Luis, der Affenkönig

„Ich bekomme im Oktober einen Jungen und finde einfach keinen Namen, der mir gefällt“ – das Netz ist übervoll mit Klagen wie dieser. Was sicher nicht am Geschlecht des erwarteten Kindes liegt. Allerdings fällt mir auf, dass sich weit mehr Online-Diskussionen, in denen das Für und Wider bestimmter Namen erörtert wird, um Mädchennamen drehen und dass bei Namenssuchen für beide Geschlechter die Threadstarter oft nach einer Weile daran erinnern müssen, dass sie auch gern ein paar Vorschläge für Jungen hätten. Ob das daran liegt, dass in den entsprechenden Gruppen und Foren fast nur Frauen mitschreiben? Doch das nur am Rande.


Die Klage der eingangs zitierten künftigen Jungsmutter geht nämlich noch weiter, und zwar mit einer Liste, welcher Name weshalb keinesfalls in Frage kommt:

„Lars, der kleine Eisbär,
Luis, der Affe vom Dschungelbuch,
Emil und die Detektive,
Felix vom Katzenfutter,
Max & Moritz.“

Bei Luis bin ich kurz ins Grübeln gekommen. Balu, der Bär, Mogli, der Junge, Kaa, die Schlange – aber wo ist da ein Affe namens Luis? Ach so: Es kann sich nur um den pyromanischen Affenkönig („Ich wäre gern wie du“) handeln. Allerdings heißt der King Louie und nicht Luis.

Affenkönig © Andrey1005 – fotolia.com
Affenkönig © Andrey1005 – fotolia.com

Von hinten durch die Brust ins Auge, würde ich mal sagen. Eine etwas überraschende Art, um Luis zu disqualifizieren. Natürlich sind Assoziationen bei der Namenssuche immer ein Thema und höchst subjektiv. Wer als Kind von Anna, dem gemeinen Nachbarmädchen, getriezt wurde, hat ein anderes Bild vor Augen als ein Fan der süßen Prinzessin aus der „Eiskönigin“. Oft habe ich aber das Gefühl, dass Namen so sehr auf Herz und Nieren durchleuchtet werden, dass gar nichts Unbelastetes übrigbleiben kann. Muss man es sich wirklich so schwer machen?

Okay, der Affenkönig, der so ähnlich heißt wie Luis, ist ein Schlitzohr. Dasselbe gilt für Max und Moritz. Es gibt aber viele Menschen, denen ein frecher Touch gerade gut gefällt. Negativ sind diese Figuren keineswegs. Da wäre es schon etwas anderes, wenn man seine Kinder Voldemort und Bellatrix nennen würde. Oder Hannibal (the Cannibal). Und wer könnte am sympathischen Emil Tischbein oder an puscheligen kleinen Eisbären oder Kätzchen etwas auszusetzen haben?

Davon abgesehen meine ich, dass bei weiter oben in der Hitliste rangierenden Namen die Assoziationen von ihrer Präsenz als aktuelle Kindernamen überlagert werden. Da müsste man schon total von gestern sein, ein enkelloser Großonkel vielleicht, um bei der Verkündung des Namens Emil einen Kalauer wie „Und wo sind seine Detektive?“ loszulassen. Darüber hinausgehendes Hänselpotenzial sehe ich bei Lars (2014 Platz 107), Emil (19), Felix (12), Max (13) und Moritz (15) nicht (jedenfalls solange Max und Moritz nicht Brüder sind) – und bei Luis (Platz 2) schon mal gleich gar nicht. Etwas komplizierter wird es eigentlich nur, wenn man einen recht neuen Namen wählt, den es vor einem bestimmten Film oder Buch gar nicht gab, wie etwa Anakin (Star Wars).

11 Gedanken zu „Luis, der Affenkönig“

  1. Amüsant, dieser Blog-Artikel ist heute am 300. Todestag des „Sonnenkönigs“ Ludwigs XIV. von Frankreich (also Louis XIV) erschienen. 😉 (Hoffentlich bin ich zumindest nicht der letzte hier, dem das auffällt…)

    Bei der spanischen Form Luis muß ich sofort an meinen langjährigen Lieblingsschriftsteller Jorge Luis Borges denken. 🙂

    Das mit der Überlagerung von bestimmten Einzel-Assoziationen bei gerade modernen Namen durch die schiere Masse ihrer Träger trifft es sicherlich auf den Kopf – und vielleicht ist das gar ein Argument für die Vergabe von Modenamen? Wenn heute z.B. ein Paul zu unseliger Prominenz kommt, dann gibt es immer noch so viele, die so heißen, daß der Name per se einfach nicht „vergiftet“ werden kann – etc.

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  2. Das übrigens Bellatrix auch eine heute populäre Bedeutung hat, hat sich mir erst gerade durch Googlen erschlossen.

    „Eigentlich“ ist das (neben der wörtlichen Bedeutung „Kriegerin“ natürlich) der rechte obere Kastenstern im Orion, der jetzt gerade wieder am Himmel aufzieht. Noch ist er nur am Morgen zu sehen, aber bald wird er – mitsamt der ollen Bellatrix – wieder den Winterhimmel beherrschen. 🙂

    So, und jetzt habe ich aber wirklich erstmal für ein paar Tage genug genervt hier! :mrgreen: Um Pardon allerseits…

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  3. Wenn man gerne im Ausland unterwegs ist, sollte man sich vielleicht auch vergewissern, dass der gewählte Name dort nicht komisch ist.

    In den Niederlanden zum Beispiel wäre „Luis“ keine gute Wahl, denn dort bedeutet das Wort „Laus“…. Die internationale Schreibweise „Louis“ hingegen wäre unverfänglich.

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  4. Ich habe auch schon den Eindruck gewonnen, dass werdende Eltern (aber wohl doch eher noch die Mütter) geradezu Angst zu haben scheinen, einen Namen zu vergeben. Sie hinterfragen einen Namen so lange auf vermeintlich negative Assoziationen, bis wirklich nichts mehr übrig bleibt. Da kommen die Fragen nach Hänselpotential(z. B. Max und Moritz, Lars der Eisbär etc), Häufigkeiten („damit kann man die Straßen pflastern“) und ob der Name wohl möglichst intelligent klänge und bei Lehrern gut ankomme. Letzteres habe ich als Begründung für eine Namenswahl leider schon öfter gelesen. Und sobald nur ein paar negative Antworten kommen, lassen sie den Namen wieder fallen. Da scheint es eine tiefe Verunsicherung zu geben (was man bei all den Vornamensstudien vielleicht sogar verstehen kann).

    Bei den genannten Namen fallen mir z. B. überhaupt keine negativen Assoziationen ein. Außer, dass „Luis“ und „Lars“ nun mal nicht meinen Geschmack treffen.

    Bei allem Verständnis für Assoziationen, die ja jeder hat, so schwer muss man es sich wirklich nicht machen.

    Einer meiner Lieblingsnamen ist Caspar, da warnen auch viele vor dem angeblichen Hänselpotential. Aber was ist denn an der Figur des „Kasperl“ negativ? Fragt man jedenfalls Kinder, finden die überhaupt nichts dabei.

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    • Also ich mag den Namen auch, aber bei Caspar gibts nicht nur die Assoziation zum Kaperle, sonder auch zum Geist, der nicht richtig spuken kann.
      Genau diese hatte vor zwei, drei Jahren mein Neffe (heute 12),als er bei der Taufe von gemeinsamen Freunden meiner Schwester und mir mit dabei war und seine Mutter danach frage, warum das Baby denn als 2. Namen wie ein Geist heisse.
      Der Junge wurde auf den Namen Markus Caspar Henry getauft.
      Ich würde den Namen trotzdem vergeben,

    • Für mich gehört Kaspar (der Name muss mit K geschrieben werden, das C ist einfach affig) ganz fest zu Kaspar Hauser und dem dazugehörenden Lied von Reinhard Mey.

      Ein Name, den man durchaus vergeben kann, auch wenn er ungewöhnlich ist.

    • Absolute Zustimmung zu der Assoziation Kaspar Hauser plus Reinhard-Mey-Lied! Dieses sehr eindringliche „Heiße Kaspar!“ habe ich zum erstenmal mit etwa acht Jahren gehört und seidem nicht mehr vergessen.

      Auf Latein bleibt das freilich ein Casparius (so, glaube ich, auch auf seinem Grabstein), daher kann ich das kaum als affig, oder so, empfinden… Und er dürfte zu Lebzeiten (vor der Standardisierung der deutschen Rechtschreibung) auch oft genug mit C geschrieben worden sein. So wie man noch bis knapp vor 1900 auch oft „Cöln“ statt „Köln“ geschrieben hat.

      Und dann hätten wir da noch den immer noch erstaunlich populären Maler Caspar David F., der auch in der Regel mit C geschrieben wird.

      Ganz grundsätzlich bin ich bei C-oder-K-Fragen auch immer für das K, aber hier scheint mir das zu verbissen…

      Woher kommt der Name eigentlich? Weiß das jemand?

      Und na: Ob Luis oder ein anderer Name nun auf Holländisch, Dänisch oder Estnisch dieses oder jenes bedeutet, scheint mir doch eher unerheblich…

    • Stimmt, das Reinhard-Mey-Lied ist mir auch noch in Erinnerung. Aber es fällt mir nicht automatisch im Zusammenhang mit diesem Namen ein (im Gegensatz zu Caspar David F.). Die jüngere Generation wird das Lied wohl kaum noch kennen.

      Aber ob K oder C, da bin ich nicht so festgelegt. Beide Formen sind doch traditionell und schon lange etabliert (so wie Karl oder Carl).

    • Meine erste Assoziation zu Caspar ist der Suppen-Kasper („Nein, meine Suppe ess‘ ich nicht!“). Wundert mich, dass das hier noch niemand geschrieben hat. Darin sehe ich auch das größte Hänselpotential. Umgangssprachlich ist in unserer Gegend zudem ein Kasper jemand, der nicht ernstzunehmen oder gar lächerlich ist.

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