Ein Zimmer, das deinen Namen trägt

Nicht nur Eltern, nein, auch Hersteller von Kinderzimmern toben sich namensmäßig so richtig aus. Komisch, dass mir das bisher entgangen ist. Allerdings hat unsere Tochter damals auch kein komplettes Zimmer bekommen, nur ein Buchenholzbettchen, das Tim hieß. Oder war es Nils?


Jedenfalls zog mich jetzt der Prospekt eines Babyfachmarktes, der uns ins Haus flatterte, in seinen Bann. Jedes der darin beworbenen Möbel-Ensembles von drei verschiedenen namhaften Herstellern hieß irgendwie: Noah („Dekor weiß/Walnuss-Nachbildung“), Marlon („Eiche grau mit Echtholzstruktur“) und Alessia  („Eiche-Rustikal hell Nachbildung“). Wobei Zimmer Alessia von Design und Deko her nicht femininer ausfiel als die beiden anderen. Gut, an einer Zimmerwand prangte ein Schmetterling. Aber dafür gab’s bei Marlon Teppich und Wickelauflage in Rosarot. Huch!

Das wirft Fragen auf: Wer wählt die Namen für Kinderzimmer aus, und nach welchen Kriterien? Werden auch mal Namen modernisiert, während das Möbeldesign gleichbleibt? Hat der Hersteller sich Gedanken darüber gemacht, welche Schrankgriffe Eltern gefallen, die den Namen Noah mögen? Beeinflusst es die Kaufentscheidung, wenn man den Namen eines Zimmers besonders toll findet – oder so richtig übel? Und zuletzt:: Ob es wohl Eltern gibt, die beim Betrachten von Möbelkatalogen DEN Namen für ihren noch ungeborenen Sprössling finden?

Alessia, Marlon und Noah – alle drei würde ich (trotz Arche) als modernen Mainstream einstufen. Alessia landete 2013 auf Platz 147 der Namens-Charts, Marlon auf Rang 49 und Noah gar auf der 11. Sie zählen nicht zu jenen Namen, die in früheren Epochen schon gängig waren wie beispielsweise Franz, heute auf Platz 130 (wussten Sie, dass Boris Becker so mit Zweitnamen heißt?). Zudem sind unsere drei Zimmernamen weich im Klang, reich an Vokalen und eher international als typisch deutsch.

Ich habe recherchiert: Es gibt auch Kinderzimmer, die Balthasar, Edward, Kevin („Erle Dekor“) oder Henriette („Fichte vollmassiv, weiß und rosa lasiert“) heißen. Und sogar den ökig anmutenden Jochen („massive Fichte, honigfarben gewachst“), dessen Name nun wirklich von gestern ist.

Ach ja, ich selbst lasse mich natürlich von Namen beeinflussen. Da muss ich nur an unser Besteck denken, Modell „Denver“. Meine Kaufentscheidung hing nicht unwesentlich davon ab, dass ich gleich an den mondänen TV-Kult meiner Jugend denken musste.

Noch mehr „Denver“: Kirby und die Mexikaner oder: Was dürfen Eltern?

2 Gedanken zu „Ein Zimmer, das deinen Namen trägt“

  1. Dazu fallen mir die Spülmaschinentabs von DM ein. Da sind Tischkärtchen drauf abgebildet, neben dem toll sauberen Geschirr 😉
    Es gibt z.B. Adrian, Michael und Lena meine ich auch gesehen zu haben…
    Ich kann mir nie merken, welche Tabs unsere Spülmaschine genau braucht… deshalb merke ich mir, dass ich „Michael“ kaufen muss 😀

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  2. Diesen Trend hat denke ich IKEA in Deutschland (und bestimmt nicht nur hier) eingeführt, indem die Möbel und überhaupt alle Einrichtungsgegestände vom Löffel bis zur Klobürste einen meist lustigen Namen hatten, über den man mindestens schmunzeln konnte. Das ist natürlich in erster Linie einfach Marketing, aber wenn man sich drauf einlässt einfach nur lustig. Dein Hinweis, in wieweit die Industrie die Namen im laufe der Zeit anpasst ist sicher interessant. Ich wette, dass hier früher oder später eine Doktorarbeit drüber erstellt wird 😉

    Liebe Grüße
    Vani

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