Til, Heidi und Boris und die Trendnamen

Eigentlich darf man sowas ja gar nicht offen sagen, aber meiner Meinung nach ist Til Schweiger ein toller Schauspieler, Heidi Klum eine gute Moderatorin und Boris Becker eine bewundernswerte Persönlichkeit.

Diese Ansicht ist womöglich nicht so weit verbreitet, in einem Gebiet sind Boris Becker und Heidi Klum aber zweifellos talentiert: Im Finden oder Anregen von Trendvornamen.

Heidis Kinder Leni (2004 geboren), Henry (2005), Johan (2006) und Lou (2009) haben allesamt Vornamen, die heute in der deutschen Vornamenhitliste viel höher stehen als im jeweiligen Geburtsjahr der Kinder.

Boris ist ähnlich erfolgreich als Vornamentrend-Scout: Noah und Elias sind heute Top 10-Jungennamen in Deutschland. 1994, als Noah Becker geboren ist, war der Name Noah noch selten. Auch Elias stand 1999 noch am Anfang des Aufwärtstrends. Der jüngste Becker-Sohn heißt Amadeus und wurde 2010 geboren. Seit 2011 habe ich regelmäßig Amadeus in meiner Jahrgangsstatistik und 2015 gehört Amadeus erstmals zu den 500 häufigsten Jungenamen.

Heidi Klum und Boris Becker Kindernamen

Amadeus ist übrigens ein ganz heißer Anwärter auf den Spitzenplatz der beliebtesten Vornamen 2030! Nicht wegen Becker-Junior, sondern weil das Lieblingspferd aller kleinen Kinder Amadeus heißt, nach dem braunen Hengst aus der Hörspiel- und Filmreihe „Bibi und Tina“. Wenn die Kinder groß sind und Eltern werden, wird der Name noch in schöner Erinnerung sein.

Und Til? Der ist eher mit dem Strom geschwommen. Bei keinem der Namen seiner Kinder Valentin (1995 geboren), Luna (1997), Lilli (1998) und Emma (2002) ist seit damals ein deutlicher Aufwärtstrend aufgetreten. Aber Til Schweiger ist immerhin ein guter Schauspieler.

Akademiker lieben alte Vornamen

Neulich hatte ich die „Studie zur schichtenspezifischen Vornamenvergabe in Deutschland“ vorgestellt und bin gar nicht überrascht darüber, dass die Definition der sozialen Schichten Anlass zur Diskussion gab. Ich habe die Daten jetzt etwas anders gruppiert und die sozialen Gruppen anders benannt: Aus den ursprünglichen vier Gruppen „Oberschicht / obere Mittelschicht / untere Mittelschicht / Unterschicht“ sind drei Gruppen „Studierte / Ausgebildete / Ungelernte“ geworden. Den so aufgeteilten Datenbestand aus der obengenannten Studie (eine Stichprobe der Geburten des Jahrgang 2004) habe ich den von mir recherchierten Vornamenhitlisten der Geburtsjahrgänge 1904, 1929, 1954, 1979, 2004 und 2015 gegenübergestellt. Konkret habe ich gezählt, wie viele der Vornamen je nach sozialem Umfeld zu den 30 häufigsten Vornamen der Jahrgänge gehören.

Anteil in den Top 30

Dabei zeigte sich, dass Akademiker alte Vornamen lieben: Nur 3 Prozent der Eltern ohne Berufsausbildung entschieden sich 2004 für einen Vornamen aus den Top 30 von 1904, dagegen bekamen fast 11 Prozent der Kinder mit studierten Eltern einen solchen Namen.

Gleichzeitig sind die Akademiker auch Trendsetter, denn wesentlich mehr Eltern mit Studium vergaben einen im Jahr 2015 beliebten Vornamen als Eltern mit Berufsausbildung und Ungelernte.

Für alle, die es genauer wissen möchten, habe ich hier meine Analyse etwas ausführlicher beschrieben: Akademikerkindernamen zwischen Tradition und Moderne.

Babynamen der Woche 06/2016

Babynamen der Woche – Willkürlich ausgewählt und überhaupt nicht repräsentativ

Alwin Benjamin * Evangelia * Styne * Eldin * Medin * Elenia * Luisa Tiana * Stella-Lisa * Aaliyah Maylie * Lucia Jolie * Aria-Renée * Ineke * Jordis Emma * Levie * Rewan * Mileyna * Chantall * Nike Ria * Raphael Ben * Abigail Caroline * Johannes Karl * Mariana * Yuna Berenice * Meilo * Iven Henry * Timur * Kyrill * Juna Lou * Hailey-Liv * Miliyan

Woran man Unterschichtennamen erkennt

Es machen Berichte die Runde, dass es Vorurteile gegenüber bestimmten Vornamen gibt und dass die Namensträger deshalb in der Schule und im Beruf benachteiligt werden. Vornamen werden in Schubladen gesteckt und die sogenannten Unterschichtennamen haben den schlechtesten Ruf. Viele werdende Eltern sorgen sich, dass sie ihrem Kind ausgerechnet so einen Namen geben. Das muss nicht sein, denn es wurde wissenschaftlich bewiesen, woran man Unterschichtennamen erkennt:

  • Unterschichtennamen enthalten verhältnismäßig viele Vokale.
  • Der Anteil heller Vokale (e, i, y) ist in Unterschichtennamen besonders groß.
  • Mädchennamen mit einem geschlossenen Auslaut (enden auf einen Konsonanten) und Jungennamen mit einem offenen Auslaut (enden auf einen Vokal) werden in der Unterschicht relativ häufig vergeben.
  • Mehrere Vornamen werden in der Unterschicht seltener vergeben als in höheren Schichten. Vornamen mit Bindestrich kommen dagegen in der Unterschicht häufiger vor.

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Man kann nie sagen, dass ein Vorname für immer ausgestorben ist

Experten von Ancestry.de, einer Plattform zur Familienforschung, haben die Vornamen aus historischen Geburtsurkunden der Jahre 1880 bis 1910 analysiert und mit meinen aktuellen Namensranglisten verglichen.

Männer 2015 Frauen 2015
1. Johann (Johannes) Platz 54 (50) Anna Platz 5
2. Karl / Carl Platz 42 Marie (Maria) Platz 8 (67)
3. Wilhelm (Willi) Platz 323 (173) Margareta / Margarete nicht in den Top 500
4. Friedrich Platz 148 Frieda Platz 26
5. Georg / George Platz 188 Elisabeth Platz 86
6. Paulus / Paul Platz 7 Martha / Marta Platz 77
7. Otto Platz 255 Emma Platz 2
8. Hermann / Hermannus nicht in den Top 500 Katharina / Catherina Platz 60
9. Ernst nicht in den Top 500 Gertrud / Gertrude nicht in den Top 500
10. Heinrich Platz 472 Elsa / Ilse / Else Platz 110
11. Hans Platz 333 Barbara nicht in den Top 500
12. Franz Platz 120 Helene / Helena Platz 102
13. Josef / Joseph Platz 153 Johanna / Johanne Platz 16
14. Max / Maximilian Platz 14 (12) Luise (Luisa) Platz 61 (17)
15. Fritz Platz 121 Erna Platz 437

Erläuterungen von Ancestry.de

Einer der angesagtesten deutschen Männernamen gegen Ende des 19. Jahrhunderts war der Vorname Wilhelm: lange Zeit war er in den Top 10 zu finden – heute würde man sagen, es handelte sich um einen Trendnamen. Auch Hans oder Ernst waren zur damaligen Zeit besonders beliebt. Betrachtet man aber heute die Namensrangliste von 2015, so finden sich Wilhelm und Hans nur noch auf Platz 323 und 333. Ernst ist nicht einmal mehr in den Top 500 vertreten. Ähnliches gilt für Walter, Erich, Rudolf, Eugen, Bernhard oder Herbert. Alle waren um 1900 zumindest unter den Top 50 und sind heute mehr oder weniger vom Aussterben bedroht. Bei den Frauennamen sind es Hertha, Erna, Margarete, Barbara, Wilhelmine, Gertrud oder auch Hedwig, die früher äußerst beliebt waren und heutzutage nahezu keine Beachtung mehr finden.

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