Namensrückblick 2021: Bundestrainer mit i-Tüpfelchen

Es ist wieder so weit: Ich lasse meinen Blick über das scheidende Jahr schweifen. Die folgenden Namen sind mir 2021 im Weltgeschehen, in der Unterhaltung, in Kultur oder Sport besonders aufgefallen – und prägen zum Teil vielleicht sogar Namenstrends von morgen? Ergänzungen sind natürlich willkommen.


Namensrückblick 2021

Januar: Niharika und Fritzchen

Das erste Wow-was-für-ein-Name des Jahres stellt sich bei mir am 11. Januar ein. Julia-Niharika Sen, 1967 in Kiel geboren, liest erstmals die 20-Uhr-Ausgabe der Tagesschau. Niharika bedeutet „Sternengefunkel“ in Hindi; der Vater der Moderatorin stammt aus Indien.

Schmunzeln muss ich über einen Bericht in der Süddeutschen, in dem es um die Vermutung geht, Berechtigungsscheine für FFP2-Masken (wir erinnern uns: die waren mal rar) seien Kindern wegen altmodischer bzw. „klassischer“ Vornamen zugestellt worden: „Gehen dann Menschen mit exotischen Vornamen, die aber wirklich gefährdet sind, leer aus? Wird Fritz bevorteilt und Mohammed vergessen?“ Laut der Zeitung gehen die Mutmaßungen auf die nachgewiesene Praxis eines Dienstleisters zurück, der in Niedersachsen Briefe zur Corona-Impfung zu verschicken hatte und dafür Altersschätzungen anhand der Namen vornahm, ein „im werblichen Umfeld nicht unübliches Vorgehen“. Eine befragte Krankenversicherung streitet allerdings ab, das beim Voucher-Versand auch so gehalten zu haben.

Februar: Luca

Am 28. Februar stellt Musiker und Rapper Smudo (bürgerlich Michael Bernd Schmidt) in der „Anne Will“-Talkshow die „Luca“-App vor. Seither gehört dieser Name durch hohe Präsenz zum Inventar der Corona-Zeit, neben Christian, Lothar, Jens, Karl, Helge (Braun, der Vorname bedeutet passenderweise „gesund“), Alena (Buyx), Melanie (Brinkmann), Sandra (Ciesek) und Viola (Priesemann). Doch keine Bange: Übermächtig scheint die Assoziation nicht zu sein, siehe „Ist Luca jetzt infiziert?“.

März: Pius, Severin, Markus und Karl

Pius Paschke, Severin Freund, Markus Eisenbichler und Karl Geiger holen bei der nordischen Ski-Weltmeisterschaft 2021 den Titel im Teamspringen. Alle Namen der zwischen 1988 und 1993 geborenen Sportler wären aktuell für Kinder denkbar. Pius kommt 2020 auf Platz 338, Markus auf 234 (was mich etwas wundert, ich hielt den in meiner Schulzeit sehr populären Namen für verbraucht), Karl auf 24. Severin ist nicht in den Top-500, gefällt mir aber gut.

April: Egon und Papuna

Bei „The Voice Kids“ siegt in diesem Jahr ein 15-Jähriger aus Berlin mit Namen Egon. Ob es für seinen Retro-Vornamen, über den ich hier schon mal schrieb, wohl ähnlich gut laufen wird? Mindestens genauso bemerkenswert finde ich, wie ein anderer Finalist heißt: Papuna. Über diesen Namen kann ich nicht viel herausfinden, nur dass ein Fußballer aus Georgien ihn ebenfalls trägt.

Mai: Damiano und Erivan

Die Rockband Måneskin mit Frontmann Damiano David (das ginge gut als Vornamens-Kombi durch) holt beim Eurovision Song Contest den Sieg für Italien. Außerdem wird in diesem Monat der Unternehmer Karl-Erivan Haub für tot erklärt. Haubs Vater, seinerzeit einer der reichsten Deutschen, trug ebenfalls den Namen Erivan. Laut Wikipedia ist der Familie die Herkunft des seltenen Vornamens nicht bekannt; geäußert wurde nur die Vermutung, der Name könne von Vorfahren aus der armenischen Hauptstadt Jerewan (Eriwan) stammen. Dass ich an Radio-Eriwan-Witze denken muss, hat also eine gewisse Berechtigung.

Juni: Lilibet und Libuše

Lilibet Diana Mountbatten-Windsor, zweites Kind von Harry und Meghan, dem Duke und der Duchess of Sussex, wird geboren – ihr Erstname ist, wie nun alle Welt erfahren darf, der familieninterne Kosename von Uromi Queen Elizabeth II. Verstorben ist in diesem Monat die 1953 geborene tschechische Schauspielerin Libuše Šafránková (Aussprache: Libusche Schafrankowa), die Hauptdarstellerin aus „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“.

Juli: Nina, Michal und Rosabell

Nicht nur wer Luca heißt, kann eine App als Namensvetter haben, Mädchen und Frauen namens Nina müssen damit ebenfalls leben: NINA (Notfall-Informations- und Nachrichten-App) vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe macht im Juli Schlagzeilen, weil sie bei der Flutkatastrophe in Ahrweiler stumm geblieben ist.

Außerdem in den Medien: die 14-jährige Tochter des israelischen Ministerpräsidenten Bennett, die gegen Corona geimpft wird: Michal. Sowie Schauspielerin Rosabell Laurentis Sellers, „Tyene Sand“ aus „Game of Thrones“. Die Gute macht Schlagzeilen, weil sie aufs Trimmen ihres Achselhaars verzichtet. Schweiß-Assoziation hin oder her: Rosabell hat Potenzial, finde ich noch immer; Namen aus dem Umfeld von „Game of Thrones“ habe ich schon früher abgegrast.

August: Horst-Kevin und Hansi

Bei „Top Dog Germany“, der laut Sender „flauschigsten Action-Show des Sommers“, hat ein Border Collie mit Namen HorstKevin ein glorreiches, aber leider kurzes Gastspiel. Gewinner ist schließlich ein Vierbeiner namens Trouble, erklärter Namensfavorit meiner Tochter bleibt allerdings der putzige Müsli. Und dann ist da diesen Monat noch Hans-Dieter „Hansi“ Flick , der Bundestrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft wird. Damit steigt die Quote der Bundestrainer mit Spitznamen auf -i: Es gab zuvor schon Berti, Rudi und Jogi.

September: Olaf, Armin und Annalena

Der Name Olaf gehört spätestens jetzt nicht nur dem liebenswerten Schneemann in der „Eiskönigin“: Sein Namensträger hat bei der Bundestagswahl samt Partei die Nase vorn vor Armin und Annalena. Die bisherige Beliebtheit der Kandidatennamen hat Knud hier schon mal ermittelt.

Oktober: Tsitsi, Halyna, Sarah-Lee und Sebastian

Die simbabwische Autorin Tsitsi Dangarembga erhält den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Tragisch ist der Fall von Halyna Hutchins, die ukrainisch-US-amerikanische Kamerafrau wird bei Dreharbeiten tödlich verletzt. Sarah-Lee Heinrich, neue Bundessprecherin der Grünen Jugend, erntet im Oktober für Tweets aus ihrer Teenagerzeit einen Shitstorm. Ich habe ihren Namen noch nie gesprochen gehört, wäre aber neugierig („Sarah-Li“, beides englisch oder ein Mix?). Ach, und Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz erklärt in diesem Monat seinen Rücktritt.

November: Bodo und Clementine

Bodo Ramelow wird neuer Bundesratspräsident. Sein Vorname gefällt mir immer besser, früher wäre das – mit „Bodo mit dem Bagger“ im Ohr – noch undenkbar gewesen. An Obst mit Adventsduft muss ich bei der Meldung denken, dass Claudia Schiffer der Öffentlichkeit Bilder ihrer 17-jährigen Tochter Clementine (Spitzname: Clemmie) präsentiert.

Dezember: Nancy und Friedrich

Nancy Faeser, geboren 1970 in Bad Soden, wird Bundesministerin des Innern. Ehrlich gesagt hatte ich bei ihrem Vornamen zunächst DDR-Wurzeln vor Augen – Irrtum! Es handelt sich übrigens um eine englische Koseform von Anne, das wusste ich auch noch nicht. Noch eine Politiker-Personalie: Friedrich Merz wird neuer CDU-Chef. Ob‘s seinem Namen – zuletzt auf Platz 121 – guttun wird?

In meinem Umfeld sah es babymäßig diesmal mau aus, das wird 2022 aber noch mal anders. Wie heißen Ihre Babys des Jahres?

75 Gedanken zu „Namensrückblick 2021: Bundestrainer mit i-Tüpfelchen“

    • Das sind ja alles Retronamen!
      Marianne finde ich hübsch. Ottilie finde ich okay, ich hätte Hedwig Ottilia daraus gemacht, hätte moderner geklungen.

    • Noch ein Nachzügler: OTTO!
      Ich dachte, ich fall vom Glauben ab. Aber wie schon geschrieben, den Eltern muss es gefallen.
      Marianne heisst übrigens die Uroma, und auch die Ottilie soll in der Familie liegen.
      Otto und Fri(e)da haben wahrscheinlich einen Zweitnamen, den ich aber noch erfragen muss.

  1. Rita kenne ich aus meiner Generation und älter, da gab es Schwestern, Ruth und Rita.
    Was Mode angeht, ja das gibt es wirklich. In meiner Kindheit gab es in der Nachbarschaft einen „Tante Emma“ -Laden. Die Betreiberinnen hießen Frieda und Sofie.

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  2. In meinem erweiterten Umfeld wurden im vergangenen Jahr folgende Namen vergeben:

    Na.thalie Ot.tilie
    Miles
    Valen.tina Re.gina
    Sarah
    Maria
    Th.eo Le.onhard

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