Gestern machte die Meldung einer deutschen Geburtsklinik Schlagzeilen, dass ein neugeborener Junge die Vornamen „Yahya Sinwar“ erhalten sollte. Diese Meldung sorgte für viel Aufregung, denn Yahya Sinwar war ein führender Kopf der Terrororganisation Hamas und ist inzwischen tot. Dass solch ein Name für Diskussionen sorgt, ist nachvollziehbar.
Der Vorname Yahya an sich ist jedoch nicht neu und auch keineswegs automatisch problematisch. In Deutschland wird er seit einigen Jahren zunehmend vergeben. Zwar klingt er für deutschsprachige Ohren mitunter ungewohnt – nicht wenige denken an ein verdoppeltes „Ja“ – doch der Name hat im islamisch geprägten Kulturkreis eine lange Tradition. Er entspricht in etwa dem biblischen Johannes.

Einige Krawallmedien behaupteten nun, der Name Yahya sei gerade wegen des Hamas-Anführers besonders beliebt geworden. Das lässt sich mit Blick auf die Zahlen allerdings nicht bestätigen. Tatsächlich war der Name in den letzten Jahren im Aufwärtstrend, ganz unabhängig von politischen Entwicklungen. In jüngerer Zeit schwächte sich dieser Trend sogar etwas ab.
Für mich ist der Name Yahya durch Harun Yahya, einen islamischen Kreationisten, seit langem ziemlich beschädigt. Er hat um sich herum eine sektenartige Organisation aufgebaut und sitzt inzwischen in der Türkei im Gefängnis. Er wurde zu mehreren tausend Jahren Haft veruteilt.
Zum Zusammenhang mit Johannes ist noch zu sagen, dass die Figur, die im Islam Yahya heißt, tatsächlich mit Johannes dem Täufer vergleichbar ist, der Name aber schlicht „er lebt“ bedeutet. In arabischen Bibeln heißt Johannes Yuhannah, trägt also einen anderen Namen.