Namen im Duell: Roland vs. Ronald

Anja oder Tanja, Edwin oder Erwin – schon ein einziger Buchstabe erzeugt einen völlig anderen Beigeschmack. Bei mir: Mein Verhältnis zu Anjas war manchmal schwierig. Edwin finde ich cool, während Erwin für mich noch lange nicht revivalreif ist. Wenn es zu einem Namen einen minimal variierten Zwilling gibt, womöglich sogar noch ähnlich häufig, muss man oft mit einer falschen Ansprache rechnen. Ich habe mit einem Roland und einem Ronald über ihre Erfahrungen gesprochen.

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Nicht wie Jackie

Eben habe ich in der Stadt für meine Tochter zwei Shirts erstanden. Bei dem großen Kinderausstatter, bei dem ich seit sechs Jahren regelmäßig Geld lasse und dessen Name mit Ja- beginnt und mit -ko-o aufhört. Ich weiß ja nicht, wie das anderen geht – aber ich komme ziemlich ins Schwimmen, wenn ich nicht weiß, wie ein Name richtig gesprochen wird. Auch bei Markennamen, obwohl es die Marke ja nicht schert, wenn ich sie falsch betone. So habe ich heute an der Kasse endlich mal gefragt, wie es richtig heißt.

And the winner is … „Ja-“ wie in Jakob und nicht etwa „Dschako-o“, wie ich auch manchmal gesagt habe. Wobei das vermutlich sowieso inkonsequent gewesen wäre; wenn überhaupt, hätte es wohl „Dschä-“ wie bei Jackie Kennedy heißen müssen. Oder nicht? Jedenfalls gut, das jetzt zu wissen.

Die junge Dame an der Kasse erzählte freimütig, dass sie selbst erst im Vorstellungsgespräch gelernt habe, wie man Jako-o ausspricht. Mein letzter Blick fiel auf ihr Namensschild: Sie hieß Janine.

Vorsicht, Ypsilonitis!

Keine Bange: Ich hole nicht etwa die SPD-Politikerin Ypsilanti aus der Versenkung. Ypsilonitis, das ist eine schon seit einigen Jahren kursierende abwertende Bezeichnung für den Hang mancher Eltern zu Namen mit Y. Wobei der wünschelrutenförmige Trendbuchstabe auch gern dort zum Einsatz kommt, wo eine andere Schreibweise weit geläufiger ist (Yana, Daymien).

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Kirby und die Mexikaner oder: Was dürfen Eltern?

Schon länger liegt hier ein Zeitungsausriss aus dem Lokalblättchen. Eine sympathische junge Frau mit großen Creolen in den Ohren und dickem Blumenstrauß im Arm ist darauf zu sehen: eine für ihre Leistungen ausgezeichnete Auszubildende. Und natürlich ist es ihr Vorname, der mir aufgefallen ist. Kirby. Dazu wird noch ihr Zweitname genannt, sehr geläufig und in ihrem von mir angenommenen Geburtsjahr in den Top 40.

Kirby, sprich Körby – bei wem klingelt es da? Ich bekenne es gern: Ich war in den 80ern dem „Denver-Clan“ verfallen. Kirby, das war die süße Tochter des getreuen Carrington-Butlers. Eine junge Frau mit großen Augen und tollen langen Haaren, von den Drehbuchautoren ziemlich gebeutelt. Es kann kaum anders sein: Auf die Eltern der ausgezeichneten Azubine muss die Figur noch weit mehr Eindruck gemacht haben. Oder vielleicht war es nur der exotische Klang ihres Namens? Die Butlerstochter flimmerte bei uns ab 1984 über die Bildschirme – passt. Und sie blieb eine Randfigur, die wohl nur Fans bekannt war. Hätte der gewählte Name Alexis gelautet, das von Joan Collins verkörperte „Biest“ der Serie, die Assoziation wäre weit mächtiger.

„Mexikaner dürfen nicht Rambo heißen“ – so titelt heute die Tagespresse. Eine in meinen Augen kuriose Meldung. Demnach seien im mexikanischen Staat Sonora künftig 61 Namen, die sich bereits in den Melderegistern befinden, zum Wohl der Kinder strikt verboten, so die dortige Behördenleiterin (Vorname: Christina). Auf der „Giftliste“ stehen außer Rambo etwa Madonna, Michael Jackson, Shakira, Neil Armstrong und Pythagoras (!). Da frage ich mich ja: Was geschieht dort mit den Kindern, die bereits so heißen? Muss Klein-Pythagoras, dessen Eltern echte Mathefreaks sein müssen, sich umbenennen lassen?

Und dann: Wer entscheidet, welche Namen gar nicht gehen? Ist Shakira – deren Namen es schon lange vor ihr gab – wieder zulässig, wenn es um die Sängerin ruhiger wird? Haben Nebenfiguren (wie Kirby) bessere Chancen als Titelhelden? Vielleicht naiv, aber: Ich gehe erst mal davon aus, dass Eltern ihrem Kind mit der Namenswahl keinen Schaden zufügen möchten. (Ausnahmen bestätigen die Regel: Auf der „Giftliste“ findet sich auch „Facebook“). Sie suchen einen Klang oder eine Assoziation, die sie so schön finden, dass sie es dem Liebsten, was sie haben, mitgeben möchten. Früher waren es vielleicht Namen von Schriftstellern, Komponisten, Romanfiguren und heute eben Serienfiguren und Sänger. Meine Freundin Gwen hat sich bei der Benennung ihrer Tochter von den „Gilmore Girls“ inspirieren lassen. Ich weiß auch von einem Jarod, dessen Name aus der Serie „Pretender“ stammt. Ja und? Übrigens kannte ich beide Serien nicht mal. Ist ja heute auch kaum mehr möglich, anders als zu Zeiten von „Dallas“ und „Denver“.

Amon und Ariel – Assoziations-Alarm?

Es steht auf Platz 14 der Spiegel-Bestsellerliste: ein Buch, dessen Obertitel nur aus vier Buchstaben besteht, einem hebräischen Vornamen: Amon. Viel mehr braucht es nicht, um zu wissen, um was und wen es geht. Verfasserin Jennifer Teege ist die Enkelin des brutalen KZ-Kommandanten Amon Göth, den man auch aus „Schindlers Liste“ kennt, und schreibt über ihre Familiengeschichte: „Mein Großvater hätte mich erschossen“ – Teeges Vater ist Nigerianer. Auch Göths Vater und Großvater hießen schon Amon, der Name taucht nicht nur in der Bibel auf, sondern bezeichnet auch den Sonnengott im alten Ägypten. Und er ist einer jener Namen, die mir gefallen, wo ich mich aber frage: Kann man den noch (oder wieder?) vergeben?

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