Promibaby Chicago

Bielefeld gibt es nicht als Vorname, Hagen dagegen schon. Die Kindernamen Sydney und Brooklyn sind nichts besonderes mehr, aber San Diego klingt weiterhin gewöhnungsbedürftig. Paris war ein Personenname lange bevor die französische Hauptstadt so bezeichnet wurde.


Jetzt gibt es einen vielversprechenden Neuzugang in der Reihe der Städtenamen-Babynamen: Das amerikanische Promipaar Kim Kardashian und Kanye West hat seine jüngste Tochter Chicago genannt. Der Vater des Mädchens ist in Chicago aufgewachsen. Das Paar hat schon zwei Kinder: ein Mädchen namens North und ein Junge namens Saint.

Chicago

Der Name der Stadt Chicago hat seinen Ursprung im Wort „Shikaakwa“: So hatten die Ureinwohner der Gegend ein dort in großer Menge vorkommendes Lauchgewächs bezeichnet. Französische Entdecker machten „Checagou“ daraus und nannten so den Ort. Beim Verschieben in die englische Sprache ergab sich „Chicago“.

Diese Promibaby hat eine große Medienpräsenz. Darum wird es – so meine Meinung – ab sofort auch in Deutschland kein Problem mehr sein, sein Kind Chicago zu nennen. Wobei ein Name mit der Endung -o hierzulande eher als Jungenname angesehen wird. An dieser Stelle sei mir ein Aufruf an meine Verwandtschaft gestattet: Egal ob Junge oder Mädchen, bitte sucht Euch einen anderen Vornamen für Euren Nachwuchs aus. „Chicago Bielefeld“ klingt doof.

 

5 Gedanken zu „Promibaby Chicago“

  1. Als ich in den USA lebte und noch ledig war, träumte ich als Sprachmensch und schon immer onomastisch Interessierter davon, wie ich eines Tages meine amerikanischen Kinder nennen würde–wusste noch nicht, dass ich eine Rumänin heiraten und nach Deutschland zurückziehen würde.

    Dabei kam mir schon in den Sinn, meine Kinder nach Orten zu benennen, die mir viel bedeuten–denn in den USA geht ja alles, und die Benennung nach Orten ist nichts Ungewöhnliches. Meine familiären Wurzeln in den USA liegen in Elgin, Illinois, einer der größten Vorstädte von Chicago. Und so stellte ich mir manchmal vor, ich würde einen Sohn Elgin Baylor nennen, Elgin nach meiner Heimatstadt und Baylor nach meiner Uni. Elgin (gesprochen Eldschinn) Baylor–das fand ich sehr cool. Tatsächlich kam mir auch mal der Gedanke, eine Tochter Peoria zu nennen, nach einer Stadt in Illinois, die in meinem Leben auch viel bedeutet hat und deren indianischen Namen ich schon immer sehr wohlklingend gefunden hatte. Als ich in Florida lebte, dachte ich mir, ich könnte einer in Florida geborenen Tochter den Namen Florida (die Blühende) als Zweitnamen verpassen.

    Im Laufe meiner Jahre in den USA lernte ich viele Paris kennen, allesamt afroamerikanische junge Frauen; in den 2000ern kannte ich auch Familien, die ihre Töchter London nannten. Brooklyn war auch sehr häufig. Berühmterweise wurde das erste im Staat Wisconsin geborene euroamerikanische Baby Wisconsiana genannt. Ein Freund von mir nannte seine Tochter Georgia nach dem Land Georgien (welches auf Englisch Georgia heißt), wo er in diplomatischen Diensten gearbeitet hatte. Ein weiterer Freund nannte seinen Sohn Austin, nach der Hauptstadt von Texas, wo er studiert hatte. Eine Studentin hieß Holland mit Vornamen. Auch eine Indiana und eine Louisiana kannte ich. Und dann kam dieses Buch „Looking for Alaska“ heraus, in dem die Titelfigur den Vornamen Alaska trägt. Und der Name Gary kommt von dem Filmstar Gary Cooper, der sich nach einer rauen Arbeiterstadt in Indiana benannte, um ein raues, männliches Image zu projizieren. Auch Texas–kurz, „Tex“–war früher ein verbreiteter Name. Es herrscht also schon eine Atmosphäre, in der Nachbenennungen nach Orten nichts total Aufsehenerregendes sind. Chicago ist aber schon ungewöhnlich und fällt etwas aus dem Rahmen.

    Von den drei Kindern, North West, Saint West und Chicago West hat Chicago den besten Namen abbekommen, finde ich. Am ungünstigsten finde ich Saint West–it’s a hard name to have to live up to.

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    • Elgin klingt für mich – ich kenne die Stadt nicht und assoziiere also nichts damit – gar nicht schlecht und tatsächlich recht „namig“.

  2. wer hat sich das ausgedacht dass man in Amerika einfach alle beliebigen Wörter als Namen verwenden darf?
    und warum funktioniert es? also wenn man von amerikanischen Personen mit ausgefallenen Namen hört denke ich „ja ok passt irgendwo ins Bild“
    wenn deutsche Kinder sehr spezielle Namen bekommen gibt es viele Schubladen und man muss sich manchmal anstrengen um nicht automatisch so zu denken.

    und heißen in Amerika wirklich Leute Ponyboy und Sodapop? wie in diesem Buch Outsiders.

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    • wer hat sich das ausgedacht

      Das hat sich niemand ausgedacht, das ist einfach so gekommen, weil bisher niemand eine Regelung eingeführt hat, die das verhindert. Allerdings ist das nicht überall so, in einigen Bundesstaaten gibt es durchaus ein paar Regeln für die Vornamensgebung.

    • „wer hat sich das ausgedacht dass man in Amerika einfach alle beliebigen Wörter als Namen verwenden darf?“

      Wer hat sich denn ausgedacht, alles in Deutschland regulieren zu müssen?

      „und warum funktioniert es?“

      Es stehen so oder so hinter den Entscheidungen Menschen. Jetzt liegt es an einem selbst, ob man der Meinung ist, dass die Mitarbeiter staatlicher Behörden per se bessere Entscheidungen treffen – und diese Meinung liegt auch in der Verantwortung derjenigen Vertreter, denen man in seinem Leben so über den Weg läuft.

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