Christopher: Das geht zu weit!

„Das geht zu weit! Eine Schande!“: Im September 1954 gab es in Basel einen Skandal um den Namen Christopher. Die Empörung war so groß, dass der Namensträger sogar umbenannt wurde.


Christopher war ein Gorilla, der 1951 unter schlimmen Umständen in Afrika eingefangen und vom Zoo der Stadt Columbus (Ohio, USA) gekauft wurde. In einem öffentlichen Namenswettbewerb ist er Christopher genannt worden, nach Christopher Columbus. Als der Gorilla 1954 in die Schweiz kam, war die ursprüngliche Bedeutung dieses Namens der Stein des Anstoßes: „Christus im Herzen tragend“ oder auch „Christusträger“. So könne man doch keinen Affen nennen; die Entrüstung der Basler Bürger war groß und Christopher bekam einen neuen Namen: Stefi. Er verbrachte den Rest seines Lebens im Zoo Basel, wo er 1981 starb.
Gorilla © Anna Velichkovsky - Fotolia.com
Grafik: © Anna Velichkovsky – Fotolia.com

11 Gedanken zu „Christopher: Das geht zu weit!“

  1. Toll, dass man in den 1950er Jahren noch so ein Bewusstsein für Heiligkeit und Sakrileg hatte.

    Mir schauderte es in den USA oft, wenn Leute Sachen wie kleine Schweinchen mit Flügeln an ihre Christbäume hingen und gar nicht mehr die christliche Symbolik wahrnahmen. Reverenz, Ehrfurcht, das finde ich ist unserer zeitgenössischen Kultur ziemlich abgegangen. Kann auch leider nicht „Je suis Charlie“ sagen. Verurteile natürlich ganz absolut diesen Anschlag und trauere um die verlorenen Menschenleben, aber für die Gottesbeleidigung und das Sakrileg, für das dieses Magazin steht, habe ich als Christ auch nichts übrig. Da habe ich aber vielleicht jetzt in ein Wespennest gestochen….

    Wie dem auch sei, ich bin sehr beeindruckt von dieser Anekdote aus den 1950er Jahren.

    Mark

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    • Die Leute mit den Schweinchen sind wahrscheinlich die, die ihren Baum lieber Feiertagsbaum statt Christbaum nennen. Ich achte allerdings bei der Weihnachtsdekoration auch nicht sehr auf die christliche Symbolik und hänge gern mal einen Elch an den Baum.

    • Nein Mark, ich sehe das mit dem Magazin genauso und die meisten Menschen, die ich kenne auch. Mir gefallen die Karikaturen ebenfalls nicht, aber der Unterschied ist der: Ich kaufe das Magazin nicht und schaue mir die Karikaturen nicht an. Ich bringe nicht die Menschen um, die sie gezeichnet haben, denn ich respektiere die Meinungsfreiheit eines jeden.

  2. Wenn’s danach geht müsste ich als Atheistin mit einem Namen der „Anhänger Christi“ bedeutet wohl ebenfalls umbenannt werden 😉

    Gut, damals war es auch noch eine andere Zeit – als Schweizer hätte ich dann aber eher für die Umbenennung des Gorillas in „Kolumbus“ plädiert, damit die ursprüngliche Namensidee wieder aufgegriffen wird.

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  3. Abgesehen davon, dass diese Anekdote mich mit der Hoffnung erfüllt, dass innerhalb weniger Jahrzehnte auch die Säkularisierung anderer Kulturen und Gesellschaften voranschreiten könnte, finde ich es absurd, einem Affen den christlichen Namen absprechen zu wollen. Als Geschöpf Gottes, wenn man es denn unbedingt so sehen will, ist er ja sicherlich auch ein wertvolles Mitglied der Schöpfung und erfüllt seinen Schöpfer mit Stolz ?!

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  4. Wären überhaupt nicht Tiernamen auch einmal einer näheren Betrachtung oder verschiedener Reflexionen wert? Ich meine jetzt nicht unbedingt Namen von irgendwelchen exotischen Tieren im Zoo oder auf der Leinwand, sondern die von Hunden und Katzen, unseren klassischen Hausgefährten seit Jahrhunderten.

    Es fällt doch auf, daß die altertümlichen Katzen- und Hundenamen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts heute geradezu ein Hinhörer sind:

    Katzen: Muschi, Mietze, Mitzi, Mimi
    Große Hunde: Rex, Hasso, Harras, Axel
    Kleine Hunde: Lumpi, Struppi, Pfiffi, Waldi (v.a. für Dackel)

    Bon, bei der Bedeutungs-Verschiebung von „Muschi“ ins Sexuell-Anatomische handelt es sich um einen Sonderfall, ebenso wohl bei dem „Nutten-Pfiffi/Fifi“. Aber diese gequält-witzigen, unbedingt furchtbar originellen Tiernamen seit den frühen 80er Jahren, sie fallen schon auf: also „Herr Feldmann“ oder das notorische „Balou“ für einen Hund oder ein Chinchilla, das „Robert“ heißt. Katzen namens „Bastet“ oder Kater namens „Elvis“.

    Ähnlich wie für Menschen-Vornamen gilt hier sicher in jedem Fall und jenseits aller Kulturkritik auch, daß die Streuung der Namen größer geworden ist – und daß sich dennoch und im Gegenteil wieder Mode-Maschen beobachten lassen.

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  5. „Hilfe, ein Affe namens Christopher, oh nein. Die Ehre des Namens wurde beschmutzt, weil ein Affe ihn trug…wir müssen den Affen umtaufen…“
    …Wow ein Affe, der Christopher heißt. Und China ist ein Sack Reis umgefallen…und traf wahrscheinlich den Typen am Kopf, der sich über die Namensgebung dieses Affen beschwert hat.

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