Wenn Paul Kuhn auf Karl Valentin trifft

Nicht mehr lange, und es ist Silvester. Bei uns läuft dann alle Jahre wieder der „Silvesterpunsch“ mit dem „Ekel Alfred“ aus „Ein Herz und eine Seele“, einer Fernsehserie der 70er. Jahr um Jahr schmunzle ich über Alfreds Eheweib Else, die Musik von Paul Kuhn für den Inbegriff von Modernität hält. Kennt hier noch jemand Paul Kuhn, den 2013 verstorbenen Pianisten, Bandleader und Sänger? Oder bin ich, der dieser Name etwas sagt – und die das „Ekel Alfred“ zitiert! –, mittlerweile genauso von gestern wie einst Else („die dusselige Kuh“)?


Tatsächlich bin ich neulich auf einer Namensliste über ein Kind gestolpert, das ebenso heißt wie die Musikgröße von einst: vorne Paul, hinten Kuhn. Ob Herr und Frau Kuhn das bewusst so entschieden haben? Ich selbst habe immer so meine Probleme mit solchen Kombinationen. Aber vielleicht bin ich da auch allzu päpstlich. In einer Folge einer US-amerikanischen Fernsehserie, die ich vor Kurzem gesehen habe, kam ein Bram Stoker vor. Nein, nicht der Verfasser von „Dracula“, sondern nur ein nach diesem getaufter junger Mann, dessen Eltern das originell fanden. Ihr Sohn war eher genervt – jedenfalls, bis Vampirfilme große Mode wurden: Plötzlich hatte er mit seinem Namen richtig Schlag bei den Frauen.

Übervorsichtig, wie ich bin, habe ich gerade auch einer werdenden Mutter von dem Zweitnamen Valentin zum Erstnamen Karl abgeraten. Sie hatte eine weichere, moderner anmutende Ergänzung zu Karl gesucht. „Karl Valentin“ sagte ihr nichts, aber der Klang gefiel ihr. Zugegeben, der Anklang an den längst verblichenen Komiker und Volkssänger ist hier durch den vermutlich überwiegend stummen Zweitnamen ziemlich versteckt. Und natürlich kennt längst nicht jeder Karl Valentin (oder Paul Kuhn). Schon gar nicht diejenigen, die den Namen in ein paar Jahren verulken könnten und die jetzt selbst noch in den Windeln liegen. Und doch … Die eine oder andere Anspielung, vielleicht vom Lehrer, vielleicht vom Arzt, kommt bestimmt. Das muss doch nicht sein, oder?

Mein Tipp wäre: den favorisierten Ruf- und Nachnamen, auch in Kombination mit eventuellen weiteren Vornamen, einfach mal bei Google eingeben. Es wäre ja schon blöd, wenn etwa eine auf Filme ab 18 spezialisierte Filmgröße, Sie wissen schon, sich denselben fantasievollen Namen ausgesucht hätte wie Sie für Ihr Kind. Andererseits kann man es natürlich auch gerade gut finden, wenn der eigene Spross später vor lauter Einträgen zu einem prominenten Namenszwilling nicht zu ergoogeln ist. Dafür könnte man ihn aber auch einfach Ben Meyer nennen.

7 Gedanken zu „Wenn Paul Kuhn auf Karl Valentin trifft“

  1. Von Karl Valentin hab ich auch gelesen… hab nämlich endlich deine, schonmal angesprochene, Facebook-Namengruppe gefunden :p

    Karl Valentin hätte mir übrigens auch nichts gesagt.

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    • 🙂 Spannend, was?

      Als Karl-Valentin-Kennerin würde ich mich auch im Leben nicht bezeichnen. Für mich ist die Kombination nur sehr viel ‚besetzter‘ als wenn in meinem persönlichen Umfeld jemand so heißen würde.

  2. Mir sagen beide Namen was und ich hätte sicherlich auch abgeraten. Aber selbst mein gewählter Name Nana bringt so manche schwarze Brille ins Gedächtnis oder ein zartes Stimmchen. Nomen est omen.

    Nana

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  3. Letztlich ist man vor sowas trotz Googeln natürlich nie gefeit, weil der nächster Paul Kuhn oder Karl Valentin seinen Durchbruch haben kann, wenn der so benannte Nachwuchs schon im Sandkasten spielt.
    Pech, wenn man in den 80ern Harry Potter genannt wurde…

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    • @Paul: Stimmt. Das wäre für mich aber trotzdem kein Grund, nicht schon nach vorhandenen prominenten Namenszwillingen zu schauen.

      Auch denke ich, dass ein deutlich vor dem Promi geborener Mensch sich weniger Sprüche wegen seines Namens anhören muss, weil dann ja klar ist, dass Zufall und nicht etwa Fantum (oder Unwissen) der Eltern hinter der Namensvergabe steckt.

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