Immer wieder behauptet jemand, dass der Vorname Adolf in Deutschland verboten sei. Dabei gibt es hier gar keine offizielle Liste mit amtlich verbotenen Vornamen. Folglich ist auch Adolf nicht verboten.
Trotzdem ist Adolf heute in Deutschland kaum noch gebräuchlich. In den Vornamensstatistiken taucht er nur vereinzelt auf, und wenn, dann überwiegend als Zweitname. Als Erstname wird Adolf nur noch alle paar Jahre mal vergeben.
Interessanterweise gibt es in der Verteilung des Namens deutliche regionale Unterschiede. Fast alle Adolfs der letzten Jahre wurden im Osten Deutschlands geboren. Natürlich bewegen wir uns hier immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau.
Auswertungsgrundlage: Eine repräsentative Stichprobe aus den Geburtsmeldungen der Jahrgänge 2012 bis 2024. Ich habe die ersten und zweiten Vornamen ausgewertet und nur die Schreibweise Adolf berücksichtigt (keine Schreibvarianten wie Adolph).
… Hintergrund: Herkunft, Bedeutung und Statistiken zum Vornamen Adolf
… und auf der Adolfkarte ist Berlin Westen und Bayern Osten.
Bayern liegt ja nun mal zweifelsfrei im Osten, was ist daran bemerkenswert?
@Knud
Wenn man vom „Osten“ spricht, meint man normalerweise die fünf neuen Bundesländer (also die ehemalige DDR). Bayern und die DDR hier in einer Kategorie zu finden, ist schon ein interessantes Resultat.
Südostdeutschland ist auch eine eher ungewöhnliche Bezeichung für Bayern.
Vielleicht sollten wir nach 35 Jahren endlich mal wieder dazu übergehen, Osten und Westen nur als geographische Bezeichnungen zu verstehen und nicht mehr als politische? Irgendwie wird doch die frühere Trennung damit weiterhin lebendig gehalten, obwohl sie lange vorbei ist.
Und Bayern liegt in Südostdeutschland, bzw. IST Südostdeutschland. Warum meinst du, dass das eine ungewöhnliche Bezeichnung ist?
@Aurica
Es ist ungewöhnlich, weil man es praktisch nie hört. Hier Zahlen vom Wortschatz der Uni Leizig:
Südwestdeutschland: # 79, Häufigkeitsklasse 17
Südostdeutschland: # 4, Häufigkeitsklasse 22
Zwei der Belege bezeichnen übrigen mit Südostdeutschland eindeutig den Süden von Neufünfland, bei den beiden anderen ist es nicht klar, welcher geografische Bereich gemeint ist.
Oh interessant, bei welchen Gelegenheiten werden denn solche Zahlen erhoben??
Ich hätte Südostdeutschland nicht als ungewöhnlich empfunden und auch sofort als Bayern identifiziert. Vielleicht aber auch, weil ich selber da wohne, sozusagen im südöstlichsten Südosten von Deutschland, und außerdem habe ich die Zeiten der deutschen Teilung ja nicht mehr miterlebt. Für mich war Ost und West immer nur geographisch.
Und was ist Neufünfland? Soll das die ehemalige DDR bezeichnen?
@Aurica
Das Leiziger Wortschatzprojekt liest jede Menge Presseartikel ein, um den deutschen Wortschatz (und auch den Wortschatz vieler anderer Sprachen) zu analysieren. Für häufigere Wörter werden auch Diagramme erstellt, die Wörter zeigen, die oft zusammen mit dem gegebenen Wort auftreten.
Bin über dieses Projekt gestolpert, bei dem verschiedene Adolfs (geboren nach 1945 in Dtschl.) ihre persönliche Geschichte mit ihrem Vornamen erzählen https://www.nameadolf.de/ Fand es bemerkenswert, dass die Namenswahl bei allen harmlose Gründe hatte, meist Familientradition. Ob das repräsentativ ist? Möglich, dass wenn die Namenswahl politisch motiviert war, die Träger vllt. eher kein Interview geben wollten.
Interessant finde ich übrigens auch die Landkarte unter https://www.nameadolf.de/die-statistiken/, die auf Telefonbuchdaten aus dem Jahr 1998 basiert, und damals eine ganz andere Verteilung zeigt, als die hier gezeigte Karte basierend auf den Geburtsmeldungen der Jahrgänge 2012 bis 2024.
In der DDR war es viel einfacher als in der BRD, den Vornamen zu ändern. Diese Gelegenheit haben überproportional viele Männer namens Adolf genutzt, so dass es 1998 im Gebiet der ehemaligen DDR viel weniger Telefonanschlussinhaber mit diesem Vornamen gab.
Danke Knud für die ergänzende Information – habe mich schon gefragt, was die Erklärungen sein könnten, dass die beiden Karten fast umgedreht sind.