Borbromor

Nein, Borbromor ist keine Figur aus „Karlsson vom Dach“ und auch nicht mein neuester Lieblingsname. Viel zu dumpf – und zu ausgedacht (von mir). Ich habe mich bei der Titelfindung für diesen Text von meiner Freundin K. inspirieren lassen: Sie nennt sich manchmal Kamoko, nach den verschmolzenen Anfängen ihrer drei Vornamen. Ihr mittlerer Name ist sehr besonders: Morna – quasi eine Mona mit Widerhaken. Laut Vornamens-Duden handelt es sich um eine aus dem Englischen entlehnte Nebenform von Myrna. Dieser Name soll auf das gälische Wort für „freundlich, geliebt“ zurückgehen. Bekannt wurde Morna (wie Malwine, die mag ich auch) im Europa des 18. Jahrhunderts durch eine Sammlung altgälischer Lieder, „Works of Ossian“, die sich später als Fake des Autoren, eines gewissen MacPherson, entpuppte. Wow!


Eigentlich wollte ich aber über Borwin, Bronwen und Morlyn (einmal Junge, zweimal Mädchen) schreiben. Alle drei haben sich in letzter Zeit bei mir festgesetzt. Mein Duden schweigt zu Borwin. Bei einer Recherche stieß ich zufällig auf den deutschen Mediziner und Psychologen Borwin Bandelow (Jahrgang 1951), der wegen seiner Forschungen auch mit „Angstpapst“ tituliert wird. Vorne Boris, hinten Erwin? Egal – mir gefällt’s. beliebte-Vornamen.de verzeichnete 2009 einen Borwin als Teil eines Zwillingspärchens (Schwester: Yella). Die Bedeutung von Borwin, slawisch-althochdeutsch, könnte in etwa „der Kampfesfreund“ sein.

Über Bronwen bin ich in einem Vornamens-Forum gestolpert und über Morlyn in der Zeitung, als Name eines deutschen Teenagers. Bronwen stammt aus Wales, für mein Ohr schmeckt sie nach Brombeeren: dunkel, süß, etwas stachelig. Morlyn müsste direkt vor Morna im Duden stehen. Tut sie aber nicht, da finde ich nur Moritz und Morgane. Ich nehme an, es handelt sich um eine Variante von Malin, die der schwedischen Aussprache dieses Namens näherkommen soll. Hier gefällt mir sogar das Y. Besonders nachdem mir neulich meine Freundin G. erklärt hat, sie habe diesen Buchstaben für den Namen ihrer Tochter wegen seiner Unterlänge gewählt. Tatsächlich ermöglicht ein Y im Namen (wie auch ein g oder j) ein raumgreifenderes, schwungvolleres Schreibschriftbild.

Borwin, Bronwen, Morlyn – das sind drei geheimnisvoll-dunkle Os, drei rollende Rs und drei helle Abgänge. Bei aller Exotik halte ich diese Namen für gut verdaulich, ähnlich ausgefallene Drei- oder Viersilber ecken leichter an. Und noch eine Assoziation: „Der Herr der Ringe“, mit Boromir, Arwen, den Minen von Moria und so weiter. Wer Tolkien-Namen für sein Kind dann doch zu plakativ findet – hier wären Alternativen.

4 Gedanken zu „Borbromor“

  1. Hallo, ich wollte mich kurz zu „Bronwen“ melden.

    Ich habe vor vielen Jahren mal mehr mit der walisischen Sprache befasst und möchte nur kurz anmerken, das „Bron“ für „deutsche Ohren“ zwar nach „braun“ und damit eher dunkel klingt, aber „Brust“ bedeutet und „(g) wen“ die weibliche Form von weiß ist.

    Das ist auch im modernen Walisisch so. Für uns ungewohnt, wenn Namen so klar verständlich sind, aber in anderen Kulturen normal.

    Die männliche Form von weiß ist übrigens „(g) wyn“. Daran kann man erkennen, ob es ein weiblicher oder ein männlicher Name ist 🙂 bei manchen gibt es wohl beides.
    Ich finde, die Waliser haben eine Menge tolle Namen. Übrigens hatte ich mal eine historische Ausgabe vom deutschen „Ossian“ von siebzehnhundertnochwas.

    Viele Grüße aus Berlin!
    Monika

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    • … da fällt mir doch gleich der kleine Lorn ein (bitte nicht das n gegen ein d tauschen ;-)), der hier im Ort lebt. Aber Lorna gefällt mir besser.

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