Die Götter unter uns

Die Götter unter uns

Die meisten religiösen Menschen in Europa sind Anhänger einer monotheistischen Religion und trotzdem sind die Namen der Götterwelt aus der griechischen, römischen und nordischen Mythologie in den Krabbelgruppen, Kindergärten und Schulen sehr präsent. Community-Mitglied Miez hat mir eine Liste mit Götternamen geschickt, die Potenzial für eine Namensvergabe haben, da sie auch heute noch wie Namen klingen oder weil sie aus der Popkultur bekannt sind. Ich habe untersucht, wie häufig diese Vornamen tatsächlich vorkommen.


Aus der nordischen Mythologie

Der Star aus der nordischen Mythologie ist Freya, die Göttin der Liebe. Letztes Jahr hat sie es fast in die Top 100 der beliebtesten Mädchenamen geschafft. Iduna, die Göttin der Jugend, kann da längst nicht mithalten und behauptet ihren Status als sehr seltener Vorname. Odin, der Göttervater, kommt regelmäßig als Babyname vor, die Top 500 hat er aber zuletzt knapp verpasst. Eine besondere Rolle spielt der Donnergott Thor, der in sehr vielen Vornamen steckt – vor allem in Jungennamen. Hier die zwanzig Häufigsten aus den Jahren 2010 bis 2020:

  1. Thore
  2. Thorben
  3. Thorin
  4. Thor
  5. Thora
  6. Thorge
  7. Thorsten
  8. Thorvi
  9. Thoren
  10. Thoralf
  11. Thordis
  12. Thorwin
  13. Thorian
  14. Thorina
  15. Thorfinn
  16. Thorbjörn
  17. Thori
  18. Thorn
  19. Thorven
  20. Thoryn

Aus der klassischen Mythologie

Typisch für die klassische Mythologie sind Namenspaare, weil die Römer viele der griechischen Gottheiten zwar übernommen, aber mit neuen Namen versehen haben. Der bei weitem beliebteste Vorname aus der römischen Götterwelt ist Diana, nach der Göttin der Jagd. Ihr griechisches Pendant Artemis kommt nur selten vor, wobei es auch Jungen gibt, die so heißen – wohl wegen der Jugendbuchreihe Artemis Fowl, in der Artemis ein Junge ist. Außer Diana sind alle Namen aus der klassischen Mythologie sehr selten. Die häufigsten – Ares, nach dem griechischen Gott des Krieges, und Juno, nach der römischen Göttermutter – schaffen es gerade mal in die Top 600. Wobei auch ein paar Jungen Juno heißen. Ob deren Eltern die Herkunft des Namens überhaupt bewusst ist oder das typisch männliche –o am Ende den Ausschlag gab? Nach der griechischen Göttermutter Hera wurden aber ausschließlich Mädchen benannt.

Von den folgenden Götternamen habe ich nur geringfügige Spuren in meiner Sammlung gefunden:

  • Minerva (römisch) und Athena beziehungsweise Athene (griechisch), die Göttin der Weisheit.
  • Mars (römisch),  der Gott des Krieges.
  • Hades (griechisch), der Gott der Unterwelt. Die römische Entsprechung Pluto kommt gar nicht vor.
  • Persephone (griechisch), die Göttin der Unterwelt.
  • Kalliope beziehungsweise Calliope (griechisch), die Muse der Dichtung und Wissenschaft.

Godgift und Theodor – Göttliche Vornamen

30 Gedanken zu „Die Götter unter uns“

  1. Und der Mars steckt auch im Martin und wahrscheinlich sogar (die Etymologie ist nicht gesichert) im Markus.

    Die Asen stecken in Namen auf Ans-, As- und Os- wir Ansgar, Oswald oder Oskar, und die Disen in Namen wie Vigdis.

    Aus der ägyptischen Mythologie kommt Isis, mir ist da schon eine im wirklichen Leben begegnet, andere ägyptische Gottheiten (Horus, Osiris, Bastet, Ra, Amun) aber noch nicht.

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    • Stimmt, ich vergesse immer, dass Martin von Mars kommt.

      Bastet wäre ein toller Katzenname, da die Göttin ja häufig als Katzengöttin dargestellt wird.

    • Da müssen Sie mal nach Amiland reisen und viel Zeit unter schwarzen Amerikanern verbringen die sich ihrem kulturellen Erbe bewusst sind. Da gibt es reichlich Amun, Amun-Ra, Horus, Heru, Het-Heru, Anubis, Ptah, Ma’at, Makhara, Aduni, Nefer und sogar Nefertiti, schon seit gut 2-3 Jahrzehnten. Sie kommen jetzt nicht besonders oft vor, sind aber keine Spitznamen, sondern richtig vergebene Vornamen : )

  2. Vielen Dank Knud! Ich freue mich sehr über den Artikel! Auch, weil du die Krabbelgruppenidee aufgegriffen hast.
    (Ich stelle mir gerade die kleinen Mäuschen vor, in Miniaturgötterkleidung, Klein-Thor krabbelt zu seinem Hammer, Klein-Diana lutscht an ihrem Bogen, Klein-Ares bekommt einen Wutanfall, weil Klein-Minerva ihm ihre Stoffeule nicht geben will).

    Dass Freya und Diana am beliebtesten sind, habe ich mir gedacht.
    Dass Thor in vielen Namen enthalten ist, habe ich mir auch gedacht, aber in so vielen…
    Am bekanntesten dürfte Thorsten sein (da kenne ich einige im Alter meiner Eltern), gefolgt von Thorben. Mein Bruder meinte halb im Scherz, dass er, sollte er mal Vater von Zwillingen werden, diese Thorsten und Thorben nennen möchte^^

    Den Namen Thordis kenne ich von einer Autorin: Thordis Hennings, sie hat eine Einführung in die mittelalterliche Grammatik geschrieben (ich hatte den Namen erst für männlich gehalten). Fand ich damals irgendwie passend, weil der Name für mich so mittelalterlichen klang 😉

    In Thorin sehe ich Potenzial. Ähnlich wie bei Odin wirkt er durch die Endung (Martin, Robin etc.) vertraut.

    Juno in den Top 600! Juhu! Ich mag die Göttin sehr, sie ist furchtbar eifersüchtig und auch grausam gegenüber den Geliebten und Kindern ihres Gatten Jupiter/Zeus, aber irgendwie kann man sie ein wenig verstehen. Sie wollte die einzige sein, die Zeus Kinder schenkt. Er begattet aber alles und jeden, gerne auch mal als Stier, Schwan, Ameise, Goldregen…

    Zumal Zeus immer als großer Hecht dargestellt wird und sie als zänkische Ehefrau (selbst in der sehr empfehlenswerten ARTE-Reihe „Die großen Mythen“ werden für meinen Geschmack Zeus Affären zu sehr glorifiziert. Er ist halt ein mächtiger Mann, ach so, na wenn das so ist…).

    Dass die o-Endung als männlich wahrgenommen wird (Heiko, Hanno, Marko, Antonio) sehe ich auch als Grund für die Jungen namens Juno (ich kenne tatsächlich einen, englisch gesprochen, und war anfangs sehr irritiert). Als Mädchennamen fallen mir nur Yoko, Margo und Kayo ein.
    Hera finde ich ganz nett, es gibt ja eine Autorin, die so heißt.

    Eine kleine Athena hatten wir ja in den Babynamen der Woche 6/2021.
    Schade, dass Minerva so selten vergeben wird (Minerva/Athena ist meine Lieblingsgöttin). Neben der Göttin gibt es ja auch mit Minerva McGonagall (nach der Göttin benannt) ein schönes Namensvorbild . Mit Min und Mina gäbe es auch süße Spitznamen.
    Da alten Namen im Trend sind, warte ich da einfach mal ab 😉

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    • Ja genau 🙂
      Ich habe nie etwas von ihr gelesen (ist nicht ganz mein Genre) , ich sehe die Bücher nur manchmal in der Buchhandlung.

      Jetzt bin ich aber etwas enttäuscht, dass sie gar nicht wirklich Hera heißt. In meinem Namensbuch wird gar nicht darauf verwiesen, dass das nur ihr Künstlername sei
      (der ist aber sehr gut gewählt) Gut, dass Namensbuch wurde zur Geburt meiner Schwester angeschafft und ist auch der Meinung, dass man Nepomuk nur als Zweitname vergeben kann, vielleicht sollte ich mir ein neues zulegen.

      Herlind… hat irgendwie etwas…

  3. Recht bekannt sind noch:
    die römische Göttin des Mondes Luna
    die römische Göttin der Blumen Flora
    die römische Göttin der Morgenröte Aurora
    der griechische Sonnengott Helos → Elena, Helena, Ilka, Ilonka
    die Asen: Oskar, Astrid, Ansgar, …
    der römische Kriegsgott Mars → Martin, Maarten, Markus, Marcel
    der griechische Gott des Weines Dionysos → Dennis
    die griechische Muttergöttin Demeter→ Dimitri
    die griechische Götterbotin Iris
    die germanische Gottheit Yngvi/ Ingwio → Inga, Ingo, Ingolf, Ingeborg, Inge
    sowie die römischen Personifikationen Victoria, Felicitas, Latitia (zählen vlt nicht so richtig dazu)
    … und natürlich Theo/Thea

    vergleichsweise selten (zumindest in DE):
    der römische Gott des Anfangs und des Endes Janus
    der römische Waldgott Silvanus → Silvan
    der altnordische Gott des Lichts und des Frühlings Baldur
    der ägyptische Wüstengott Seth
    verschiedene hinduistische Gottheiten, z. B. Ganesh, Shiva, Uma, Indira, Parvati

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  4. Ich musste auch an Dennis und Denise denken. Beides Namen, die in den 80ern und 90ern häufiger vergeben wurden.
    Ansonsten sehr interessant wie vielen Göttern man so noch tagtäglich begegnet. Das finde ich irgendwie cool, gerade von Religionen, die seit Ewigkeiten keine Anhänger mehr haben.

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  5. Mir fallen noch ein (ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Entschuldigung, falls ich schon genannte überlesen habe)

    Griechische Gottheiten:
    Iris – die Götterbotin
    Hermes – der Götterbote und davon abgeleitet die Mädchennamen Hermione und Hermia

    Nike – die Siegesgöttin

    Kybele/Cybele

    Gaia – Erdgöttin, Großmutter von Zeus und seinen Geschwistern

    Rhea – Mutter von Zeus und seinen Geschwistern

    Selene – Mondgöttin, davon abgeleitet Selena/Selina

    Aphrodite – die Liebesgöttin – es gibt den albanischen Mädchennamen Aferdita, ich könnte mir vorstellen, dass der von Aphrodite abgeleitet ist.

    Eros – der Liebesgott

    Apollon

    Römische Gottheiten:
    Venus – Liebesgöttin
    Ceres – Fruchtbarkeitsgöttin

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  6. Ich ergänze noch um ein paar keltische Gottheiten:

    Aine (Irland)
    Rhiannon (Wales)
    Morrigan/ Morgan(a) (Irland)
    Dana (pankeltisch, Namensgeberin u.A. der Donau)
    Brighid (Irland)
    Sirona (kontinental)
    Epona (kontinental)
    Noreia (Österreich)

    T.b.c.

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  7. Sie wird in der Arthus-Sage (die zwar schon im christianisierten Britannien spielt, sich aber allerlei keltischen Legenden bedient) auf jeden Fall aufgegriffen, ist aber eine alte irische Göttin, deren Name „Große Königin“ bedeutet, sie taucht einerseits als dreifache Göttin zusammen Macha und Badb auf, und wird auch mit Anu gleichgesetzt. )0(
    Generell sind die Sagen und Legenden des (vorchristlichen) Irlands teilweise sehr komplex, verwoben und vielschichtig, sodass man leicht durcheinander kommt. Sehr spannend und unterhaltsam sind sie allemal!

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    • Oh, das klingt ja interessant! Wenn ich einmal etwas mehr Zeit habe, muss ich mich da mal reinlesen. Ich liebe Sagen 🙂
      Ich habe für die Uni „Erec“ gelesen, einen Artusroman, in dem Morrigan am Rande erwähnt wird, sie wird dort tatsächlich als Göttin bezeichnet, da sie wundersame Dinge vollbringen kann. Der Autor nennt sie Farmurgan, was bei Weitem nicht der seltsamste Name in diesem Buch ist.

  8. Ich würde die Namen, die aufgezählt wurden, in zwei Kategorien ordnen. Götternamen (Demeter, Hera, Amun und Co.) und von Göttern abgeleitete Namen: Dennis, Dimitiri, dass der Name von Demeter kommt, wusste ich gar nicht, Apollina, Martin und Co.

    Bei letzteren bin ich mir nicht sicher, in wie weit der göttliche Namensgeber eine Rolle bei der Namenswahl spielt. Bei Martin denke ich an Martin Luther und Martin Luther King. Selbst bei Iris bin ich mir nicht sicher, ob die Göttin so bekannt ist, da gibt es ja noch die gleichnamige Blume. Vielleicht sind Klein-Iris‘ Eltern Botaniker oder Augenärzte 😉

    Ein Artikel darüber wäre aber auch interessant. Nach dem Motto „Wie göttlich bist du?“ bzw. „Wie göttlich ist dein Name“ 🙂

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  9. Gibt es Hades wirklich als Vornamen?

    Zu Minerva:
    Es gibt eine deutsche Eiskunstläuferin namens
    Minerva-Fabienne Haase

    „Bei letzteren bin ich mir nicht sicher, in wie weit der göttliche Namensgeber eine Rolle bei der Namenswahl spielt. Bei Martin denke ich an Martin Luther und Martin Luther King. Selbst bei Iris bin ich mir nicht sicher, ob die Göttin so bekannt ist, da gibt es ja noch die gleichnamige Blume. Vielleicht sind Klein-Iris’ Eltern Botaniker oder Augenärzte “

    Ich denke auch, dass die meisten, die solche Namen bekommen, nicht „nach den Göttern benannt“ sind, sondern die Namen aus anderen Gründen gewählt wurden.

    Bei Martin denke ich vor Martin Luther und Martin Luther King an den heiligen Martin (Martin von Tours). Er ist Namenspatron der katholischen Martins.

    Zu Markus – mein Namens Buch gibt als Bedeutung für Markus an: „dem Kriegsgott geweiht „. Diese Bedeutung ist aber, denke ich, vielen nicht bekannt.
    Namensvorbild für die Wahl von Markus dürfte eher der Evangelist Markus gewesen sein. Und vermutlich haben viele Eltern den Namen Markus einfach deswegen gewählt, weil er damals modern war und ihnen gefallen hat.

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  10. Zu Hades-
    Die Vorstellung, dass jemand sein Kind Hades nennt, finde ich netter, als das jemand sein Kind Ares nennt. Ares ist der Gott des brutalen Krieges, er ist der jähzornigste Gott des Olymps, der gerne in blinde Raserei verfällt. Klanglich ist der Name ganz nett, weshalb er vermutlich auch gewählt wird.
    Das oder Mama (oder Papa) ist Fan von Larissa Iones Reihe über die apokalyptischen Reiter, in denen der Reiter des Krieges „Ares“ heißt (ich kann die Reihe sehr empfehlen, wenn man auf romantische Fantasy steht. Die Namen für die Reiter sind sehr gut gewählt, die Autorin hat gut recherchiert).

    Hades ist nicht der Gott des Todes (wofür er häufig gehalten wird), sondern der Unterwelt.
    Die Unterwelt ist nicht die christliche Hölle. Es gibt höllenähnliche Teile, für die Bösen und wunderschöne Orte, wie das Elysium für die Helden. Dazwischen ist auch alles dabei. Man glaubte, dass die meisten Menschen als Schatten ihrer selbst umherwandelten.

    Hades ist also nicht ein antiker Satan (auch wenn es im Disneyfilm „Hercules“
    so dargestellt wird). Er ist der Wächter der Welt, die ihm zugeteilt wurde. Der Gott des Todes heißt Thanatos, er hat wie sei Bruder Hypnos (der Gott des Schlafes) Flügel.
    Aber selbst bei den alten Römer und Griechen saß die Furcht vor Hades tief. Er wurde eigentlich nie bei seinem Namen genannt, er hatte wenige Tempel, wenn ihm geopfert wurde, dann mit abgewandten Gesicht oder heimlich.
    Daher hat er wie „Du-weißt-schon-wer“ alias Voldemort aus Harry Potter viele Beinamen.

    Wikipedia nennt z.B:
    Krateros (κρατερός „der Starke“)
    Stygeros (Stygis) (στυγερός „der Stygische“; von Styx, dem Unterweltfluss, das Adjektiv hat die Bedeutung „abscheulich“, „furchteinflößend“)
    Aidelos (ἀίδηλος „der Unsichtbare“)
    Melas (μέλας „der Schwarze“)

    Bei Aidoelos muss ich immer an den englischen Namen Aiden denken.

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