9 neue Namensfundstücke

Aus den aktuellen Sportnachrichten kommt Dagur, der isländische Trainer des deutschen Handballteams. Der Name bedeutet „Tag“. Ob wir ihn in den TOP-500 für 2015 wiederfinden?


Ein besonderes Hobby von mir sind hybride Namen, die aus einem deutschen und einem nicht-deutschen Namenelement zusammengesetzt sind. Der Name Christraud ist mir da aufgefallen.

In einem Konzert waren Werke von Frescobaldi angekündigt. Dieser Familienname muss doch von einem Vornamen abstammen … und ich konnte in der Tat Namensträger finden, darunter einen Frescobaldo Frescobaldi. Der erste Namensbestandteil enthält das Wort fresco „frisch“, das in Vornamen sehr ungewöhnlich ist. Das Zweitglied bald ist mit dem englischen bold „wagemutig, kühn“ verwandt.

Nach einer niederländischen Provinz ist Ludwig Gruno von Hessen-Homburg benannt. In Gruno steckt die Provinz Groningen.

Den Namen Judica kann man auf Kalenderblättern finden. Es handelt sich aber nicht um den Namen einer Heiligen, der zweite Sonntag vor Ostern ist vielmehr nach dem Anfang des lateinischen Bibeltextes, der dann gelesen wird, benannt. Nach diesem Sonntag wurden etliche Frauen Judica oder (mit deutscher Schreibweise) Judika geannt.

Rilou ist eine seltene Kurzform für Marie-Louise. Eine Alternative zu Malu oder Marlou?

Robben ist nicht nur der Nachname eines Fussballspielers, sondern auch der Vorname des Rockgitarristen Robben Ford.

Der Name Voltairine ist vom Namen des französischen Aufklärers abgeleitet. Eine amerikanische anarchistische Autorin des frühen 20. Jahrhunderts trug diesen schönen Namen.

Zeitlose ist ein schöner Blumenname aus dem 15. und 16. Jahrhundert (auch in der historischen Form Cytalosa überliefert). Damals war die Bezeichnung Zeitlose noch nicht auf die Herbstzeitlose festgelegt, sondern konnte auch den Krokus meinen.

17 Gedanken zu „9 neue Namensfundstücke“

  1. Bei Dagur sehe ich Potenzial, auch wenn der Klang, speziell das -ur mit aktuellen Modenamen wenig gemeinsam hat. Ich finde z.B. auch Baldur ganz spannend.

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  2. Ich bin auch noch über einen ungewöhnlichen Vornamen gestolpert:
    Letzte Woche hielten nämlich Paul und Hansen Hoepner hier einen Vortrag über ihre Fahrradreise nach China.
    Hansen als Vorname war mir bis dahin noch nicht begegnet…

    Bei Robben Gibbs wird leider aus dem Text nicht ganz klar, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Das Internet verwies mich da lediglich auf Robin Gibb.

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    • Grmbl, ich sollte vor dem Veröffentlichen immer noch mal alle Namen nachklicken. Robben ist ein Mann, aber er heißt Ford mit Nachnamen.

      Ist jetzt im Text verbessert.

  3. Elbowin,

    Danke für eine neue Auswahl interessanter Namen. Besonders interessant finde ich Fescobaldo. Ja, Frische kommt in Namen praktisch nie als Konzept vor. Der Name gefällt mir!

    Auch Christraud finde ich faszinierend–diese Neuschöpfung des Pietismus ist wirklich aus einer anderen Welt…

    Da ich das liturgische christliche Jahr sehr liebe, finde ich Namen, die damit zu tun haben, immer interessant (z.B. Theophania zu Epiphanias, und nun, Judica zum zweiten Sonntag vor Ostern).

    Bei mir ist es so, dass ich im Augenblick neuen Namen unter meinen Schülern begegne. Sinikka (finnischer Elfenname), Sunsiree (weiß nicht, woher das kommt), Barnabas (ein biblischer Name) und Krestia (ein christlicher aramäischer Name) sind Beispiele, die mir gerade einfallen.

    Auch lerne ich immer wieder neue rumänische Namen kennen, da ich mich für dieses Feld interessiere: z.B. Ghenadie, Pompiliu, Brandusa, Decebal, Atanase, Odiseu, Ilie, Flaviu, Remigiu und Bogdan seien da als Beispiele genannt.

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    • Zu Barnabas fällt mir nur Ronald Barnabas Schill, hamburgischer Richter (Bild-Zeitung: „Richter Gnadenlos“), Parteigründer und (Ex-)Politiker ein. Ein eher fragwürdiges Namensvorbild, das auf einen „rechts-populistischen“ Hintergrund der Eltern deuten kann.

      Krestia klingt interessant, ich muss mal nachforschen, was da drin steckt. Eine Schnellsuche brachte nur eine Schauspielerin Krestia Cassel aus Deutschland (Ende 50er/Anfang 60er Jahre) und eine Journalistin Krestia DeGeorges aus Anchorage, Alaska ans Licht.

      Von den rumänischen Namen fallen Brandusa und Decebal auf, weil sie weder lateinisch noch griechisch aussehen.

    • Brandusa könnte eine Zusammensetzung von Bran- (wie im männl. Vornamen Branimir, von branditi, d.h. Verteidigen hergeleitet) und Duša (Seele) sein, und wäre damit slawischer Herkunft, wie auch der Name Bogdan, der auch weder griechischen noch lateinischen, sondern slawischen Ursprungs ist (zu Bog = gott und dati = geben).

    • Na, Pompiliu, Flaviu und Remigiu sind ja eindeutigen Ursprungs. Hast Du, Mark, uns nicht irgendwann (letztes Jahr oder so?) mitgeteilt, dass auch Ovidiu ein beliebter Name in Rumänien ist? Das sind allesamt römische Gentilnomina, nur eben jeweils ohne das finale -s. In den meisten Fällen dürften die sich von den für die entsprechenden Regionen zuständigen Provinzverwaltern ableiten. Und Ovidiu – nun, da sind das Namensvorbild und seine Verbindung zu Rumänien klar, oder?

      Odiseu ist sicher eine Anlehnung an Odysseus – scheinbar hat also auch das klassische Griechenland Einfluss auf die Namensgebung im heutigen Rumänien genommen. Atanase würde ich ebenfalls in dieser Richtung verorten, da vermute ich den Stamm in Athanasía (Unsterblichkeit). Ilie könnte, da bin ich mir aber weniger sicher, von Ilion hergeleitet sein. Ilion ist der ursprüngliche Name der Stadt Troja.

    • Einen Barnabas kenne ich auch. Insgesamt 10 Geschwister:

      Reinhard
      Johannes
      Markus
      Dorothea
      Christine
      Maria
      Elisabeth
      Traugott
      Barnabas
      Kornelius

      Diese 10 Geschwister haben widerum alle zwischen 4 und 8 Kindern. Einr riesige Familie also 🙂

      Wenke

    • @Rina: Ja, Odiseu ist die rumänische Form von Odysseus. Es ist ein seltener Name in Rumänien, aber er kommt schon ab und zu vor.

      Atanase ist tatsächlich die rumänische Form von Athanasius, welcher als einer der Kirchenväter verehrt wird.

      Ilie ist, soweit ich das verstehe, die rumänische Form von Elias. Die rumänische Form von Elisa (dem Propheten), Elisei, finde ich sogar noch schöner als Ilie.

      @Lisa:

      Danke für die interessante Analyse. Ja, Bogdan ist slawisch. Ein Königsgeschlecht in Moldawien (dem östlichen Teil Rumäniens) trug diesen Namen traditionell und machte ihn somit in Rumänien bekannt. Finde Bogdan besonders schön, aber im Deutschen könnte daraus Bockdan werden, was ich schlimm fände.

      @Wenke:

      Wow, Du bist echt in einem außergewöhnlichen Umfeld aufgewachsen! Hast ja schon öfter die ungewöhnlichen Namen in Deinem Umfeld erwähnt. Interessantes Familienregister! Vor allem überrascht mich Traugott. Würde mich interessieren, wie der Namensträger diesen Namen empfindet/mit ihm zurechtkommt.

      Liebe Grüße an Euch alle,

      Mark

    • @wenke: Die riesige Familie, de Du kennst, ist schon sehr beeindruckend. Was mit auffällt, ist dass die ersten sieben Geschwister durchaus für die damalige Zeit normale Vornamen tragen, während die letzten drei mit sehr ungewöhnlichen Vornamen bedacht wurden.

  4. Ich habe noch herausgefunden, dass brândușă das rumänische Wort für Krokus ist, was dann gut zur oben erwähnten Cytalosa passt 🙂 Ob das mit den von Lisa erwähnten slawischen Stämmen zusammengehört oder nur zufällig gleich klingt, kann ich nicht sagen.

    Decebal war ein dakischer König, der mit dem römischen Reich viele Kriege geführt hat (und letzlich von Trajan vernichtend besiegt wurde).

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    • Elbowin,

      Du hast recht–Brandusa ist das rumänische Wort für Krokus.

      Was ich lustig finde, ist dass in Rumänien die Namen der Gegner Decebal und Traian beide vorkommen.

    • Es gibt auch eine umgangssprachliche Bezeichnung für den Krokus in einigen Regionen des ehemaligen Jugoslawiens: Brnduša, obwohl das offizielle Wort šafran ist. Die etymologie würde mich wirklich interessieren…

  5. Zeitlose. richtig fein.

    wenn man sich damit vorstellt, denkt jeder das sei der Firmenname oder man redet nur Unsinn.

    halu ich bin die zeitlose…. WIR KAUFEN NICHTS!
    Hausieren verboten!

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  6. Bei Blättern in Tammena (Namengebung in Ostfriesland) ist mit Tydelose aufgefallen: Die plattdeutsche Variante zu Cytalosa. Der Name ist für das 17. Jahrhundert belegt.

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    • Wo ich schon mal hier bin: Dagur hatte es 2015 nicht in die Top 500 geschafft. Tatsächlich habe ich bis heute keinen einzigen Dagur in meiner Sammlung.
      Und jetzt blättere ich auch im Tammena, immer wieder gerne!

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