Mit Liebesliedern fing es an – William Wahl im Interview

Fast könnte man meinen, es läge am Namen: William Wahl, Verfasser des soeben erschienenen Titels „Ernst beiseite! 500 Namen, die Sie Ihrem Kind besser nicht geben sollten“, der Betreiber dieser Internetpräsenz Knud Bielefeld und ich: Wir tragen für unsere Generation untypische Vornamen und haben Namen zu unserem Thema gemacht. Diese kühne These stammt übrigens nicht (nur) von mir: Sprachpfleger Bastian Sick schreibt in seinem Vorwort zu „Ernst beiseite!“:


„Wer wäre geeigneter, uns zu erklären, was es heißt, einen Namen wie Justin oder Kevin zu tragen, als ein William?“

William Wahl © Axel Schulten
William Wahl © Axel Schulten

Ich habe William Wahl, im Hauptberuf Sänger der A-cappella-Formation „Basta“, zu seinem Buch und seinem Namen befragt:

Warum ist ein Sänger und Songwriter besonders befähigt, einen „Namensabratgeber“ zu schreiben?

Ist er wahrscheinlich nicht. Ich bin ja kein Namenswissenschaftler, und so gibt es zwar Stellen im Buch, in denen populärwissenschaftlichen Zusammenhänge und Erklärungen gestreift werden, das meiste ließ sich aber per Wikipedia, einem Namensduden und der Lust am Schreiben erledigen. Die Lust an der Kreativität und am sprachlichen Ausdruck waren für mich aber sicher von Vorteil.

Spielen Namen auch in Ihren Songtexten eine Rolle?

Ja, tun sie, und wie gewöhnlich sind es Frauennamen. Das heißt, dass es sich in den meisten Fällen um Liebeslieder handelt …

Textauszug aus „Lara“, 2002:
„Ich tanke nur noch bei Aral,
da seh ich ihren Namen jedesmal
zwar nur von hinten,
doch das ist genausoschön.“

Wie reifte die Buchidee?

Letztes Jahr lernte ich eine nette Frau mit einem sehr hässlichen Namen kennen. Am selben Tag fiel mir in einer Buchhandlung ein Namensratgeber auf. Da kam ich auf die Idee, einen Abrater zu schreiben. Da das Buch ja lexikalisch aufgebaut ist, war es einfach, nach und nach Einträge zu schreiben und zu schauen, ob es hinhaut oder nicht.

Wie haben Sie die Auswahl der Namen für das Buch getroffen?

Viele der Namen haben ja tatsächlich „schlechte“ Bedeutungen. Andere, wie zum Beispiel die chantalistischen, sind aus Geschmacksfragen zu vermeiden. Das habe ich ziemlich freihändig entschieden – die Namen, zu denen mir etwas Gutes eingefallen ist, haben es in die Auswahl geschafft. Leider sind mir erst nach Abgabeschluss noch zwei, drei wunderschöne Exemplare in die Hände gefallen, die es dann aber in einen Nachfolgeband schaffen werden: der südamerikanische Mädchenname Madeinusa (tatsächlich von Made in USA abgeleitet) und der flämische Jungenname Tuur, gesprochen Tür.

Angenommen, werdende Eltern aus Ihrem Freundeskreis bitten Sie um Rat bei der Namenswahl: Welche Empfehlungen geben Sie als wichtigste (ganz im Ernst)?

Ein bisschen gesunder Menschenverstand ist natürlich immer gut, aber dazu kann man ja niemandem raten. Generell: keine Wortspiele, Vorsicht bei Alliterationen, korrekte Schreibung.

Wie lautet Ihr vollständiger Vorname?

William ist mein vollständiger Vorname.

Ist William eigentlich auch ein kevinistischer Name?

Das ist etwas ganz anderes!

Wie werden Sie genannt?

Nur William.

Mögen Sie Ihren Vornamen? Wie würden Sie lieber heißen?

Ja, ich mag ihn. Eine Zeit lang hätte ich als Kind gerne Jonas geheißen, warum, weiß ich nicht mehr.

Wissen Sie, warum Ihre Eltern Sie so genannt haben?

Der Name taucht in meiner Familie, die teilweise ursprünglich englischer Abstammung ist, im Abstand einiger Generationen immer wieder mal auf, da war ich der nächste.

Falls Sie Kinder haben: Welche Namen haben Sie ihnen gegeben?

Ich habe keine Kinder. Ein paar Ideen habe ich mittlerweile aber.

Textauszug aus „Choco Latte Chai“, 2010:
„Einen Monat später gab es eine Neuigkeit
Sie schaute so bedeutsam, also hielt ich mich bereit
Sie war schon zwei Wochen drüber und das teilte sie mir mit
Wir waren zu dritt
Sie wünschte sich ein Mädchen und ich wusste blind
Jetzt fragt sie mich nach nem Namen für das Kind

Yaris, Joris, Mayla, Mina, Sidonie, Jolie
Laila, Lorna, Gillian, Alissa, Aurélie
Cosima, Jannika – mach wie du meinst
Ich nenn sie Heinz.“

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