Theo – Gottes oder Gott? Ein kleines Drama in Altgriechisch

Theo – Gottes oder Gott?

Neulich bekam ich eine E-Mail, die ich einfach zu schön fand, um sie nicht mit euch zu teilen. Die Leiterin einer christlichen Jugendgruppe schrieb mir sehr besorgt wegen des Namens Theo. Sie beobachtet, dass dieser Name, der ja ursprünglich als Kurzform von Theodor oder Theobald bekannt ist, zunehmend „als direkte Übersetzung von Gott fehlinterpretiert“ werde. Und das, so schrieb sie, führe dazu, dass kleine Theos verspottet oder gar der Blasphemie bezichtigt würden.


Ich musste das erst einmal sacken lassen. Blasphemie! Wegen eines Vornamens!

Erklärung angepasst

Natürlich habe ich mir den Hinweis trotzdem zu Herzen genommen. In meinem Namenslexikon stand bisher, dass Theo vom griechischen theos kommt – also „Gott“ bedeutet. Das stimmt zwar sprachlich, aber im eigentlichen Namenskontext ist die Sache etwas anders: Theo ist die Kurzform von Theodor („Geschenk Gottes“) oder Theophil („Gottlieb“), also gewissermaßen die „Gottes“-Komponente (Dativ!) und nicht „Gott“ selbst. Ich habe die Erklärung daher leicht angepasst.

Trotzdem Zweifel

Ob sich allerdings die mobbenden Kinder durch die Feinheiten der altgriechischen Grammatik von ihren Taten abhalten lassen, wage ich zu bezweifeln. Es wäre ja schon erstaunlich, wenn jemand einerseits alt und klug genug ist, das Wort Blasphemie zu kennen, andererseits aber unironisch jemanden wegen seines Vornamens verspottet. Aus dem Umfeld meines jugendlichen Sohnes kenne ich jedenfalls keine Kinder, die Theos wegen vermeintlicher Gotteslästerung hänseln. Vielleicht ist das auch eher ein theoretisches Problem – oder ein besonders theologisches.

Wie dem auch sei: Theo ist also kein Gott, sondern gehört ihm. Eine feine, aber entscheidende Nuance und ein schönes Beispiel dafür, dass manchmal schon ein einziger Buchstabe (oder Kasus) den Unterschied zwischen Allmacht und Alltag macht.

8 Gedanken zu „Theo – Gottes oder Gott? Ein kleines Drama in Altgriechisch“

  1. Viele Kinder kennen ja nicht mal die Bedeutung des eigenen Namens. Wenn man über einen Namen spottetet, dann wegen des Klangs Erdmuthe-Walpurgis-Brünhilda oder aber wegen der Assoziation (siehe Dilda).
    Die Gotteskomponente steht aber im Deutschen im Genitiv 🙂 .

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    • nicht ganz. der Dativ ist zwar theo, wobei das o ein Omega ist, also ein anderes o als das „normale“ o, mit Namen Omikron, Aber das ist hier nicht gemeint.
      denn Wortzusammensetzungen werden einfach irgendwie so gemacht, dass es gut klingt und die Aussprache einfach ist, es ist kein lateinisch/griechisch korrekter Satz. zum Vergleich: man sagt im Deutschen auch nicht Wolfesgang oder Bielesfeld. Theodor heißt auch nicht Theoudoron(theou ist der Genitiv zu theos)

  2. Harte Sitten herschen in diesen christlichen Jugendgruppen. Fühlt sich ein bisschen wie die Taliban mit all ihren Verboten an.

    Ich würde mich dem Altgriechischen ganz entziehen und sagen, Theo ist eine Kurzform zu Theobald. Das kommt aus dem Germanischen und das Element Theo bedeutet „Leute, Volk“.

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    • @Aurika

      Wir wissen es beide, aber fürs Publikum: Theokratie ist natürlich ganz und gar griechisch und beschreibt die Verhältnisse in der speziellen christlichen Jugendgruppe ganz gut. Ansonsten fällt noch die Islamische Republik im Iran unter diese Regierungsform.

    • Wenn der Pfarrer kurz vor der Taufe ein ernstes Gespräch mit dir ankündigt, dann weißt du, warum 😉

      Aber mal im Ernst, ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Theo wegen seines Namens gehänselt wird. Der Name ist, zumindest als Abkürzung, seit Jahrhunderten etabliert, es gibt heutzutage wieder Theos wie Sand am Meer, und welche Jugendlichen interessieren sich denn wirklich für altgriechische Grammatik? Ich denke, das ist eher Panikmache.

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