Es ist Namenserntezeit und ich habe heute die folgenden Fundstücke dabei
Banafshe, Carmilla, Detward, Egisto, Erla, Ibolya, Menza, Onesikritos, Sybren, Thelo, Ullu, Ullus
Diesmal sind viele Querverbindungen dabei, ich habe dazu Links gesetzt.
Banafshe Diesen Namen habe ich in einem Podcast des Deutschlandfunks gehört, die Sprecherin heißt so. Der Name hat die Farbe lila und er kommt aus dem Persischen und bedeutet „Veilchen“. Dabei habe ich gemerkt, wie schwierig es ist, einen völlig unbekannten Namen vom reinen Hören her richtig zu verstehen, meine ersten Hörergebnisse waren Manassche und Manafsche, die natürlich von keiner Suchmaschine gefunden wurden.
Carmilla liegt irgendwo zwischen Carmela und Camilla. Der Name kommt aus einem Vampirroman von Sheridan Le Fanu.
Detward ist, finde ich, ein sehr schöner, klassisch anmutender Name, der gut nach Norddeutschland passt. Ich bin auf den Namen gestoßen, als ich Hude recherchiert habe: Ein Detward von der Hude war im frühen 15. Jahrhundert Bürgermeister von Bremen.
Egisto war in den aktuellen Nachrichten als Angeklagter im Wirecard-Prozess. Egisto ist ein ausgefallener italienischer Vorname, der aufgefallene Namensträger ist aber Österreicher.
Erla Vor zwei Jahren habe ich über Erlus nachgedacht, dass das doch sehr namig klingt. Jetzt ist mir die weibliche Form dazu begegnet mit einer sehr schönen Herleitung aus dem Isländischen als Verkürzung zu Maríuerla „Bachstelze“.
Ibolya ist der nächste lila Name, diesmal ist es das ungarische Wort für „violett“ oder „Veilchen“
Menza könnte auch eine weibliche Form zum westfriesischen Menzo sein. Die Menza, die ich gefunden habe, hieß aber eigentlich Emerentia und war Hofdame der Königen Ulrika Eleonora von Schweden.
Onesikritos Mein heutiger Griff in die Antikenkiste. Onesikritos war ein Kapitän Alexanders des Großen und hat als erster Papageien (Halsbandsittiche und große Alexandersittiche) nach Europa gebracht.
Sybren ist mir an einem niederländischen Meteorologen aufgefallen. Der Name ist eine Verschleifung von Sigbrand oder Sigbern.
Thelo passt gut zu Thilo und Co. und könnte auch ein plattdeutscher Name sein. Beim norwegischen Fußballnationalspieler Thelo Aasgaard handelt es sich aber um eine Kurzform zu Thelonius.
Ullu (w) habe ich in einer Todesanzeige entdeckt. Diese Form wurde manchmal als voller Vorname vergeben.
Ullus Bei der Suche nach Ullu sind mir ein paar Ullusse aufgefallen, diese männliche Form zu Ulla existiert tatsächlich in Deutschland. Bemerkenswert: Alle Ullusse, die ich entdeckt habe, kommen aus der DDR. Das erinnert mich an den ähnlich gebildeten Namen Mirus, der in der allerersten Ausgabe der Namensfundstücke vorkam.
Erla und Thelo gefallen mir richtig gut.
Ich habe auch drei Funde (alle an Frauen entdeckt):
Ilma
Swolke
Tinni (erinnert leider etwas an Tinnitus)
Schöne Fundstücke Deinerseits!
Zu Ilma kann ich bestimmt sechs verschiedene Herleitungen finden, und sie sind alle voneinander mehr oder weniger unabhängig. Am schönsten finde ich die finnische Bedeutung „Luft“.
Swolke ist absolut einmalig, eine Wolke mit einem S davor. Klingt sehr norddeutsch-friesisch, will sich aber nicht weiter erschließen.
Tinni klingt mir nach englisch tin „Zinn“
Ich bin Swolke noch etwas nachgegangen, und der Name ist nicht ganz einmalig, ich konnte fünf verschiedene Namensträgerinnen finden. Und zur Bedeutung habe ich auch etwas gefunden: Swolke ist ein plattdeutsches Wort für Schwalbe. Je nach Ort variiert der Vokal zwischen Swaalke, Swolke und Swölke, auch die Schreibung der langen Vokale lässt Platz für Phantasie.
Banafshe- erinnert mich an Banshee
Erla- finde ich ganz nett
Ibolya- erinnert mich leider an Ebola
Menza- erinnert mich an Mensa
Thelo- klingt sehr namig
Ullu- hätte ich für männlich gehalten, und ich muss an Bubo denken, das lateinischen Wort für Eule
Ullus- hätte ich für eine Kurzform
von Ulixes (Odysseus) gehalten.
Ich habe auch gesammelt
Cloris Leachman, US-amerikanische Schauspielerin
Jakobäa,Erbin von Hennegau, Holland und Seeland
Korana Deppmeyer, Auststellungskonzept, Mark Aurel in Trier
Ingeburg von Mecklenburg, nicht Ingeborg!
Cangrande II. della Scala,Herr von Verona
Zwentibold, König von Lotharingien
Jolinde Hüchtker, Journalistin,Die Zeit
Elaia
Biko Botowamungu,österreichischer Boxer
Jean-Auguste-Dominique Ingres
französischer Maler des Klassizismus, drei Bindestriche!
Nelust Wyclef Jean, haitianischer Musiker
Latanya
Tamseon
Vinessa
Telley
Viviette (aus einer Liste von Babynamen, Pinterrest)
Hilke (f) Kandidatin 1% Quiz
Mririda n’Aït Attik
Marokkanische Volksdichterin, Berberin aus dem Hohen Atlas, echter Name unbekannt
Yul
Ne de Pierrepont, Enkelin von Marie de Ponthieu, die eine europäische Stammmutter war (eventuell von Ines abstammend)
Feine Fundsachen von Dir.
Jakobäa ist ein Name mit Stil und schönem Einsatz des Ä, selbst würde ich ihn aber nicht vergeben.
Korana ist ein Fluss in Kroatien, hat nichts mit dem Koran zu tun.
Zwentibold ist ein etwas germanisierter Sventopluk (slawisch). In Lothringen gab es sogar noch einen Zwentibold II.
Mririda ist für uns ein kleiner Zungenbrecher, mit dem ungewohnten Anfang Mr- und den kurz aufeinander folgenden Rs.
Yul, da fällt mir sofort Brynner dazu ein. Der ist auch schon (fast) 40 Jahre tot!
Ne ist als Name ziemlich spannend, aber nicht Deutschlandtauglich. Ach ne!
Vor einiger Zeit bin ich über einen Friedhof gelaufen und kam an der Stelle vorbei, an der offenbar die Griechisch-Orthodoxen liegen. Aufgefallen ist mir dort der Männername Zois – ich kannte nur Zoe als Frauennamen. In seiner Nähe liegt eine Polixeni, hatte ich im Neugriechischen noch nie gehört.
Ein Videokurs, den ich mir angeschaut habe, wurde von einer Simea erteilt. Ich kannte bisher nur Timea. Die Person hatte einen leichten Schweizer Akzent.
Wow, Zois für einen Mann ist ein tolles Fundstück.
Simea ist wohl etwas schweizerisches zu Simone, vielleicht aus dem Rhätoromanischen kommend.
Simea heißt auch die kleine Schwester von Vaiana im zweiten Vaiana Film.
Ich habe auch Namen gefunden:
Othenio – österreichischer Paläontologie und Nazi (auf ihn bin ich zufällig gestoßen)
Dieter-Hansjörg (auf einem Friedhof gefunden) Das sind drei Namen und noch dazu irgendwie „unlogisch“ kombiniert. Das fand ich spannend.
Bryony (w) – Name von gleich zwei Athletinnen (ist mir schon bei den Olympischen Spielen aufgefallen). Der Name ist die englische Bezeichnung für die Weiße Zaunrübe. Er wurde in etwa „brai-O-ni“ ausgesprochen. Vielleicht lässt die Ähnlichkeit zu Bryan den Namen vertraut wirken.
Jodok – kommt in einem Straßennamen in meiner Stadt vor. Erst später ist mir Alfred Jodokus Quak eingefallen.
Egisto Ott wird in den österreichischen Medien übrigens mit deutschen g gesprochen.
Ach ja, gerade gestern war ein Bericht im Fernsehen über eine niederländische Malerin aus dem Barock namens Michaelina.
Schöne Fundstücke von Dir, Ini. Michaelina gefällt mir gut.
Zu Bryony fällt mir A Song of Ice and Fire ein, dort heißt die Mutter von Joy Hill Briony. In der deutschen Übersetzung wird aus Joy Hill Wonne Hügel und aus Briony Rübli. Wobei ich die Zaunrübe nicht für eine besonders gute Namenspatin halte: Die Pflanze ist ziemlich giftig, ein Unkraut und sieht nicht gerade dekorativ aus. Ich denke, der Name wird als weibliche Form zu Brian verstanden.
Danke auch für den Aussprachehinweis zum österreichischen Egisto, ich habe den Namen nämlich nur gelesen.
@elbowin
Wieso wurden die Namen eigentlich eingedeutscht, weißt du dazu mehr?Joy und Briony sind doch recht bekannte Namen und die Reihe ist nicht 100 Jahre alt.
@Miez
Mir ist da nichts bekannt. Tolkien hat, nach einigen für ihn unbefriedigenden Erfahrungen – der norwegische Übersetzer hatte sich für seinen Geschmack zu viele Freiheiten herausgenommen, Richtlinien für die Übersetzer herausgegeben; ich weiß aber nicht, ob für GRR Martin ähnliches gilt, oder ob es die Übersetzer nach ihrer eigenen Fasson gemacht haben.
Ich persönlich finde die Übersetzung von Joy sehr gut (Joy klingt in Deutschland einfach zu modern, und nach Sängerin), die von Briony eher seltsam, weil ich an Rüblikuchen denken muss.
Briony ist auch der Name einer Figur aus dem 2001 erschienenen u. 2007 verfilmten Roman Atonement – sowohl Roman als auch Film waren recht erfolgreich. Die Erscheinungsjahre dürften ja in etwa im Bereich der Geburtsjahrgänge heutiger Olympiaathletinnen liegen.
Heute in einer Todesanzeige gelesen: Eduvigis
Laut Google ist das eine Variante von Hedwig
Wow, wie vielfätig der Name Hedwig in den Sprachen Europas ist. Jadwiga ist polnisch, und jetzt Eduvigis, wohl aus Katalonien.
Schöne Fundstücke – ich warte immer gespannt auf die neue Ausgabe deiner „Kolumne“, Elbowin 🙂
Meine Liste an Fundstücken ist auch sehr lang und sammelt sich nun seit Monaten an, ich komme nur meist nicht zum Recherchieren und Posten. Deshalb vorerst nur ein Name, der mich kürzlich beschäftigt hat:
Ordenberg Bock von Wülfingen (1914-1960) war ein Kunsthistoriker, ich bin durch einen Aufsatz in einer kunsthistorischen Zeitschrift auf ihn gestoßen. Die Familie Bock von Wülfingen ist alt und zahlreich, soweit also nicht ungewöhnlich. Der Vorname hat mich aber zunächst verwirrt. Es gab offenbar eine Burg Ordenberg, die allerdings seit vielen Jahrhunderten verfallen ist. Als Vorname ist Ordenberg sonst nirgends zu finden.
Auf Deutsche Inschriften Online (https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di088g016k0014406) habe ich dann folgenden Hinweis entdeckt:
„Der ungewöhnliche Vorname Ordenberch ist in der Familie Bock seit dem Ende des 13. Jahrhunderts belegt. Seit dieser Zeit waren die Bock von Wülfingen Lehnsinhaber der Burgstätte Ordenberg, die bis dahin die Familie von Ordenberg als Lehen besessen hatte.“
Spannend! Ob es wohl auch in Zukunft Personen mit dem Vornamen Ordenberg geben wird?
Wow, das ist mal ein Name! Der Name einer Burgstelle, die man hat, als Vorname vergeben. Solange die Familie nicht ausstirbt kann es weiter den Namen Ordenberg geben, in solchen Familien werden Leitnamen ja gerne weitervererbt.