Mein seltener Name und ich: Fee

Hans, Heinrich, Grete und Marie: Die Auswahl von Vornamen, die in klassischen Märchen vorkommen, ist recht überschaubar. Na ja, ein paar eigenwilligere weibliche Kreationen könnte man noch erwähnen: Aschenputtel und Rapunzel (nach Schmutz bzw. Gemüse!) sowie die „Namen rot-weiß“, Rotkäppchen und Rosenrot, Schneeweißchen und Schneewittchen. Farblich dazwischen angesiedelt: das rosarote Dornröschen. Als männliche Gegenstücke fallen mir Rumpelstilzchen und Blaubart ein. Gute wie böse gekrönte Häupter, Hexen, weise Frauen und Feen kommen im Märchen meist ganz ohne Namen aus. Sie sind „die schöne Prinzessin“, „der jüngste Prinz“, „die gute Fee“ – das reicht.


Anspielungen auf den märchenhaften Charakter ihres Namens kennt auch meine Interviewpartnerin Fee (stummer Zweitname: Denise), die in den 80er Jahren in Baden-Württemberg aufwuchs. Sie arbeitet im Pflegebereich, und obwohl sie sich Patienten mit vollem Namen vorstellt, fragen diese öfter mal nach der „guten Fee“. Sie hat sich auch angewöhnt, ihren Vornamen bei Rückfragen so zu erklären: „Ja, wie ’ne gute Fee.“ Allerdings gebrauche sie dieses Sprüchlein beileibe nicht bei jedem, sagt sie und schmunzelt.

Mein seltener Name und ich

Ihren Namen verdankt Fee nicht etwa einer elterlichen Vorliebe für Märchen, einem Genre, mit dem auch sie selbst nicht viel am Hut hat, sondern einer Vorgängerin von Claudia Schiffer und Cindy Crawford, mit vollem Namen Felicitas „Fee“ Didi Luise Gisela von Zitzewitz. 1943 geboren und einem alten Adelsgeschlecht entstammend, wurde von Zitzewitz 1967 zur Miss Germany gekrönt und machte anschließend Karriere als Fotomodell. „Meine Mama hat einen Bericht über sie gesehen und dann beschlossen, wenn sie mal eine Tochter hat, soll sie nur Fee heißen.“ (Ehrlich gesagt muss ich hier gerade an das Eingangsbild von „Schneewittchen“ denken: die nähende Königin am Fenster, die sich ein schönes Kind „So weiß wie Schnee …“ wünscht. Aber das nur nebenbei.) Auch für Fees Bruder gab es übrigens einen seltenen Namen: Er heißt Glenn.

Fee ist „meistens“ zufrieden mit ihrem Namen. Ihr gefällt, „dass er kurz ist und nicht viele so heißen.“ Dass man ihn sich gut merken kann, sieht sie dagegen mit gemischten Gefühlen. „Wenn man mal negativ auffällt – etwa in der Schulzeit –, kann das auch von Nachteil sein …“ Die Reaktionen auf ihren Namen seien „fast immer positiv“. Beim ersten Kennenlernen vermuteten viele, sie heiße in Wirklichkeit Felicitas. Zudem scheint ihre Haarfarbe (rot gefärbt) gelegentlich für Irritation zu sorgen: „‘Wie, du bist nicht blond‘, das höre ich öfter. Die Leute haben bei dem Namen wohl eine Frau mit langen blonden Haaren im Kopf.“ Das Einzige, was sie früher schon etwas genervt habe, sei aber der „lustige“ Spruch „Fee, ich hab jetzt drei Wünsche frei!“ gewesen.

Für ihre drei Söhne suchten Fee und ihr Mann auch kurze, eher seltene Namen aus, die hier nicht verraten werden sollen. Nur so viel: sie sind einsilbig und im Schnitt nur drei Buchstaben lang – also genau wie Fee. Hat sie schon mal eine andere Fee getroffen? „Nur eine, zwanzig Jahre jünger als ich. Einer Kollegin meiner Mutter gefiel mein Name so gut, dass sie ihre Tochter auch so genannt hat.“ Vielleicht noch als Option für Fee-Fans: Mir ist der Name schon zweimal als mitgesprochener Zweitname begegnet (Sarah-Fee, Anna-Fee).

Namenforschers Lieblingsmärchen

Hilfe, ich heiße Fee

25 Gedanken zu „Mein seltener Name und ich: Fee“

  1. Eine Fee, die jetzt im Teenager-Alter sein dürfte, „kenne“ ich vom Hörensagen.
    Fee als Abkürzung von Felicitas habe ich hier in RLP tatsächlich noch nie gehört, sonder immer nur Felie (wobei mir Fee da deutlich besser gefällt).
    Persönlich vergeben würde ich den Namen aber nicht, F gehört nicht zu meinen Lieblingsanfangsbuchstaben weder für Jungen noch Mädchen. Die Kombination Anna Fee (ohne Bindestrich) finde ich aber ganz nett.

    Erstaunter bin ich eher über den Vollnamen der Namensgeberin
    Felicitas Didi Luise Gisela.

    Luise gehört zu meinen Lieblingsnamen, Gisela passt in die Zeit, aber Didi? Das passt irgendwie nicht, erinnert mich an Didi Hallervorden und die Diddelmaus-warum hat man nicht einfach Diana oder Diane genommen.

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    • An meiner Schule gab es auch eine Fee, die jedoch gar nichts feenhaftes an sich hatte.
      Das fand ich anfangs sehr irritierend. Gerade ein Name wie Fee weckt bei mir besonders starke Erwartungen.
      Nach der ersten Verwunderung hatte ich mich dann auch an den Namen gewöhnt.
      Mittlerweile müsste die Fee Anfang/Mitte dreißig sein.
      Felicitas hingegen gefällt mir richtig gut, auch Felicitas Luise (ohne Didi und Gisela).

    • Hätte eine Großtante Felicitas, Fee genannt. Hat mir gut gefallen….Bei Fee erwartet man zeitlebens etwas feenhaftes, ist eventuell ein Nachteil?
      Persönlich würde ich Felicitas vorziehen und Fee als Koseform nehmen.
      Was Didi betrifft, in adligen Familien werden traditionsgemäß Namen weitergegeben, so gab es sicher eine Vorfahrin Didi.

  2. Im Erstkommunionkinder-Jahrgang meiner Tochter war eine Fe (Bruder Luque).

    Als Märchennamen fallen mir noch ein:

    Cinderella

    Elisa (Ich glaube, das Märchen dazu heißt Die 6 Schwäne )

    Ayana (Ayana Rabenschwester, Afrikanisches Märchen)

    Josef (Josefle und das schöne Sonnenscheinchen, Französisches Märchen)

    Ilsebill (Der Fischer und seine Frau)

    Marlene(ken) (norddeutsches Märchen?, ich erinnere mich nicht an den Titel)

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    • Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Mädchen in „Die wilden Schwäne“ Elise mit einem -e am Ende heißt und dass es 12 Schwäne sind, bzw. zwölf Brüder, die in Schwäne verwandelt werden.
      Die folgende Geschichte habe ich hier vielleicht schon einmal zum Besten gegeben, aber sie passt gerade so gut:
      Als Kind/Jugendliche habe ich manchmal von einer Rapunzel gehört. Ich kannte sie nicht persönlich, aber ihre Schwester und deren Söhne. Die Schwester hatte einen halbwegs gängigen Namen, die Söhne aber eher ausgefallene und der jüngere hieß Joringel – noch ein Märchenname.
      Eine Fee gab es an meiner Grundschule auch, ihre kleine Schwester hieß Rosa.

    • Es gibt zwei Märchen mit Schwänen.
      Die sechs Schwäne von den Brüdern Grimm, da werden die sechs Brüder in Schwäne verwandelt, die Tochter darf sieben? Jahre nicht sprechen und muss aus Nesseln Hemden für die Schwäne nähen, um
      sie zu erlösen.
      Sie heiratet eine Prinzessin, dessen böse Mutter ihr die Kinder nach der Geburt raubt (zwei Söhne und eine Tochter, wenn ich mich recht erinnere) und behaupt, sie sei eine Kindsmörderin. Beim Raub des dritten Kindes, wird sie zu Tode verurteilt, im letzten Moment näht sie die Hemden fertig, die Brüder werden erlöst, sie bekommt die Kinder wieder und die Schwiegermutter wird bestraft.

      Das andere Märchen heißt „Die wilden Schwäne“ ist von Hans Christian Anderesen und die Protagonistin heißt Elisa.

    • Rapunzel und Joringel sind schon sehr ungewöhnliche Namen. Das ist mir, die ich Märchen liebe, zu viel (gut, die Märchen gehören auch nicht zu meinen liebsten)

  3. Märchennamen

    Heinrich (aus „Der Froschkönig“)

    Hänsel und Gretel (als Hans und Gretel habe ich diese Kombination tatsächlich bei siebzigjährigen? Zwillingen in der Zeitung gelesen)

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  4. Nein, ich glaube nicht. Ein Mädchen, dass die Knochen ihres getöteten Bruders vergrub und dann wuchs ein Bäumchen daraus oder so, wir haben das mal im Deutschunterricht gelesen.
    Im Zusammenhang mit Goethes Faust, da gibt es irgendwie einen Bezug.

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  5. Ich hatte an der Grundschule auch eine Mitschülerin namens Fee, die leider sehr stabil gebaut war, also einen Kopf größer als ihre Klassenkollegen und anderthalb mal so breit. Da hatte der Name schon etwas Ironisches.
    Trotzdem finde ich ihn ganz schön und freue mich immer, ihn zu hören.
    Mehr einsilbige Mädchennamen! 😉

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  6. Ach ja,

    Jorinde gehört natürlich auch noch zu den Märchennamen

    Und ich war vor kurzem mit meiner Tochter mal wieder im Märchengarten Ludwigsburg.

    Da sind zu finden:

    Karin (Die roten Schuhe)

    Max und Moritz (ist streng genommen kein Märchen, im Märchengarten eben auch zu finden)

    Hannes (Das Huhn, das goldene Eier legte)

    Und natürlich

    Marie (Frau Holle)

    Ach ja, Holle habe ich auch schon als Frauennamen gesehen, allerdings abgesehen vom Märchen nur in Namensbüchern.

    Und neben Fee gibt es auch Elfe als Name, der ist mir im realen Leben aber auch noch nie begegnet.

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    • Ein Märchengarten, das klingt ja toll.

      Ich habe noch ein paar Namen gefunden:

      Roland (Der liebe Roland)
      Hans ( Hans mein Igel)
      Kai & Gerda (Die Schneekönigen)

    • Ich hatte vor vielen Jahren mal eine Vorgesetzte namens Elfi. Ich schätze mal, sie hieß eigentlich Elfriede, aber das hat sich niemand getraut, in Erfahrung zu bringen. Ihrem Charakter nach hätte nämlich ein Name wie Drachi oder Hexi besser gepasst 😀

  7. Liesel (Gänseliesel)

    Else (Die kluge Else)

    Ja, der Märchengarten ist schön! Ich kenne ihn noch aus meiner Kindheit und unsere Tochter liebt ihn, wir waren jetzt, glaube ich, zum 5. Mal dort.

    Für Kinder ist es toll, weil man bei vielen Märchenstationen nicht nur schaue, sondern auch irgendwas machen darf, und dann passiert etwas. Beim Spiegel von Schneewittchen ruft man: Spieglein Spieglein an der Wand usw. Und dann antwortet der Spiegel. Am Hexenhaus rüttelt man an der Tür, dann schaut die Hexe raus und ruft: „Knusper knusper knäusle, we knuspert an mein’m Häusle“.
    Mit Kindern auf jeden Fall ein empfehlenswertes Ausflugsziel!

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    • Auch mir ist der Märchengarten aus Kindertagen in bester Erinnerung. Spannend fand ich, dass die Tauben tatsächlich zu Aschenputtel kamen, das Krododil mit Saugfunktion war klasse und sorgte dafür, dass alles blitzsauber war (schwäbisch halt…), aber mein absoluter Liebling war Rübezahl, der einem seine Schätze vorführte, aber nichts hergab und dann auch noch lachte!

  8. Es gibt auch noch das Märchen der Brüder Grimm:
    der Frieder und das Catherlieschen (von Katharina-Elisabeth?), eine törichte (heute würde man sagen doofe) junge Frau

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  9. Mir fällt noch die „schöne, junge Lilofee“ aus der Ballade ein.

    Wenn aus der kleinen Fee jedoch eine wenig feenhafte Gestalt wird, kann das danebengehen wie eine blonde Carmen…

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    • Ach und im Prinzip ist es schon von mir in falscher Schreibweise genannt wurden, aber als Mädchenname gibt es dann noch Maleen aus „Jungfrau Maleen“.
      Marleen mit r finde ich wirklich ganz hübsch, auch wenn mir Marlena und Magdalena besser gefallen.

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