Wundersame Wanderungen

Ist euch schon aufgefallen, dass ich im Vornamenlexikon ganz viele neue Deutschlandkarten mit der regionalen Verteilung der Vornamen gepostet habe? Einige dieser Karten haben schon für Erstaunen gesorgt, zum Beispiel die von Jana:


Jana regional

Laut dieser Karte wird der Mädchenname Jana vor allem im Westen Deutschlands vergeben und ist im Osten total unbeliebt. Aber begegnet man nicht gerade im Osten überall Janas? Da stimmt doch was nicht, oder? Keine Sorge, es ist alles in Ordnung! Hinter dieser wundersamen Beobachtung steckt eine Vornamenwanderung. Jana war in den 1970er und 1980er Jahren einer der beliebtesten Mädchennamen in der DDR und darum ist dieser Name in der Gegend so vertraut. Mittlerweile ist das dort aber ein typischer altmodischer Erwachsenenname, der nicht mehr so gern vergeben wird. In der BRD dagegen war Jana in der Generation der heutigen Erwachsenen nicht so populär, so dass dieser Name im Westen noch frisch und modern wirkt und gerade jetzt oft bei der Namenswahl gewinnt. Und weil die Karte nur die seit 2008 vergebenen Babynamen berücksichtigt, zeigt sie den Status nach der Wanderung des Namens.

Michael regional

Auch bei Michael gibt es Anlass zur Verwunderung, denn laut Karte ist das ein typisch bayrischer Vorname. Tatsächlich aber gibt es in ganz Deutschland massenhaft Michaels. Auch hier hat eine Wanderung stattgefunden. Aber anders als bei Jana war Michael vor rund fünfzig Jahren in ganz Deutschland einer der Top-Jungennamen und ist folglich in ganz Deutschland jetzt nicht mehr angesagt. Fast in ganz Deutschland – die Eltern in Bayern hinken dem Namenstrend meistens etwas hinterher, so dass sich Michael dort noch länger hält. Da gibt es eine Regelmäßigkeit, denn die Namenskarten von vergleichbaren Vornamen wie Andreas und Thomas sehen ganz ähnlich aus wie die von Michael.

Xaver regional

Ganz eindeutig bayrisch ist die Karte von Xaver gefärbt, was aber nicht an einer wundersamen Wanderung liegt. Der Name Xaver wird wirklich fast ausschließlich in Bayern vergeben. Das war schon immer so und wird wohl auch so bleiben.

11 Gedanken zu „Wundersame Wanderungen“

  1. Interessant!

    Ich muss sagen, persönlich kenne ich keine Jana, ich lese auch kaum von kleinen Janas in RLP. Michael hingegen (aktuell ja Platz 100, was mich sehr erstaunt hat), kommt tatsächlich regelmäßiger in Babyanzeigen vor. Häufig haben die Eltern einen slawischen Nachnamen und Xaver, ja, der ist für mich auch typisch bayrisch, wobei es hier eine Straße gibt, die nach einem Xaver benannt wurde.
    Xaver ist so ein Name, der immer unwirklicher wird, je häufiger man ihn spricht, finde ich.

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    • Thomas und Andreas habe ich übersehen. Andreas kenne ich viele im Alter meiner Eltern (Mitte, Ende Vierzig) ebenso Thomas (zwischen 40-60). Tatsächlich bin ich mit einem Thomas zur Schule gegangen, ein Andreas ist mir mal in einem Praktikum begegnet.

  2. Jana – ich kenne eine 10jährige Jana und eine junge Erwachsene (ca. 20). Jana klingt für mich jung, eine Generation jünger als ich selbst. Ich finde den Namen ganz okay.

    Michael – ja, ich kenne viele Michaels, größtenteils in der Altersgruppe der 40 – 60jährigen. Aber auch unter Kindern und Jugendlichen gibt es hier und da mal einen Michael, war in Ostwestfalen irgendwie nie ganz weg.
    Andreas ist aber seltener, ich weiß von einem Jugendlichen, der so heißt.
    Thomas ist auch seltener als Michael, wurde von Tom abgelöst.

    Xaver – der Name ist für mich bayerisch durch und durch … ich sehe vor meinem geistigen Auge einen älteren Herrn mit Lederhose.
    In der Generation meiner Großeltern (1920er) gab es Franz Xaver, aber nicht einfach nur Xaver. (Das lag wohl an dem heiligen Franz Xaver.)

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    • Nochmal zu Andreas und Thomas, unter den heutigen Kindern und Jugendlichen sind die beiden Namen seltener als Michael. In den Jahrgängen der 40 – 60jährigen sind Andreas und Thomas genauso häufig wie Michael. Die Brüder von Michael heißen Thomas und/oder Andreas … oder Matthias oder Stefan …

  3. Janas
    kenne ich tatsächlich 3, die aus dem Osten Deutschlands stammen und inzwischen etwa 40-55 Jahre alt sein müssten. Eine etwa 30jährige Jana, die von Rhein-Main-Ureinwohner abstammt, kenne ich aber auch. Nur kleine Janas sind mir in Hessen noch keine begegnet, auch nicht in Zeitungsanzeigen oder Babygalerien.

    Ich habe beim Namen Isabel(l(e)) so ein ähnliches Gefühl, also, dass v. a. urhessische Isabelles irgendwie jünger sind als urthüringische Isabelles 😉

    Michael, Andreas, Thomas
    klingen für mich stark nach der Generation 40+, weshalb ich mich immer ein bisschen wundere, wenn jüngere Männer und Jungen so gerufen werden. Michael lese ich in Südhessen auch ab und zu in Zeitungsanzeigen; Andreas und Thomas aber nur selten mal als Zweitname.

    Xaver
    kenne ich nur aus der Literatur, dem Navi oder als Highlight beim Scrabble spielen. Mir ist mal eine Xenia begegnet, die jetzt so um die 30 sein müsste – aber darum ging es ja hier nicht.

    Ich finde es immer gut, wenn Eltern die verschiedensten Namen vergeben, dann ist die Verwechslungsgefahr für mich nicht so groß 😉
    Und meine Kinder müssen ihre (zugegebenermaßen jeweils Top 50) Namen nicht mit sooo vielen anderen Kindern teilen 😉

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  4. @Knud
    Ist das bei Namen wie Annika, Finnja, Malte, Ole, Niklas usw. auch ähnlich? Die scheinen mir manchmal bei württembergischen Kindern häufiger vorzukommen als bei norddeutschen Kindern…

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    • Das könnte ich zumindest vom Gefühl bestätigen. Ich komme aus „Nord“-Deutschland und die oben genannten Namen sind für mich normale Erwachsenennamen. (So zwischen 25 und 35 würde ich sagen, teilweise aber auch jünger)

  5. Ich kenne mehrere Familien mit russischen Wurzeln, bei denen die Söhne Michael und Alexander heißen. Ist mir nur aufgefallen, da es mehrmals genau die Kombi war.

    Janas gab es in meiner Generation Anfang der 90er relativ viele.

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  6. Spannend diese Wanderungen!

    Mein persönlicher Eindruck ist:

    Jana, mir sind 2 begegnet bisher. Eine aus Sachsen, eine aus Thüringen, so zwischen 40 und 50. Letztere wohnt jedoch in Bayern. Bei kleinen Kindern kenne ich den Namen momentan gar nicht.

    „Michael, Andreas, Thomas
    klingen für mich stark nach der Generation 40+“ – es geht mir genauso wie Eosin.

    Xaver, kenne ich auch eher aus der süddeutschen Gegend bzw. Österreich. In den Sissi-Filmen heißt zudem der junge Hirsch von Sissi so. Ich glaube da habe ich den Namen erstmals gehört. Klingt sehr traditionell.

    Ich finde es ebenfalls gut, dass es mittlerweile so viele verschiedene Namen und Vorlieben gibt. So bleibt es interessant!

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  7. Ich kenne nur wenige Janas, davon sind die meisten zwischen 20 und 30 Jahren alt. Find den Klang des Namens schön. Charakterlich sind die Janas, die ich kenne, meist fröhlich, offen und hübsch. Eine Jana als Freundin hatte ich noch nicht.

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