Biernamen – nicht immer nur Corona

Biernamen – nicht immer nur Corona …

Der Bruder einer Freundin des Schwagers einer Kollegin wird Vater einer Tochter. Und er trinkt gern Bier. Darum soll das Mädchen als Vornamen den Namen einer Biermarke bekommen. Corona (ja, das ist wirklich ein Vorname – aus Italien und Spanien bekannt, stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Kranz“ oder „Krone“) kommt aus unerfindlichen Gründen nicht in Frage. Dann soll es wohl etwas aus dieser erlesenen Selektion aus aller Welt sein:


Astra – das Bier kommt aus Hamburg, der Vorname aus England mit griechischer Herkunft und bedeutet „Stern“. Den gleichen Ursprung hat auch der spanische Bier-und-Mädchen-Name Estrella. Holsten ist zwar auch ein Bier aus Hamburg, aber leider ein Jungenname. Dann eben Holly, das ist so ähnlich.

Augustiner – Norddeutsch genuschelt klingt das Münchner Bier genauso wie Augustina (vom lateinischen Augustus, bedeutet „erhaben, erwürdig“). Auch aus Jever (Jeva ist eine litauische Form von Eva) und Krombacher (Bacha ist ein russischer Vorname) bekommen wir auf diese Weise bierige Mädchennamen.

Das weltbekannte Beck’s Bier aus Bremen macht es uns leicht: Beck ist eine englische Form von Rebecca.

Paula für Paulaner ist ein Selbstgänger. Bei bayrischen Marken müssen wir sonst kreativer sein, aber Leonie für Löwenbräu und Oetske (friesische Variante von Otto) für Oettinger würde passen.

Weitere Biere aus Deutschland: Bitburger – Bit ist eine dänische Kurzform von Birgitte. Radeberger – der slawische Name Rada bedeutet „glücklich“. Veltins – Velta ist ein litauischer Name. König Pilsener – Wie wäre es mit Regina?

Zum Schluss noch ein paar internationale Biere: Am einfachsten fällt die Namenswahl, wenn Carlsberg das Lieblingsbier ist: Carla ist die weibliche Form von Carl. Der arabische Mädchenname Tugba passt zu Tuborg und der friesische Name Heinke zu Heineken. Keltischen Ursprungs ist Guinevere – der Mädchennamenversion zum irischen Bier Guiness.

Distanzierung: Für die Nennung der Marken habe ich weder Geld noch Warenproben bekommen und ich habe kein Bier getrunken, während ich diesen Artikel geschrieben habe.

14 Gedanken zu „Biernamen – nicht immer nur Corona“

  1. Sehr amüsant.

    Bei der Jever-Werbung bin ich immer ganz überrascht, wenn ich das Logo sehe, da der Sprecher immer „Jeva“ sagt und ich die Marke in Gedanken auch immer so schreiben möchte.

    Zu Astra, interessant, dass der Name aus dem griechischen kommt, Astra ist der Plural des lateinischen „astrum“, was ebenfalls Stern bedeutet. Vielleicht handelt es sich um einen Graecismus.
    An sich finde ich den Klang und die eindeutige Schreibweise ganz nett.

    Antworten
    • Zu König Pilsner ist mir noch Pilar eingefallen, spanisch für „Säule“, leicht säulenförmig sind Flaschen ja 😉

    • Die Friesen und insbesondere Jeveraner sind von der Jever-Werbung auch immer überrascht – bzw. regelrecht erzürnt, denn die Biermarke wird dort anders (und ihres Ermessens natürlich falsch) ausgesprochen.
      Der Ort heißt nämlich „Jeefer“ und eben nicht „Jeewer“. Man sagt ja auch nicht „Hannower“, „Werden“ oder „Wilhelmshawen“.

    • Sic est, astrum ist vom griechischen astron entlehnt. War mir nicht sicher, hätte auch in beiden Sprachen aus dem Indogermanischen ererbt sein können, aber Langenscheidts Großes Schulwörterbuch Lateinisch-Deutsch sagt: Entlehnung. Im Griechischen existiert ástron „Gestirn, Sternbild“ neben astér (langes e) „Stern“ (dies wiederum entnehme ich gerade dem Benseler).
      Musst du eigentlich im Lateinstudium ein Graecum erwerben?

    • Das der Ort noch mal anders ausgesprochen wird, wusste ich gar nicht.

      Bei „Hannower“ musste ich schmunzeln, meine Großeltern kommen aus Oberschlesien und sprechen Hannover mit weichem „W“ aus.

    • @Cassis

      Ja, ich musste ein Graecum machen (die ersten drei Semester hatte ich je einen Kurs und dann eine schriftliche und mündliche Prüfung). Ich habe das Graecum mit einer zwei bestanden, muss aber gestehen, das ich gar nichts mehr kann. Abgesehen davon, dass ich jetzt bei den Wikipediaeinträgen die Transkription nicht mehr brauche, ebenso in Museen und alten Texten. Geläufige Wörter kann ich noch ableiten bzw. kenne die Orginal- Bedeutung , aber ich habe damals nur die Grammatik und nach etwa fünf Lektionen keine Vokabeln gelernt, da man in der Prüfung ein Wörterbuch benutzen durfte. Vokabel in einem anderen Schriftsystem zu lernen ist sehr anstrengend (ich bewundere alle Leute, die dies gemeistert haben). Da ich Griechisch für meinen späteren Unterricht nicht brauchen würde, beschloss ich die Zeit, die ich zum Lernen der Vokabeln gebraucht hätte, in andere Dinge zu investieren- die Auffrischung und Erweiterung lateinischer Vokabeln zum Beispiel 🙂

      Im Graecum übersetzt man einen Teil der Prozessrede des Socrates, neben einem Grundstock haben wir uns also mit philosophischen Vokabeln beschäftigt. Einer meiner ersten Sätze waren „Die Philosophen glaubten, dass die Sonne ein Gott ist“. Viele Alltagsvokabeln tauchten gar nicht auf.
      Ich habe „astron“ aber nachgeschlagen und gemerkt, dass es in der zweiten Lektion dran kam (Schande über mich).

      Im Lateinischen ist es nicht ganz so philosophenlastig
      ( zumindest im Schullatein) aber die Standarts, die man im Englischunterricht lernt: Familie, Hobbys, Essen, mein Zuhause haben im Lateinischen nicht ganz so viel Priorität, dafür kenne die Schüler dann fünf verschiedene Worte für „töten“ 😉

      Huch, ist doch ein bisschen lang geworden.
      Da es hier ja eigentlich um Namen geht, hätte ich für die Leute, die gerne Astra trinken und pompösere Namen bevorzugen noch Asteria anzubieten.
      Eine Titanide, die auf der Flucht vor dem lüstern Zeus von diesem in eine Wachtel und dann in eine schwimmende Insel „Ortygia“ (Wachtelinsel) verwandelt wird. Später ist sie der Geburtsort ihrer Nichte Artemis und ihrem Neffen Apollon und heißt dann Delos- Delia wäre also auf sehr komplizierten Umwegen ebenfalls eine Option 😉

    • Dafür war mir jetzt völlig neu, dass es wirklich Leute gibt, die Hannover „Hannower“ aussprechen. Die dürfen dann natürlich auch „Jewer“ sagen.

      Zum Thema Graecum im Lateinstudium: Ich hab das erst im allerletzten Versuch mit Ach und Krach geschafft, eher durch das Wohlwollen der Prüfungsvorsitzenden als durch tatsächliche Kompetenz. Schlicht und einfach deshalb, weil ich nicht einsehen wollte, wozu ich Altgriechisch gebrauchen können sollte. Und es stellt sich, wie auch bei Miez, heraus: Ich brauche es tatsächlich nicht. Null. Reine Schikane unschuldiger Student*innen. Habe auch fast alles wieder vergessen.
      Und ich halte mich deshalb trotzdem nicht für eine schlechte Lateinlehrerin.

    • Ich danke der angehenden und der fertigen Lateinlehrerin für ihre Erfahrungsberichte (und bitte Knud für das weitere Abschweifen vom Thema um Vergebung).
      Ich selbst hatte in der Schule 7 Jahre Latein und 4 Jahre Griechisch. Latein fand ich immer super und hatte stets gute Noten, im Griechischen sah es anders aus, da war es eher ein Durchwurschteln. Das Latinum habe ich sicherlich verdient bekommen, das Graecum na ja. Unsere Griechischlehrerin hat immer gesagt, Griechisch sei für deutsche Muttersprachler_innen einfacher als Latein, da dem Deutschen im Aufbau ähnlicher, ich halte das bis heute für ein Gerücht. Unsere Lateinlehrerin hat auch immer gesagt, dass das nicht stimmt, die hatte sich im Studium selbst mit Griechisch gequält.
      Philosophisches fand ich im Griechischunterricht langweilig, im Neuen Testament lesen hat mehr Spaß gemacht, da ist einfach mehr passiert. Für griechische Dichtung war ich leider immer zu schlecht – die römische Liebeselegie konnte ich im Original genießen, bei Homer musste ich um jeden Vers kämpfen.
      Lateinische Wörter für „töten“ ohne nachzugucken: occidere. Necare. Interficere oder so. Na, richtig?

    • Alle drei richtig 😉 Drei von geschätzten 25 Varianten.

      Hast du eigentlich erst Latein oder erst Italienisch gelernt, cassis? Da kann man ja doch jeweils so einiges an Vorwissen recyceln…

    • Erst Latein, dann Italienisch und ich denke, es war gut so. Ja, Recycling war oft möglich, aber immer Vorsicht vor falschen Freunden.

  2. Asta statt Astra könnte man hier auch noch nennen, gefällt mir gut, solange man sich am Allgemeinen Studierendenausschuss nicht stört 🙂

    Den Namen Estrella finde ich sogar sehr hübsch, erinnert mich an eine Figur von Charles Dickens: Estella aus „Große Erwartungen“.

    Antworten
  3. Hier in Duisburg, wo das König Pilsener gebraut wird, heißt es üblicherweise KöPi. Das klingt doch eigentlich ganz hübsch. Vielleicht Köpi-Marie oder so.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Nina Antworten abbrechen