Mandy und Kevin bildungsnah

Mandy Schache ist 36 Jahre alt, stammt aus einer Unternehmerfamilie und hat studiert. Ihr Sohn Kevin (17) strebt an, das Abitur als Jahrgangsbester zu absolvieren. Sie ist fast persönlich beleidigt, weil es Veröffentlichungen gibt, die einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen bildungsfernen Familien und gewissen Vornamen für Kinder herstellen.


Interessant finde ich, dass Frau Schache sich bei der Namensfindung für ihren Sohn tatsächlich vom Film „Kevin allein zu Haus“ inspirieren ließ, wie sie in der Thüringer Allgemeinen schreibt. Interessant deshalb, weil es vielleicht gar nicht die sozial benachteiligten und bildungsschwachen Eltern waren, die ihre Söhne Kevin nannten. Möglicherweise waren es tendenziell die besonders jungen Eltern (Mandy Schache ist mit 19 Mutter geworden), denen dieser Name gefiel. Und weil es eine statistische Abhängigkeit zwischen dem Bildungsniveau, den sozialen Verhältnissen und dem Alter bei der Geburt des ersten Kindes gibt (gebildete Menschen bekommen durchschnittlich später Kinder), haben die Forscher möglicherweise einen falschen Zusammenhang hergestellt.  An diesem Beispiel wird deutlich, dass eben auch gebildete Eltern den Namen Kevin bevorzugten. Es wäre jetzt mal spannend zu untersuchen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Namensvergabe „Kevin“ und dem Alter der Eltern gibt, unabhängig vom Bildungsniveau und sozialen Umfeld.

12 Gedanken zu „Mandy und Kevin bildungsnah“

  1. Naja, ich denke trotzdem, dass das vorurteil in vielen, warscheinlich sogar in den meisten fällen stimmt, nur eben nicht in allen. Es gibt immer ausnahmen.

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  2. Ich empfehle, meinen Leserbrief in der TA zu lesen. Auch das Interview mit der Süddeutschen habe ich persönlich am Telefon gegeben.
    Eine derartige Verstellung der von mir geäußerten Sätze, wie im vorstehenden Artikel halte ich für kriminell.
    Es ist anscheinend nicht gut, seine Meinung zu äußern, auch nicht in einer Gesellschaft, in der die Meinungsfreiheit grund(ge)sätzlich verankert ist.
    Wieder eine Lernaufgabe, an der man wachsen kann.
    Freundliche Grüße an alle objektiv Gebliebenen,
    Mandy Schache

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  3. Meine Gedanken dazu:

    Vorurteile sind nur so lange haltbar, bis sie widerlegt werden. Wenn Träger von Namen wie Mandy und Kevin die gängigen Klischees offensichtlich nicht bestätigen, wird sie auch niemand allein aufgrund ihres Vornamens benachteiligen. Das Leben von Frau Schache und ihrem Sohn verliefe sicherlich in keiner Weise anders, wenn die beiden Charlotte und Maximilian hießen.

    Aber für diejenigen Kinder, die tatsächlich sozial benachteiligt SIND, wäre es ein Segen, wenn diese Benachteiligung nicht aufgrund stigmatisierender Vornamen – und etlicher mehr oder weniger „wissenschaftlicher“ Berichte darüber, die auch den letzten Hinterwäldler darüber aufklären, welche Namen denn nun so „unmöglich“ sind – noch untermauert würde. Insofern kann ich den Ärger von Frau Schache über das Breittreten dieses Themas absolut verstehen.

    Und zu der These, dass das Alter der Eltern womöglich mehr über die Namenswahl verrät, als der soziale Status: So wird da aus meiner Sicht eher ein Schuh draus – der Geschmack ändert sich mit den Jahren, und je jünger man ist, desto risikofreudiger ist man auch, desto deutlicher grenzt man sich von dem ab, was „alt“ und „spießig“ ist, und desto attraktiver sind also auch neue, fremde (Trend-)Namen (behaupte ich, wissen kann ich natürlich nicht). Wäre ich sehr jung Mutter geworden, hieße meine Tochter mit ziemlicher Sicherheit Cheyenne. Ich habe diesen Namen jahrelang toll gefunden. Aber der verrät ja angeblich auch sehr viel über den sozialen Status…

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    • Wäre ich sehr jung Mutter geworden, würde meine potentielle Tochter Sandra heißen (nach der damals von mir geschätzten Sängerin): heute für mich ein absolutes No-go! Ist man jung weniger gebildet? Vielleicht. Aber meine Herkunft wäre die gleiche gewesen und studiert habe ich damals auch schon. Völlig richtig, dass man mit diesen Stigmatisierungen aufhören sollte.

    • Hey Tabea,

      warum ist denn „Sandra“ für dich mittlerweile ein absolutes No-Go? Ich persönlich habe noch nicht gehört, dass dieser Name heutzutage „in Verruf“ geraten ist, noch das es negativ assoziiert wird.
      Oder meinst du damit, es ist für dich eher ein No-Go, ein Kind nach Sängern / Promis zu benennen?

      Was die Diskussionen um den Namen „Kevin“ angehen, kann ich mich den meisten Kommentaren nur anschließen: Auf einige Kevins mögen die Klischees zutreffen, auf andere eben nicht.
      Ich bin im übrigen im Jahre 1992 geboren, als Kevin ziemlich oft vergeben wurde, daher kenne ich einige junge Männer mit diesem Namen. Und ich kann von keinem wirklich sagen, dass er in Kindertagen besonders „auffällig dumm“, aber eben auch nicht hochbegabt war – es waren damals einfach normale Mittelschichtskinder.

      Darum: alles kann sein, muss aber eben nicht. 😉

  4. Ich persönlich finde es unverschämt was man dem eigentlich wunderschönen, irischen Vornamen Kevin antut.
    Mir war schon immer klar, dass „Kevin allein zu Haus“ für seine Verbreitung in Deutschland verantwortlich ist, mir ist nur unverständlich wieso er als Beispielvorname für Kinder asozialer Verhältnisse dient. Mag daran liegen, dass die meisten Menschen ungebildet sind und glauben der Name wäre „amerikanisch“. Denn mal ehrlich, wenn man Vornamensdiskussionen liest, dann wundert man sich was die Leute alles für „deutsch“ halten. Griechische, hebräische und lateinische Vornamen mögen hier noch so etabliert sein, sie sind trotzdem „ausländisch“!

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    • Genau meine Meinung! Kevin ist eigentlich mal ein schöner Name aus dem irischen Raum gewesen, der wie viele andere Namen aus verschiedensten Gründen zu häufig und zu unüberlegt (Kombination mit Nachnamen unpassend etc.) vergeben wurde. Möglicherweise hat das MANCHMAL auch was mit der sozialen Herkunft zu tun. Der kleine Kevin aus meienr Schulklasse ist mit Abstand der Intelligenteste von allen Jungen und fragte mich trotzdem neulich: Denken die, ich bin blöd, nur weil ich Kevin heiße?! Aus dem Munde einer Kindes sowas zu hören, ist schmerzlich… was muss er schon alles für Vorurteile ertragen.

  5. Nachtrag:

    Der einzige Kevin meines Jahrgangs (1988) war wirklich kein besonders guter Schüler, aber er hatte wohlhabende Eltern. Normalerweise wird doch behauptet das die Eltern von Kevin Hartz-4-Empfänger sind.

    Dann hat vor drei Jahren die Cousine einer Freundin ihren Sohn Kevin genannt. Bei der Geburt war sie auch erst 19. Ihr Verhalten ist zwar nicht immer das was man sozial nennt, aber sie kommt aus einer typischen Mittelschichtfamilie und hat einen Realabschluss, mittlerweile auch eine Lehre hinter sich gebracht. Ich denke sie fand den Namen einfach schön. Ich finde den kleinen auch nicht verhaltensauffällig, wie gerne über Kevin behauptet wird.

    Was an diesen Kevins passt in das Bild, dass die Medien von ihnen hat?

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  6. Mein Cousin heißt Kevin, stammt aus einer bodenständigen Familie. er besucht ein Internat und wird bald sein Abitur absolvieren.

    Dennoch sehe auch ich eine Tendenz, das bestimmte Namen im sogenannten Prekariat und Proletariat vergeben werden. Es gibt IMMER Ausnahmen, aber die Mehrheit der Kevins, Justins, Michelles und Jacquelines kommt nun mal ohne Frage aus diesen Familien. Es sind ja nicht alle „asozial“, aber eben auch nicht aus dem Bildungsbürgertum oder Altadel (nur in den allerseltensten Fällen).

    Lehrer werden ihre Erfahrungen mit Kevin und Ryan-Maddox haben.

    Wenke

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