Tiefpunkt der Bullerbüisierung: Lillebror

Der schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren wird ein großer Einfluss auf die deutsche Kindernamensauswahl zugesprochen. Manchmal zu Recht, zum Beispiel beziehen sich viele Ronja-Eltern auf die Romanfigur „Ronja Räubertochter“. Manchmal zu Unrecht, denn in Astrid Lindgrens Originalmanuskripten kommen die Figuren Madita und Michel gar nicht vor – diese Namen stehen in der deutschen Übersetzung für die schwedischen Madicken und Emil. Seltsam ist die Erfolgsgeschichte des Namens Tjorven in Deutschland: In Astrid Lindgrens „Ferien auf Saltkrokran“ wird ein Mädchen Tjorven genannt, weil es wie ein kleines dickes Würstchen aussieht.

In den letzten Babynamen der Woche bin ich über einen Namen gestolpert, den ich als Tiefpunkt der Bullerbüisierung der deutschen Vornamenlandschaft bezeichnen möchte: Lillebror.

Genau wie Tjorven kommt auch Lillebror in Astrid Lindgrens Werk nur als Spitzname vor. Lillebror in „Karlsson vom Dach“ heißt eigentlich Svante und ist der kleine Bruder von Bosse und Bettan (Birger und Betty in der deutschen Übersetzung). Und nichts Anderes als „kleiner Bruder“ bedeutet das schwedische Wort „lillebror“. Als Vorname kommt Lillebror in Schweden darum auch nur sehr selten vor.

Die fiese Leona

Im Schatten der Nummer Eins-Vornamen Leon und Leonie dümpelt die Variante Leona im Mittelfeld der Vornamenhitparade herum – mehr als Rang 98 war bisher nicht drin. Und dabei ist die britische Casting-Show-Gewinnerin Leona Lewis (1985 geboren) doch auch in Deutschland wohlbekannt. Spätestens seit ihrem Nummer Eins-Hit „Bleeding Love“ Ende 2007 ist nicht nur die Sängerin, sondern auch ihr Vorname ein Begriff.

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Ein normaler Name ist inzwischen die Ausnahme

Die meisten Kinder bekommen heutzutage einen ungewöhnlichen Vornamen. So haben nur 16 Prozent der 2009 geborenen Babys einen Rufnamen aus den Top 10.

Werdenden Eltern, die auf der Suche nach einem Kindernamen sind, rät Gabriele Rodriguez von der Namensberatung der Universität Leipzig:

Wer seinem Kind einen besonderen Namen geben möchte, sollte ihm als Zweitnamen einen geläufigen geben. So kann der Heranwachsende später selbst entscheiden, welchen er wählt. Dies ist ohne Probleme möglich, da es keinen Rufnamen mehr gibt.
(Quelle: Freie Presse Chemnitz, 24.1.2011)

Dieser Ansicht schließe ich mich voll und ganz an!

Ein ausführliches Interview mit Gabriele Rodriguez ist übrigens in der aktuellen Ausgabe (02/2011) der Zeitschrift Nido erschienen.