat man mitbekommen und auch einordnen können. Mir war mit meinem Background jedoch klar, dass er auf Petrus zurück geht. Aber alles, was zwischen Petrus und dem jeweils aktuellen Papst gewesen ist, ging an mir vorbei. Urban heisst für mich „städtisch“ und „Pius“ heisst ein Krankenhaus in Oldenburg und der verstorbene Onkel eines guten Freundes. Und bei dem Onkel dachte ich, was für ein cooler Name. Ohne Papstbezug finde ich Pius toll! Durch die „Papstbrille“ wird meine Sicht darauf etwas verzehrt und ich weiss nicht mehr wie ich ihn finden soll.
    Mitbekommen habe ich „Wir sind Papst“, den „Papst-Golf“, den Doppelpapst und Franziskus mochte ich tatsächlich sehr.
    Ostern wurde live vom Vatikan gesendet, das ging auch an mir als Kind nicht vorbei und hat mich auch irgendwie berührt – dabei geht es vor allem um die, ich nenne es mal, „Strahlkraft“. Das hat auch immer noch recht viel Prominenz in den Nachrichten. Zu Weihnachten muss man aber eher selbstständig danach suchen oder? Weihnachten ist bei uns der Fernseher aus, das ist für mich auch nicht wirklich festlich. Vielleicht bekomme ich es deshalb nie mit. Aber ich kann es nachvollziehen, dass die Ansprache (oder was der Papst Weihnachten so macht) in diesem Kontext zum Fest und der weihnachtlichen Tradition dazu gehört.

    Vielen Dank für die historische Einordnung und den groben Überblick, ich weiss nun etwas mehr. Für mich wäre Marcellinus einfach ein Doppelname (Marcel-Linus). Aber nun weiss ich, dass es mathematisch die 3. Wurzel von Mars ist.
    Nicht alle haben ihre heidnischen Namen geändert: Es ist vielleicht auch eine Kultursache wie „wichtig“ der Name bzw. dessen Bedeutung ist. Das erlebe ich oft in der Schweiz, dass mit einem komischen Namen nicht so schnell ein Stigma an einem haftet (Kevin oder französische Frauennamen). Besonders fällt das bei Firmennamen auf, die vermutlich auf eigenwillige Familiennamen zurückzuführen sind wie: „Zweifel“ die bekannteste und vermutlich beliebteste Chips Marke (schmecken meiner Meinung nach gar nicht gut und den Namen hätte ich da auch nicht draufgeschrieben), „Grob“ Baufirma (ob die genau arbeiten?), „von Rotz“ ein sehr grosses Autohaus (die Autos der Kunden bekommen teilweise dezente „von Rotz“ Schriftzüge auf die Heckklappe oder auf den unteren Rand von der Nummernschildhalterung und die fahren hier überall herum). Manche Leute oder Bevölkerungsgruppen machen sich da einfach nicht so einen Kopf. Das erstaunt mich hier immer wieder.
    Ja, dem Papst geht es im Grunde wie werdenden Eltern – ein überraschender und lustiger Vergleich!

    Wie schön, dass sich in den Kommentaren hier fast eine feministische Revolution aufgebaut hat. Da kann ich gar nicht mitreden. Ich weiss nicht welche Namen passen und welche nicht. Biblische Namen hätte ich gesagt, davon kenne ich auch nicht alle, aber viele. Da fällt mir Lydia ein, die erste Christin Europas – das ist vielleicht nicht global genug gedacht, aber man kann da bestimmt auch etwas anderes hineininterpretieren. Lydia gefällt mir generell sehr gut.
    Warum manche Christ*innen das alte Testament ausschliessen oder zu übergehen scheinen, verstehe ich nicht. Es gehört doch dazu und das neue Testament bezieht sich in vielen Teilen darauf. Warum keine Namen aus dem alten Testament? Das mag womöglich ein Vorurteil über Freikirchler sein, das ich bestätige, aber ich spreche mal nur für mich, dass ich mit dem alten Testament keine Berührungsängste habe. Es ist die Basis. „Eva“ finde ich super. Der so genannte „Sündenfall“ (schlimmes Wort) ist wie das meiste Interpretationssache. Daher wäre Eva (Menschin) vielleicht genau der richtige Name für die erste Päpstin. Eine andere spannende Interpretation der Schöpfungsgeschichte, die ich von einem katholischen Theologen habe: Der Mensch schafft es nicht einmal, im Paradies zufrieden zu sein.
    Er sagte, dass das alte Testament die typischen Eigenschaften der Menschen an verschiedenen Beispielen zeigen würde.
    In unserer „Höher, schneller, weiter“-Zeit umso aktueller.

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  7. Ich musste neulich mal wieder dran denken:

    Als Johannes Paul II. gestorben war und es darum ging, wer sein Nachfolger werden würde (also kurz bevor „wir“ Papst wurden), gab es als Namensprognose Folgendes:
    „Since the last pope was John Paul, the next one is expected to be George Ringo.“ 😉
    Ich finde, da steckt eine gewisse Logik drin…

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    • Haha, das ist gut. Schade, dass Ratzinger wohl kein Beatles-Fan war. Stattdessen kam nach dem „Polen-Paule“ der „Bayern-Bene“.

  8. Liebe Vivi,
    auch von mir vielen Dank für diesen interessanten Beitrag.
    Obwohl katholisch – gläubig und praktizierend – habe ich vieles nicht gewusst.

    Papstnamen, die ich mir vorstellen könnte zu vergeben, wären

    Johannes
    Benedikt
    und Clemens

    Nikolaus und Martin gefallen mir auch.

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