Wendler, Wendy und die wirklich coolen Kids

Der Wendler ist raus: Der gelernte Speditionskaufmann Michael Wendler, als dessen Erkennungsmelodie gern „Sie liebt den DJ“ eingespielt wird, gab nur ein kurzes Gastspiel im RTL-Dschungelcamp. Interessant finde ich an diesem Herrn – ausschließlich – seinen Umgang mit seinem Namen: Er hat sogar vor Gericht um das Vorrecht gestritten, sich „Der Wendler“ nennen zu dürfen, und spricht von sich in der dritten Person wie einst römische Kaiser.


Brücke im Dschungel © platynus - Fotolia.com

Wohlgemerkt, Wendler ist nur ein Pseudonym, der Mädchenname seiner Mutter. Der Sänger wurde als Michael Skowronek geboren und heißt seit seiner Heirat Norberg. Ob wohl traumatische Erfahrungen mit einem allzu häufigen Vor- und einem recht zungenbrecherischen Nachnamen hinter dieser Namensmarotte stecken? Michael stand in seinem Geburtsjahr 1972 auf Platz 1 der Charts – was ihm doch eigentlich wieder gefallen müsste?

Aus meiner Gymnasiumszeit im Schleswig-Holstein der 80er kenne ich das Phänomen, dass einige, aber längst nicht alle Jungen quasi von der ganzen Klasse mit ihrem Nachnamen angeredet wurden. In der Regel waren es das die coolen Jungs vom Raucherhof, nicht aber die Musterschüler. Ein markanter Nachname war auch gut. Einer hieß bei uns zum Beispiel Schmeißer – und niemals Marc. In Einzelfällen habe ich auch von Frauen meiner Generation gehört, bei denen das ähnlich funktionierte: von der lässigen Latzi (Fräulein Latzker) und der punkigen Strösel. Ob es das heute immer noch gibt – bei echt coolen Kids (und nicht etwa Herrn Wendler)? Wer weiß mehr?

Ach ja: Wer M. Wendler doof findet, seinen Künstlernamen aber irgendwie ganz angenehm fürs Ohr, könnte seine Tochter Wendla, Wendula oder Wendy nennen. Oder seinen Sohn Wenzel oder Wendelin. Dazu könnte man für Jungen auch ruhig mal über Namen nachdenken, die (heute!) eher als Nachname verbreitet sind. Wieland oder Lenz zum Beispiel fände ich ziemlich gut.

11 Gedanken zu „Wendler, Wendy und die wirklich coolen Kids“

  1. Glaub ich ja nicht – wenn Du nicht gerade in den nächsten zwei Wochen niederkommst 😉 Klar, Wendla ist selten, da läuft das Assoziationskarussell. Ich denke dabei seit jeher an ‚Frühlings Erwachen‘ und das traurige Ende. Aber der Name lässt sich sicher neu besetzen.

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    • Ich kenne den Namen auch aus „Frühlings Erwachen“.
      Auch wenn es traurig ist, ich mag dieses Buch sehr und den Namen auch. Trotzdem wäre es mir zu nah an dem Wendler. Und zum Glück gibt es viele andere schöne Namen, Wendla könnte ich mir höchstens noch als Zweitnamen vorstellen.

  2. Zum Thema „Nachnamen als Rufnamen“: In meiner Klasse auf dem Gymnasium (Geburtsjahrgang 84/85) wurde ein Junge immer beim Nachnamen (Appelt) gerufen, ein weiterer hatte einen vom Nachnamen abgeleiteten Spitznamen (Bolle, von Bollmann). Das war allerdings bei einem der Mädels auch der Fall, die hieß Fannrich und wurde Fanny genannt, fand ich immer süß.
    Und als wir dann in der Oberstufe mit den Schüler_innen der ehemaligen Parallelklassen zusammen unterrichtet wurden, gab es noch eine Starke – der Nachname passte viel besser zu ihr als der Vorname, zumal es den im Jahrgang auch noch einmal gab.

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  3. Das Phänomen Mitschüler mit Nachnamen anzusprechen war auf meinem Gymi nicht sehr verbreitet. Erst in der Sek. II wurden ein paar Jungs (cool und nicht cool) ab und zu mit Nachnamen angesprochen. In der dritten Person sprach zum Glück keiner von sich. 😉

    Von den vorgeschlagenen Namen gefällt mir auch Wendelin gut; ich würde den Namen aber höchstens als ZN vergeben. Bei Lenz frage ich mich, ob da nicht durch den Ausdruck „sich einen Lenz machen“ das Kindeswohl gefährdet ist….

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    • Stimmt ja, das Lied ist soo bekannt. 🙂 Ich würde aber durch den o.g. Ausdruck dennoch auf Nummer sicher gehen und eher Lorenz vergeben. 😉

  4. Hallo, ich habe vor einiger Zeit den weiblichen Vornamen WENDLA gehört, bzw. geschrieben gesehen. Kann mir jemand sagen, woher der Name kommt und wann er besonders verbreitet war?

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    • Ich kenne Wendla aus dem Stück „Frühlings Erwachen“ (1891) von Frank Wedekind. Geht wohl auf den Männernamen Wendelin zurück, der wiederum von einem Heiligen dieses Namens – der um 570 starb – inspiriert worden sein soll. Wann Wendla populär war, wüsste ich selbst gern 🙂 Ich hab jedenfalls noch nie eine getroffen – nur mal eine Wendula.

  5. In der Schule meiner Kinder gab es mal einen, der hieß „Der“ mit Nachnamen. Also z.B.
    Der Peter, Der Friedrich (es war natürlich ein anderer Vorname).
    Nachdem man in Bayern oft noch den Nachnamen zuerst nennt (Beispiel „Mit wem bist du in einer Klasse?“ „Mit dem Huber Max, dem Müller Leon und dem Maier Julian.“) ist das natürlich mega-lustig, wenn man auf die Frage „Wer war das denn?“ dann „Der Der Friedrich“ sagt. 😀

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