Ungewöhnliche Vornamen kommen nicht immer dadurch zustande, dass die Eltern es auf etwas Ungewöhnliches abgesehen haben. Das gilt insbesondere für Namen, die vergeben wurden, lange bevor man sich online über den Beliebtheits- und Häufigkeitsgrad schlaumachen konnte. Da konnte es leicht geschehen, dass eine Hochschwangere in einem von A wie Adelgunde bis Z wie Zebedäus sortierten Vornamensbüchlein auf eine Rarität wie Berlind stieß, sie für gut befand, und schon hieß ihr kleines Mädchen so. Oder, andere Variante, die Eltern kommen aus einer Ecke Deutschlands, in der ein bestimmter Name recht alltäglich anmutet, während im Rest der Republik alle nur verwirrt gucken; so erging es etwa meinem früheren Interviewpartner Oke mit seinem typischen Friesennamen.
Die Eltern stammen aus zwei Kulturkreisen
Bei Tifani, die 1983 in Frankfurt zur Welt kam, liegt die Sache noch mal anders. „Meine Eltern stammen aus zwei Kulturkreisen, mein Vater aus Deutschland und meine Mutter von den Philippinen. Außerdem gab es Verwandte in den USA. Alle sollten den Namen leicht aussprechen können, und zu abgedroschen sollte er auch nicht sein. Mein Vater fand Roxana gut.“
Die Wahl fiel dann aber auf Tiffany. Tiffany, so wie in „Frühstück bei Tiffany“, wie die für ihre Verlobungsringe bekannte Nobel-Schmuckmarke oder die buntgläsernen Tiffany-Lampen – ja, so kannte ich den Namen und hätte ihn, obschon nicht allzu häufig in Deutschland, nicht unbedingt in meine Interviewreihe zu Namensraritäten aufgenommen. (Übrigens handelte es sich bei dem Juweliergiganten und bei dem Schöpfer der klassischen Jugendstillampen um Vater und Sohn, Charles Lewis Tiffany und Louis Comfort Tiffany, 1812 und 1848 in Connecticut und New York geboren.)
Wie man‘s spricht
Das Frankfurter Standesamt fremdelte damals mit dem Namen Tiffany, musste erst „überredet“ werden und wollte die Schreibweise erklärt bekommen. „Wie man‘s spricht“, sagte Tifanis Vater, der allein vor Ort war, um den Namen seiner Tochter eintragen zu lassen – und das war‘s dann. „Meiner Mutter wäre natürlich aufgefallen, dass da etwas nicht ganz stimmte“, sagt Tifani, „aber mein Vater ist Legastheniker.“ Und ob es nun von vornherein so gedacht war oder sich so entwickelt hat – Tifani spricht ihren Namen nicht so aus wie eine englisch-amerikanische Tiffany, sondern tatsächlich so, wie er geschrieben wird. Auf die englische Aussprache hört sie aber auch.
Tiffany hätte nicht gepasst
Tifany, Tifanie: Sie hat ihren Namen schon in vielen Varianten geschrieben gesehen. Wäre sie lieber eine Tiffany? „Nein, meine Schreibweise ist mir viel vertrauter, die andere wirkt eher seltsam auf mich. Und schließlich bin ich ja keine Amerikanerin, Tiffany hätte also gar nicht gepasst.“ Ihren Namen empfindet sie als „einfach und zugleich einzigartig, das ist eine schöne Mischung.“ Manchmal bekommt sie für ihren Namen Komplimente. Gelegentlich fragt jemand, ob sie Amerikanerin sei. Sie kam auch prima klar, als sie eine Zeitlang in China gelebt hat: „Die drei Silben waren für die Leute dort eingängig und gut sprechbar.“
Amüsiert nimmt Tifani zur Kenntnis, dass sich im Laufe ihres Lebens immer kürzere Koseformen etabliert haben: „Im Kindergarten war ich Tifi, in der Oberstufe Tif und nach dem Studium Ti. Daran, wie Freundinnen und Freunde mich jeweils nennen, sieht man, wie lange wir uns kennen.“ Mit der aus dem Griechischen hergeleiteten Bedeutung, „Erscheinung Gottes“, „kann man gut leben“, findet sie. Etwas ärgerlich sei nur, dass ihr Name ab und an mit Stefanie verwechselt wird. Wobei: „Mein Vater erklärt meinen Namen schon mal als ‚Stefanie mit T vorne‘“, sagt Tifani und lacht.
- Namensgebung: Aussprache schlägt Schreibweise?
- Ratgeber: Wenn er nicht will wie sie
Ich fand den Namen Tifani immer super, du fällst auf jeden Fall positiv auf damit 🙂
„Wie Stefanie mit T vorne“ könnte aber zu komischen Resultaten führen, Teffanie oder ähnliches. Ich vermeide es meist lieber, meinen Namen mithilfe ähnlich klingender Namen zu erklären – am Ende erinnern sich die Leute nur an den Vergleichsnamen und nennen mich dann doch Annika oder Ulrika.