Eigentlich lautet einer meiner liebsten Ratschläge an Namenssuchende: Macht es Euch durch allzu viele Ausschlusskriterien nicht unnötig schwer. Es ist ja sehr löblich, wenn man seine Wahl gut durchdenkt. Aber es gibt solche Experten, bei denen vor lauter „Ja, aber …“ am Ende kaum ein Name bestehen kann. Oder bei denen nur blässliche Nummer-sicher-Lösungen durchkommen, gegen die niemand etwas haben kann, die bei den Eltern in spe aber auch nichts zum Klingen bringen und nur Kompromiss bleiben.
Annemarie Lüning
Wenn Bettina zu Benita mutiert
Alles kommt wieder, darüber habe ich schon früher sinniert. Aber: Was zurückkehrt, kommt manchmal in anderem Gewand. So jedenfalls bei Geschwistern aus unserem Umfeld, Junge und Mädchen im Kindergartenalter. Er trägt zu einem Erstnamen, der seit seiner Geburt immer in den Top Ten war, den stummen Zweitnamen Johannes. Ihr Erstname hat es jüngst unter Deutschlands hundert beliebteste Mädchennamen geschafft und wird ebenfalls durch einen nicht mitgesprochenen Namen ergänzt: Benita.
Was Mia, Nick und Andrea gemeinsam haben
Zum vierten Mal in Folge auf Platz 1 der Charts – herzlichen Glückwunsch, Mia! Was mir dazu jedoch einfällt, ist die gewisse sprachliche Tücke, die in diesem an sich sehr netten und harmlosen Namen steckt. Man spiele einfach mal ein paar Alltagssituationen durch (bitte laut lesen):
Mutter: „Wem gehört die Monster-Barbie?“
Kind: „Mia.“
Mutter (erschrocken): „Dir?!“
Oder auch:
Chef: „Wem kann ich für diesen grandiosen Einfall danken?“
Angestellte (in aller Bescheidenheit): „Mir.“
Chef: „Ah, Mia, na, das überrascht mich nicht.“
Heillose Verwirrung im Dativ.
Ungewöhnlich ist normal – oder?
Namens-Freaks tun seltsame Dinge. Ich beispielweise lese Konfirmanden- und Abiturientenlisten, auch wenn ich sicher keinen der Genannten kenne, und studiere die kleine Zeitungsspalte, in der Bewohnern von Seniorenresidenzen zum Geburtstag gratuliert wird. Bei den Familienanzeigen ziehen auch jene mit schwarzem Rand meinen Blick auf sich. Besonders wenn reichlich Nachkommenschaft aufgelistet wird (schöne Schwesternkombination neulich: Helene und Merethe). Immerhin surfe ich in meinen Mußestunden nicht noch durch Geburtsgalerien von Krankenhäusern und schicke auch keine Handyfotos von Namens-Autoaufklebern an Chantalismus-Websites.
Von Nord und Süd, Ludolf und Barbara
Zwischen Nord und Süd gibt es so manchen Unterschied. Der weihnachtliche Gabenbringer zum Beispiel: Als Nordlicht war das für mich stets und unverrückbar der Weihnachtsmann. In Baden-Württemberg, Bayern, auch Österreich und der Schweiz tritt aber das Christkind auf, mysteriöserweise oft als Mädchen. Oder nehmen wir Vornamen: Bayern hat mit Anna und Maximilian andere Top-Favoriten als das restliche Deutschland (Mia und Ben). In der Schweiz leben Menschen namens Beat, Regula, Reto und Urs. Die in Deutschland so beliebten Namen von Urgroßeltern lösen hier eher Befremden aus.