Chantal und Kevin im Deutschen Bundestag

Vornamen im 20. Deutschen Bundestag

Heute tritt der neu gewählte Bundestag zu seiner ersten Sitzung zusammen. Mit dabei sind auch Chantal und Kevin, letzterer sogar zwei Mal. Höchste Zeit, unsere Vorurteile gegen diese klischeebeladenen Vornamen abzulegen, oder?


Die häufigsten Vornamen der Abgeordneten sind Stefan, Michael und Thomas, was (keineswegs zufällig) auch die häufigsten Jungennamen der geburtenstärksten Jahrgänge in den 1960er Jahren waren. Die Vornamenhitliste der Bundestagsabgeordneten musste ich gar nicht selbst erstellen, denn diese mühsame Arbeit hatten glücklicherweise schon die Linguistinnen vom Blog [di.t͡svi.bl̩] erledigt, hier deren ausführlicher namenkundlicher Bericht zum 20. Deutschen Bundestag. So hatte ich genügend Zeit, die Abgeordnetenliste nach ungewöhnlichen Vornamen zu durchstöbern. Das sind meine Entdeckungen von interessanten und auffälligen Vornamen – von mir ohne System, Sinn und Verstand ausgewählt:

Frauen im Bundestag

Anikó * Awet * Canan * Cansel * Deborah * Gitta * Gyde * Gökay * Jamila * Joana * Lamya * Mariana * Misbah * Nezehat * Nyke * Ophelia * Ottilie * Peggy * Sanae * Schahina * Serap * Siemtje * Zaklin * Zanda

Männer im Bundestag

Armand * Ates * Bengt * Bijan * Brian * Enak * Gereon * Gerold * Hubertus * Ingmar * Joe * Karamba * Macit * Muhanad * Omid * Parsa * Reginald * Roderich * Ruppert

Ach ja, zwei Abgeordnete heißen Knut und das ist gut!

15 Gedanken zu „Chantal und Kevin im Deutschen Bundestag“

  1. Nehme mal eine intuitive Zuordnung vor, ohne dass ich da große Sicherheit besitze:

    Türkisch u./o. arabisch: Gökay, Nezehat, Lamya, Zaklin, Schahina, Canan, Cansel, Jamila, Serap, Enak, Muhanad, Omid, Parsa, Ates, Bijan.

    Nordisch/skandinavisch/niederdeutsch/niederländisch: Gyde, Bengt, Siemtje, Ingmar.

    Englisch/anglophil: Joe, Peggy, Reginald, Joana.

    Französisch: Armand.

    Sonst:
    Gereon ist ein seltener, alter griechischer Name, den es schon lange in Deutschland gibt, da der heilige Gereon ein Soldat in der Thebaischen Legion war, der in Köln für seinen Glauben enthauptet wurde (im 4. Jahrhundert). Der Name bedeutet „der Greis.“

    Deborah–die israelitische Richterin im Alten Testament. Bedeutet „die Biene.“ Ist in Deutschland ja vor allem in evangelikal-christlichen Kreisen sehr häufig, weshalb ich selbst auch mit vielen Deborahs aufwuchs.

    Ottilie–sehr hübsch! Heute ja sehr ungewöhnlich.

    Ophelia–überrascht mich immer wieder, wenn ich davon höre, dass dieser Name auch im realen Leben vorkommt und nicht nur die Wasserleiche in Shakespeares „Hamlet“ bezeichnet.

    Sanae–erinnert mich an Danae, einen Namen aus der griechischen Mythologie. Woher Sanae kommt, könnte ich jetzt nicht sagen–vielleicht ebenfalls griechisch?

    Roderich–
    Im englischsprachigen Raum gibt es ab und zu den Namen Roderick, ist natürlich ein alter germanischer Name, der „berühmter Herrscher“ bedeutet. Im Spanischen gibt es ja die Form Rodrigo–da ist der Name traditionell viel weiter verbreitet als im deutschsprachigen Raum. Roderich ist ja echt extrem selten. Ich mag den Namen.

    Misbah–hört sich für mich spontan hebräisch an, erinnert mich an Wörter wie Mitzvah und Mikwe.

    Nyke–eine Nike, die mit Y geschrieben wird. Ist das eine skandinavische Schreibweise?

    Gitta–Kurzform von Brigitta, sieht man selten als eigenständigen Namen. Der Hund unserer Nachbarn in meiner Kindheit hieß Gitti.

    Ruppert–die zwei P sind schon überraschend.

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    • Interessant, das mit dem Punkt über dem Z. Der ist schon auf der Liste des Bundestags verloren gegangen, ich habe den Namen bloß abgeschrieben. Ich will sowieso demnächst die polnischen Ausspracheregeln lernen, damit ich solche Vornamen besser einordnen kann. Dann nehme ich das jetzt mal als Anstoß! Zuletzt habe ich mich mit der Aussprache von türkischen Namen beschäftigt und viel dazu gelernt.

      Nicht schlecht, dass du dich noch an deinen Beitrag von 2013 erinnerst. Ich bin meistens überrascht, wenn ich entdecke, was ich vor so vielen Jahren geschrieben habe 🙂

  2. Siemtje hatten wir schon mal – vor 4 Jahren gab es hier mal einen Thread mit den Namen von Bundestagskandidatinnen und Kandidaten aus verschiedenen Wahlkreisen.

    Zaklin – auf den 2. Blick habe ich vermutet, dass das eine ungewöhnliche Schreibweise für Jacqueline ist.

    Frage zu Deborah: Wie sprecht ihr den Namen aus?
    Die erste Deborah, die mir begegnet ist, wurde „Débbora“ gerufen. Mittlerweile ist mir aber schon öfter die Aussprache „Debóhra“ begegnet (jeweils im deutschsprachigen Raum).

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    • zu Deborah
      Ich würde auch „Debóhra“ sagen. Ich kenne aber zur Zeit keine Deborah. Vor einer gefühlten Ewigkeit habe ich mal eine getroffen, die sprach sich „Debóhra“ aus (in Deutschland, deutscher Nachname).

    • Ich bin auch eher bei dem langen, betonten O, kurze erste Silbe.
      Ich habe festgestellt, dass im Süden eher auf der ersten Silbe betont wird, im Norden auf der 2.

    • Ich finde die Betonung auf der zweiten Silbe stimmiger, aber im Englischen, wo der Name sehr viel häufiger ist, wird die erste Silbe betont und das wird hier ja nur allzu gerne übernommen. Man denke nur an die 80er Jahre Schauspielerin Debra (!) Winger.

  3. Hubertus
    Gehört auch in die Generation von Michael, Stefan und Thomas – auch wenn er seltener vergeben wurde. Ich kenne zwei, die Hubertus heißen, sie wurden Mitte und Ende der 60er Jahre geboren. Hubertus hört sich für mich jünger an als Hubert. Manchmal war Hubertus eine Nachbenennung (wenn der Vater Hubert hieß).

    Gereon
    Da kenne ich auch einen, ebenfalls in den 60ern geboren. Der Name Gereon ist aber sehr selten (seltener als Hubertus).

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  4. Gereon zählt zu den Namen, die ich eigentlich sehr schön finden würde, wenn die Bedeutung nicht wäre … die einem kleinen Jungen mitzugeben, da müsste ich mich überwinden. Obwohl man es ja als „Wünschen ihm ein langes Leben“ auslegen könnte 😉 und man mit seiner Namensbedeutung praktisch ja kaum zu tun hat.

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    • Ich finde Gereon auch schön, auch wenn ich ihn wohl nicht vergeben würde. Die Bedeutung „der Greis“ kannte ich nicht. Bei mir würde der heilige Gereon von Köln die nicht so schöne Bedeutung ausgleichen. Ein kleiner Gereon hätte ja einen Namenspatron, also einen Schutzpatron, das finde ich auch immer sehr schön.

  5. Gereon gefällt mir klanglich auch gut. Hat eine ähnliche Melodie wie Gideon, den ich auch mag. Greis ist zwar nicht die schmeichelhafteste Bedeutung, aber Tristan bedeutet „Waffengeklirr“ und Enna „Schrecken“. Klanglich finde ich diese beiden Namen aber ebenfalls schön.

    Mir gefallen
    Lamya, Mariana und Ophelia (trotzt Wasserleiche, es gibt ja auch noch die Ophelia aus „Pans Labyrinth“).
    Mariana bzw. Marianna würde ich auch als Zweitname vergeben.

    Auch mich stört bei Nyke das y. Erinnert an Nylon und die Göttin wird nun mal Nike geschrieben, auch wenn viele zuerst an die Sportmarke denken. Nika ist eine hübsche Nebenform.

    Neben Gereon hat Gerold was (auch wenn er mich an die Wassermarke „Geroldsteiner“) erinnert, Gerald mag ich aber lieber.

    Dass Karamba ein Name ist, wusste ich nicht, ich kannte bisher immer nur den Ausdruck „ey/ay? Karamba“.

    Bengt ist klanglich gar nicht mein Fall „ngt“ klingt so ungewohnt. Dann einfachen Benedikt.

    Ingmar- die Silbe „Ing“ ist für mich trotz Ingo mit Mädchennamen verbunden. Inge und Ingrid mag ich beide gerne. Ungewöhnlicher wäre Ingvelde.

    Parsa-erinnert mich an die Schlangensprache „Parsel“ aus Harry Potter.

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    • Nyke Slawik hat sich den Vornamen selbst ausgedacht bzw. gewählt, sie wurde als Mann geboren. Der Geburtsname ist öffentlich nicht bekannt.

    • Danke Daugava für die Info!
      Interessant, dass sie sich keinen aktuellen Babynamen ausgesucht hat (wie es häufiger der Fall ist).
      Wenn es eine Anlehnung an die Sieggöttin sein soll, ist es ja auch ein passender Name.
      Aber Nike hätte ich dennoch hübscher gefunden 🙂

    • Wenn ich Karamba höre, muss ich an das Kriechöl denken, mit dem man feste Schrauben wieder locker kriegt, das Öl schreibt sich aber mit C am Anfang.

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