Mein seltener Name und ich: Reingard

Bei Schwangeren in meinem Umfeld kann ich nicht an mich halten. Kürzlich habe ich wieder einer werdenden Mutter das Beliebte Vornamen Jahrbuch in die Hand gedrückt. Dieses wurde auch gern genommen, mein Angebot, weitere Namen vorzuschlagen, jedoch mit Erstaunen quittiert. Denn: Ein Name, der nicht in den Top 500 steht, sei ohnehin zu ausgefallen.

Nun finde ich es ja schon toll, wenn jemand sich mit den Hitlisten auseinandersetzt und die Top 20 nicht als alleingültige Auswahlliste (miss-)versteht. Aber es fasziniert mich immer wieder, dass so ein breiter Konsens darüber besteht, wie Kinder heute eigentlich nicht heißen sollten. Dabei gibt es immer wieder Menschen, die berichten, sie hätten letztens ein süßes Baby namens Barbara oder einen Windelträger mit Namen Winfried kennengelernt und würden den Namen jetzt mit ganz anderen Augen sehen. Geht doch!

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Ostern mit Pucki

Irgendwoher kommt der Gedanke. Kommt und springt mich an wie der langohrige Verteiler von Schokoladen- und Marzipaneiern: Ich könnte meiner Tochter (6) jetzt doch mal die Osterepisode von „Försters Pucki“ vorlesen. Gerade an den Feiertagen gibt mir etwas Nostalgie ein gutes Gefühl, so heimelig. Bei meinen Eltern steht die vielbändige Buchreihe von Magda Trott, die zuerst zwischen 1935 und 1941 erschien, neben anderen alten Schmökern im Schrank.

Meine Tochter wird sich vermutlich darüber wundern, dass ein Kind so gerufen wird wie (ganz ähnlich) ihr erstes Fahrrad hieß. Die richtigen Namen der Kinder werden sie jedoch nicht irritieren. Die Heldin der Serie heißt eigentlich Hedwig, aber so wird sie nie genannt. Eher Hedi – und noch öfter eben Pucki. Ihre kleinen Freunde, mit denen sie gemeinsam Ostereier sucht, Kinder eines Gutsbesitzers und ihres Zeichens Drillinge, heißen Paul, Walter und Fritz. Gut, Walter ist Kindern von heute nicht geläufig (ob sich das noch ändert?). Der Rest aber schon. Die Tochter meines Cousins heißt Hedi – eher als das wohl zu gestreng klingende Hedwig wird heute direkt die Kurzform vergeben (2013 immerhin Platz 287). Es gibt aber auch eine ganz aktuelle Kinderbuchheldin aus Schweden mit Namen Hedvig. Und Harry Potters Eule war da ja auch noch. Ja, und Paul … ein echter Spitzenreiter (2013 Platz 3). Äußerst vertraut wird meiner Tochter der wilde Junge vorkommen, hat sie doch einen ähnlich gearteten (sagt sie jedenfalls immer) in ihrer Kindergartengruppe.

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Mein ungeliebter Vorname: Annegret

Manche Namen enthalten quasi ein eingebautes Hintertürchen für den Fall, dass sie ihren Trägern nicht gefallen: Heidrun lässt sich von aller Welt Heidi rufen. Und Lisa ist froh, dass niemand weiß, dass sie eigentlich Elisabeth heißt. Ob Eltern wohl schon früher bei der Namenswahl über solche Fluchtwege nachgedacht haben? In den letzten Jahren jedenfalls habe ich häufiger gehört, dass aus diesem Grund ein Zweitname vergeben wurde („So kann Lukas Arne einmal selbst entscheiden, ob er Lukas oder Arne sein möchte“).

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Wollt Ihr mal auswandern?

Ob Henry oder Max: Immer mal wieder werben Eltern für ihre Wahl mit Worten wie „international“ und „funktioniert auch im Ausland“. Gemeint sind damit stets Namen, die hierzulande ebenso wie – mit geringfügigen Abweichungen – im englischsprachigen Ausland geläufig sind. Ich frage mich allerdings, wie stichhaltig dieses Argument wirklich ist. Vielleicht kann ich das mangels eigener längerer Auslandsaufenthalte oder internationaler Geschäftsverbindungen aber auch nur nicht beurteilen. Weiß jemand, ob auch in anderen Ländern allzu landestypische, zu wenig stromlinienförmige Namen so bereitwillig über Bord geworfen werden?

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Cäthe musiziert

Cäthe musiziert

Das lokale Anzeigenblättchen mal wieder. In diesen Tagen berichtete es über die Preisträger beim Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“. Die Namen der Talente, acht bis elf Jahre jung, die die Jury „mit ihrem ausdrucksstarken Klavierspiel beeindruckten“: Sophia, Cäthe-Emma, Amalia und Clara-Marie. Lauter klassisch-bildungsbürgerliche Namen also, wobei die seltene Cäthe – zumal in dieser Schreibweise – schon fast gewagt wirkt. Dem Nachnamen nach handelt es sich bei Clara und Cäthe um Geschwister; der Name der kleinen Schwester, Cäthe, wurde offenbar dem Initial der großen angepasst.

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