Bekannte von uns haben eine kleine Tochter namens Lotta. Sie ist ihr erstes Kind. Den Namen kann man ja finden, wie man möchte. Aber dass genau das in den Augen mancher Menschen nicht geht – dass eine Erstgeborene Lotta heißt –, hat mich doch einigermaßen verwundert. Das Thema kam kürzlich in einem Namensforum auf, und tatsächlich vertraten gleich mehrere Schreiberinnen die Auffassung, Lotta könne eigentlich nur „der kleine freche Nachzügler“ sein. Aha.
Annemarie Lüning
Ein Zimmer, das deinen Namen trägt
Nicht nur Eltern, nein, auch Hersteller von Kinderzimmern toben sich namensmäßig so richtig aus. Komisch, dass mir das bisher entgangen ist. Allerdings hat unsere Tochter damals auch kein komplettes Zimmer bekommen, nur ein Buchenholzbettchen, das Tim hieß. Oder war es Nils?
Jedenfalls zog mich jetzt der Prospekt eines Babyfachmarktes, der uns ins Haus flatterte, in seinen Bann. Jedes der darin beworbenen Möbel-Ensembles von drei verschiedenen namhaften Herstellern hieß irgendwie: Noah („Dekor weiß/Walnuss-Nachbildung“), Marlon („Eiche grau mit Echtholzstruktur“) und Alessia („Eiche-Rustikal hell Nachbildung“). Wobei Zimmer Alessia von Design und Deko her nicht femininer ausfiel als die beiden anderen. Gut, an einer Zimmerwand prangte ein Schmetterling. Aber dafür gab’s bei Marlon Teppich und Wickelauflage in Rosarot. Huch!
Borbromor
Nein, Borbromor ist keine Figur aus „Karlsson vom Dach“ und auch nicht mein neuester Lieblingsname. Viel zu dumpf – und zu ausgedacht (von mir). Ich habe mich bei der Titelfindung für diesen Text von meiner Freundin K. inspirieren lassen: Sie nennt sich manchmal Kamoko, nach den verschmolzenen Anfängen ihrer drei Vornamen. Ihr mittlerer Name ist sehr besonders: Morna – quasi eine Mona mit Widerhaken. Laut Vornamens-Duden handelt es sich um eine aus dem Englischen entlehnte Nebenform von Myrna. Dieser Name soll auf das gälische Wort für „freundlich, geliebt“ zurückgehen. Bekannt wurde Morna (wie Malwine, die mag ich auch) im Europa des 18. Jahrhunderts durch eine Sammlung altgälischer Lieder, „Works of Ossian“, die sich später als Fake des Autoren, eines gewissen MacPherson, entpuppte. Wow!
Der Fahrradkorb
Das Bild zum Text findet man irgendwie immer zu spät. Heute: ein reichlich lädierter Fahrradkorb, der aber sicher noch treu seine Dienste verrichtet und gut zu einem Beitrag von mir von vor einem halben Jahr, unter anderem über den Namen Basil, gepasst hätte.

Auf der Homepage des niederländischen Herstellers („Fahrradkörbe, Fahrradpacktaschen, Tierfahrradkörbe“) lerne ich: Der Name ist in diesem Fall eine Neubildung, und zwar aus dem Nachnamen „van BAlveren“ und dem Ortsnamen „SILvolde“. Trotzdem schön.
Mein seltener Name und ich: Wynona
So viel lässt sich über die Zukunft schon sagen: Wenn unsere Kinder zwanzig, dreißig Jahre alt sind, werden sie häufiger auf Menschen mit seltenen Namen treffen – und seltener auf Menschen mit häufigen – als wir seinerzeit. Das dürfte auch die Reaktion auf seltene Namen verändern. Fragt sich nur, wie sehr. So oder so finde ich es immer wieder interessant, mit Trägern ungewöhnlicher Namen über ihre Erfahrungen zu sprechen. Wynona konnte ich mir da keinesfalls entgehen lassen.