Vornamen-was?

„Hobby-Namensforscher“ – das stand auf der Bauchbinde, der Einblendung am unteren Bildrand, als ich zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen war. Diese Funktion wurde mir seitdem häufig zugeschrieben, obwohl ich damit gar nicht so glücklich bin. Ich bin ja nicht wirklich Namensforscher (und auch nicht Namenforscher), jedenfalls nicht im Sinne der Sprachwissenschaft und Onomastik. Darum ärgert es mich sehr, wenn ich als „selbsternannter Namensforscher“ bezeichnet werde, denn das stimmt überhaupt nicht. Ich habe mich nie selbst Namensforscher genannt.


Was wäre eine bessere Bezeichnung für das, was ich mit Vornamen mache? Ich hatte es mal mit dem Begriff „Vornamen-Analytiker“ versucht, aber der ist wohl zu abgehoben und wurde nicht akzeptiert. „Vornamen-Experte“ kam besser an, allerdings finde ich es anmaßend, wenn ich mich selbst so nenne.

Vor ein paar Tagen hatte ich einen lustigen Einfall und habe in alle meine sozialen Profile „Vornamen-Influencer“ geschrieben. Gestern stand es auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung: „Deutschlands einziger Vornamen-Influencer heißt Knud Bielefeld“. Der Begriff scheint ja anzukommen 😉

Streiflicht Influencer

Anlass dieses Streiflichts: Ich hatte an einer Geschichte zu den Vornamen Horst & Kevin mitgewirkt, siehe zum Beispiel Namensforscher über Trends: Eher Kevin als Horst.

9 Gedanken zu „Vornamen-was?“

  1. Das Streiflicht, das ist ja herrlich! Stimmt natürlich auch mit dem Vornamen-Influencer. Aber es dürfte klar sein, auch wenn er sich selbst nicht so nennt, dass Knud Bielefeld Vornamen-Super Experte ist!

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  2. nenn dich Geschichtsschreiber. immerhin dokumentierst du als Einziger die gesamten Namen und die Entwicklung und Trends. in 100 Jahren werden das die Leute neugierig lesen.

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  3. (Bei der Lektüre der Kommentare zu den älteren Beiträgen in diesem Blog freue ich mich gelegentlich, daß es hier auch schon früher Verrückte gegeben hat… Natürlich klingt Namensforscher eleganter und flüssiger als Namenforscher – da hat Sebastian Sick schon recht. Ich würde das Fugen-s immer dort verwenden, wo es nicht explizit falsch ist – das mag freilich ein Gesinnungs-Austriazismus sein.)

    Übrigens halte ich das Prädikat xy-Forscher nicht in jedem Fall für erstrebenswert. Das Schlimmste, was sich ein Landesgeschichtler vorstellen kann, ist beispielsweise, als „Heimatforscher“ systematisert zu werden. Da gibt es ganz strenge Grenzen. 😉 Und in Bibliotheken und Archiven gibt es das Schimpfwort „Ahnenforscher“ für einen bestimmten Benutzertypus: 70+, männlich, interessiert sich für die Geschichte seiner Familie, war in seinem aktiven Berufsleben nie in einer Bibliothek. Und fällt nun allen auf die Nerven.

    Der Begriff Experte ist ja durch all die xy-Experten, die durchs Fernsehen geistern, wenn den Beschriftungsautoren der Sendungen (Ja, nennt man das „Bauchbinde?“) gerade nichts anderes einfällt, auch verbrannt, fast schon ein Schimpfwort.

    In diesem Sinne würde ich mich auch an dem – natürlich gemeinen und schäbigen – Wort „Hobby-Namensforscher“ nicht weiter stören: Leute, die selbst alles andere als Forscher sind, (nämlich Fernseh-Hanseln) halten „Forscher“ für besonders schmeichelhaft. Dann aber schaltet sich bei denen der verinnerlichte Bürokrat zu: „Ah, der hat aber ja keine Planstelle dafür – also muß ich schon ‚Hobby-Namensforscher‘ schreiben, wenn ich selsbt hier beim XDR doch noch mal eine feste Stelle bekommen will.“

    Wie wär’s denn mit „Namens-Coach“? :mrgreen:

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  4. Ich störe mich leider an dem Begriff „Influencer“, da er für mich etwas von bezahlter Werbung im Hintergrund hat. Und vor allem in dem Sinne, dass niemand merken soll, dass es sich eigentlich um Werbung für XY handelt. Da bin ich aber vielleicht beruflich vorbelastet und andere sehen das nicht so.

    Ich finde Vornamens-Analytiker gar nicht schlecht, wenn auch etwas sperrig. Mich wundert es, dass der Begriff nicht akzeptiert wurde.

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    • Störst Du Dich auch an dem Begriff „Sportler“, da er etwas mit Doping im Hintergrund hat? Ich finde es schlimm, wenn man seinen Vorurteilen so sehr ausgeliefert ist. Schleichwerbung ist doch nicht Bestandteil der Definition des Begriffs.

  5. Nein, ist es nicht. Aber du hast doch nach unserer Meinung gefragt. Und ich habe nur geantwortet, warum ich diesen Begriff nicht so schätze. Und gerade weil ich einen sehr positiven Eindruck von deiner Arbeit habe, ist für mich der Begriff Influencer nicht so recht passend (der zumindest „beeinflussen“ beinhaltet). Ich finde einfach nicht, dass er deiner Tätigkeit so sehr gerecht wird. Ob ich nur deswegen meinen Vorurteilen ausgeliefert bin? Wenn die meisten das anders sehen, ist es ja auch gut.

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  6. Also ich finde ja, Sie umfassen beides: den Analytiker und den Influencer! Wobei ich sagen muss, dass mir der Analytiker weitaus besser gefällt. Alles, was bei Ihnen Richtung Wissenschaft und Statistik geht, finde ich prima! Der Influencer macht leider für mich den positiven Eindruck etwas kaputt; alles, was Richtung Kevinusmus geht und nur dazu dient/führt, Vorurteile zu schüren, gehört für mich inbesondere dazu. Sie würden meines Erachtens erheblich an Seriosität gewinnen, wenn Sie dies aus Ihrem „Programm“ nehmen würden! Ich wünsche mir Sie als Analytiker!

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