Gute Frage 12: Heißen alle Lavinias Wollny?

Gute Frage

„Wie findet Ihr den Namen Lavinia?“ Auf ihre arglose Frage wird der werdenden Mutter vor allem eines um die Ohren geballert: der Nachname Wollny. „Finde ich furchtbar“, lautet etwa ein Kommentar, Lavinia sei „durch die Wollnys einfach vorbelastet“. Gemeint ist jene vielköpfige Familie aus Neuss, der RTL II seit 2011 eine Pseudo-Doku widmet und deren Mitglieder zuletzt wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt kamen. Um die Wollnys zu kennen, reicht es bereits, „TV Total“ geguckt zu haben: Stefan Raab spielte gern Mutter Silvia ein, wie sie ihre bunt benamste Sippe zum Essen ruft („Sylvana, Sarafina, Jeremy-Pascal, Sarah-Jane, Lavinia, Calantha, Estefania, Loredana!“).


In einigen Kommentaren geht es zwar auch darum, ob Lavinia vom Klang her gefällt oder nicht; vereinzelt kommt die Naturkatastrophen-Assoziation (Lawine). Insgesamt drängt sich aber der Eindruck auf, ein Kind könne womöglich gebrandmarkt werden, quasi als weiblicher Kevin. Zu erwähnen wäre noch, dass es mehrere Vorschläge gibt, den Namen durch kreativen Umbau aus der (vermeintlichen) Schusslinie zu rücken. Vorgeschlagen werden Javinia, Tavinia, Navinia, Leyvinia … So geht das heute also!?

Kann ein über Jahre laufendes TV-Format, über das sich eine begrenzte Zielgruppe regelmäßig beömmelt, einen Namen derart disqualifizieren? Selbst dann, wenn dieser eher nach Lateinlehrer als nach „Schublade“ klingt, anders als etwa Jeremy-Pascal oder Davina Shakira (andere Sendung, derselbe Sender!)? Die Wollnys haben mittlerweile eine Enkelin: Celina-Sophie. Bei diesem Namen würde niemand aufschreien, er ist einfach zu normal. Ist es Lavinias einziger Fehler, der Masse durch eine laute und ungebildete Flodderfamilie aufgefallen zu sein? Wie sehen Sie das?

PS: Im Jahr 2007 stand Lavinia auf Platz 184 der beliebtesten Mädchennamen Deutschlands. 2011 reichte es noch für Platz 294. Seit 2015 fehlt Lavinia in den Top-500.

9 Gedanken zu „Gute Frage 12: Heißen alle Lavinias Wollny?“

  1. Ich kenne die Sendung nicht. Bei Lavinia fällt mir als erstes mein altes Lateinbuch und als zweites die Äneis ein.
    Den Vornamen würde ich selber nicht wählen, hätte aber auch keine Einwände, wenn er jemandem gefällt.
    Ich würde als Eltern eher Lateinlehrer als Privatsender-Schauer vermuten. Viele Grüße

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  2. Ich finde Lavinia auch unproblematisch. Vielleicht denken wirklich einige direkt an Familie Wollny, aber wenn das zur Disqualifikation reicht, können bald kaum noch Namen gewählt werden.

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  3. Ich kenne die Sendung auch nicht.

    Eine Lavinia (~ Jahrgang 2005) ist mir während der Kindergarten-Zeit meines Sohnes begegnet. Ich habe in Erinnerung, dass Lavinias Mutter immer etwas überengagiert war. Versteht mich nicht falsch, die Kitas und Schulen brauchen Eltern, die etwas organisieren und mitmachen. Aber Lavinias Mutter wollte immer noch mehr.

    Ich finde den Namen Lavinia gar nicht so schlecht, würde ihn aber selbst nicht vergeben. Lavinia ist zur Abwechselung mal etwas länger als die gängigen Modenamen.

    Was Namen aus Fernseh-Sendungen betrifft. Ich würde das nicht überbewerten. Bei Maja denke ich auch nicht gleich an die Biene. Und bei Inga denke ich nicht an Büllerbü. Ich kenne zwei erwachsene Ingas.

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  4. Bin durch die USA vorgeprägt. In alten Romanen und Filmen gibt es viele Lavinias, das war so im 19. Jahrhundert bis ins frühe 20. Jahrhundert große Mode, wegen der klassisch-mythologisch-römischen Aura. Man stellte sich immer eine sehr edle Dame darunter vor.

    Kann mich also irgendwie nur sehr schwer in eine Unterschichtsassoziation hineinversetzen, aber es ist gut, vorgewarnt zu sein, wenn man ein Kind zu benennen hat. Die Wollnys sind für mich einfach nicht Teil meines Bewusstseins….

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    • Oh ja, bei „Downton Abbey“ gibt es auch eine Lavinia. Aber die Schnittmenge mit Wollny-Guckern ist wohl gering 😉

  5. Ich denke bei dem Namen Lavinia an eine Serie meiner Kindheit: „Sara, die kleine Prinzessin“. Dort ist Lavinia eine hochnäsige, intrigante Mitschülerin reicher Eltern. Trotzdem würde ich, auch wenn sich diese Erinnerung seit damals, als ich in der 1. Klasse war, in meinem Kopf gehalten hat, bei einer realen Person dieses Namens nicht derartige Charaktereigenschaften erwarten!

    Für mich ist Lavinia ein zarter, wohlklingender Name, den ich viel spannender finde als die kurzen Namen, die heute so beliebt sind. Dieses Schubladendenken finde ich sowieso ganz fürchterlich – man sollte da langsam mal besser von Seiten der Medien gegenansteuern, als das noch zu forcieren!

    Die Wollnys habe ich übrigens tatsächlich diese Woche das erste Mal gesehen – eine wenig anspruchsvolle, stellenweise unterhaltsame gestellte Darstellung eines Familienlebens, der ich niemals soviel Bedeutung beimessen würde, dass sie Einfluss auf die Namenswahl für ECHTE Menschen haben dürfte … Mein eigener wahrer Name wurde übrigens schon einmal in einem Namensforum dieser Sendung zugeordnet, obwohl keines der Kinder so heißt. Das heißt für mich, dass die Menge der vermeintlich gesellschaftlich akzeptierten „nicht-schubladigen“ Namen immer geringer wird. Warum soll man sich die Freude an schönen Namen nehmen und die Namensvielfalt sinnlos begrenzen und Namensträger stigmatisieren? Da bin ich ganz klar dagegen!

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  6. Ich denke bei Lavinia auch an das Buch A little princess, auf dem die Serie beruht. Sie ist dort zwar ein unangenehmer Charakter, aber nichtsdestotrotz eine junge Dame in einer Höheren Töchterschule Anfang des 20. Jahrhunderts. Daher habe ich den Namen immer als klassisch und elegant wahrgenommen. Daran ändern die Wollnys auch nichts.

    Ich finde ohnehin, dass die Namensvielfalt der Wollnys für verschiedene Geschmäcker etwas bietet. Sarah-Jane, Jeremy-Pascal und Estefania finde ich persönlich nicht so prickelnd, Lavinia und Loredana würde ich aber durchaus vergeben. Bei Sarafina und Calantha schwanke ich ein bisschen, finde sie bei deutscher Aussprache aber machbar.

    Also meiner Meinung nach kann man einen wohlklingenden Namen mit eventuell schöner Bedeutung und/oder Hintergrund als solchen anerkennen, selbst wenn einem die Namensgeber oder Namensträger nicht so gefallen.

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  7. Mit „Sara der kleinen Prinzessin“ könnten die Kommentatoren der Gruppe, in der ich über dieses Thema gestolpert bin, wohl nur wenig anfangen 😉 Sprich: Die Antwort auf meine Frage war irgendwie von vornherein klar, wenn ich sie hier stelle – anderswo wäre sie anders ausgefallen. Erst beides zusammen ergibt ein rundes Bild.

    Bzw. wenn man sicher ist, im Leben mehr mit Frances-Hodgson-Burnett-Lesern zu tun zu haben, nur so als Beispiel, als mit Wollny-Fans, kann man sich natürlich auch aussuchen, wessen Assoziationen man sich zu Herzen nimmt …

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  8. Hier eine (nicht ganz ernst gemeinte!) Warnung: im Dezember 2018 ist noch ein Name in die „Wollny-Schublade“ gerutscht – Calantha Wollny ist jetzt Mutter der kleinen Cataleya … 😉

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