Warum die Bedeutung von Vornamen plötzlich so wichtig ist – und früher kaum jemanden interessiert hat

Klang oder Bedeutung

Vor gar nicht so langer Zeit war im deutschsprachigen Raum bei der Namenswahl vor allem eines entscheidend: Der Name musste gut klingen. Ob Claudia vielleicht „die Hinkende“ bedeutet oder Gerhard eigentlich ein „harter Speer“ ist – geschenkt. Hauptsache: angenehm fürs Ohr der Eltern und halbwegs kompatibel zum Familiennamen.


Heute sieht das ganz anders aus. Immer mehr Eltern stöbern nicht nur nach hübschen Namen, sondern auch nach hübschen Bedeutungen. „Der Name muss etwas aussagen“, hört man oft. Woher dieser Trend kommt? Zwei ziemlich naheliegende Gründe:

1. Früher wusste kaum jemand, was Namen bedeuten – heute genügt ein Klick

Bis in die 1990er Jahre hinein war die Bedeutung eines Vornamens für die meisten ein großes Fragezeichen. Die wenigsten Haushalte hatten ein Namenslexikon, und wer dafür extra in die Stadtbibliothek musste, dachte sich: „Ach, klingt gut, reicht.“

Heute ist die Namenswelt nur einen Suchbegriff entfernt. Einmal tippen und schon weiß man, dass Leon ein „Löwe“ ist und Sophia „Weisheit“ bedeutet.

2. Andere Sprachen sind viel transparenter – und das färbt ab

In vielen Sprachen – besonders Arabisch, Türkisch oder Persisch – liegen die Bedeutungen der Namen quasi auf der Hand. Dort heißen Menschen oft „Hoffnung“, „Gerechtigkeit“ oder „Licht“ und die Wörter klingen auch tatsächlich nach dem, was sie bedeuten.

Bei unseren althochdeutschen, lateinischen, griechischen oder hebräischen Klassikern ist das etwas komplizierter. Wer weiß spontan, dass Mathilda eine „mächtige Kämpferin“ ist oder Paul schlicht „der Kleine“?

Durch kulturelle Begegnungen, Freundschaften und Communities ist die Idee, dass ein Name eine bewusste Bedeutung haben kann, inzwischen auch bei deutschsprachigen Eltern angekommen – und viele finden Gefallen daran.

„Bedeutung“ heißt aber längst nicht immer „Etymologie“

Spannend ist: Wenn Eltern heute sagen, sie möchten einen Namen „wegen der Bedeutung“, meinen sie nicht unbedingt die historische Herleitung. Oft geht es um etwas völlig anderes, nämlich um persönliche Geschichten, Erinnerungen oder sogar Popkultur. Zum Beispiel:

  • „Mein Sohn soll Willi heißen – in Erinnerung an meinen Urgroßvater Wilhelm.“
  • „Wir nennen unser Kind Watermelon Sugar, weil wir uns beim Harry-Styles-Konzert zum ersten Mal geküsst haben.“
  • „Der Name Hatschepsut bedeutet uns viel, weil wir so gern nach Ägypten reisen.“

Kleine Geschichten

Die Bedeutung eines Namens kann heute vieles sein: eine historische Wurzel, eine Übersetzung oder eine ganz persönliche Erinnerung. Und vielleicht ist genau das der spannendste Trend: Vornamen werden immer mehr zu kleinen Geschichten.

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