Vornamen von Einwanderern als Indiz für ihre Integration

Auf die soziologische Studie des FU-Berlin-Professors Jürgen Gerhards, der zufolge türkische Migranten verhältnismäßig selten in Deutschland gebräuchliche Vornamen vergeben, war ich vor einigen Tagen schon eingegangen. Als Hauptursache sieht Gerhards nicht mangelnde Integrationsbereitschaft, sondern die Zugehörigkeit zu einer anderen Sprachfamilie. Ferdinand Knauß hält diese Interpretation für fragwürdig, wie er im Handelsblatt erläutert:


Letztlich kann eine Einwanderungsgesellschaft für alle Einwanderer nur einen gemeinsamen Maßstab für die Integration akzeptieren. Außerdem wird das Argument der „harten Schwelle“ für Türken auch durch andere Einwanderergruppen entschärft. Wie die Autoren selbst erwähnen, ist gerade unter ostasiatischen Einwanderern in Nordamerika, die sprachlich und kulturell besonders „weit“ von der englischsprachigen Aufnahmegesellschaft entfernt sind, der Hang deutlich stärker verbreitet, ihren Kindern englische Vornamen zu geben, was auch zu deren vergleichsweise guter Integration in den USA und Kanada beitrage.

Zuwenig berücksichtigt sieht Knauß die Namensgewohnheiten der Deutschen selbst, die eine Vorliebe für internationale Namen haben:

Der Wille der Deutschen zur Globalisierung, so könnte man schließen, manifestiert sich auch in den Namen. Eltern nennen ihr Kind Sascha oder Milena, ohne eine Beziehung zu slawischen Sprachen zu haben, kaum Englisch und Französisch beherrschende Menschen nennen ihre Kinder Marvin und Jacqueline. Noch erstaunlicher ist, dass besonders viele biblische Vornamen in der Rangliste der deutschen Lieblingsnamen stehen. Obwohl die Bibelfestigkeit der Deutschen sicherlich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich abgenommen hat, nennen sie ihre Kinder Hannah, Lea oder Sarah und Lukas, Jonas oder Elias.

Für türkische Eltern ist es angesichts des traditionsvergessenen Wirrwarrs der Namensmode schwierig, einen typisch „deutschen“ Namen zu finden. Mit einem traditionellen Namen wie Herrmann oder Gustav – und vor allem Ferdinand – fällt man hierzulande in der jüngeren Generation dank dieser Globalisierungswut genauso aus dem Rahmen wie mit Hassan oder Ahmed.

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