Amon und Ariel – Assoziations-Alarm?

Es steht auf Platz 14 der Spiegel-Bestsellerliste: ein Buch, dessen Obertitel nur aus vier Buchstaben besteht, einem hebräischen Vornamen: Amon. Viel mehr braucht es nicht, um zu wissen, um was und wen es geht. Verfasserin Jennifer Teege ist die Enkelin des brutalen KZ-Kommandanten Amon Göth, den man auch aus „Schindlers Liste“ kennt, und schreibt über ihre Familiengeschichte: „Mein Großvater hätte mich erschossen“ – Teeges Vater ist Nigerianer. Auch Göths Vater und Großvater hießen schon Amon, der Name taucht nicht nur in der Bibel auf, sondern bezeichnet auch den Sonnengott im alten Ägypten. Und er ist einer jener Namen, die mir gefallen, wo ich mich aber frage: Kann man den noch (oder wieder?) vergeben?


Grundsätzlich denke ich, dass man sich an Assoziationen nicht übermäßig aufreiben sollte. Mein Gefühl ist, dass viele genau das heute tun und deshalb schon Namen wie Fanny meiden – wegen des englischen „Funny“ –, um keinerlei Angriffsfläche zu bieten. Wer das konsequent durchzieht, landet fast zwangsläufig bei den allerhäufigsten Namen, auch weil die sehr heutig klingen und es entweder noch keine nervigen Mitschüler oder Kollegen geben kann, an die man denken könnte, oder bei denen die Namensträger längst jenseits von Gut und Böse sind.

„Jungs gehen ja modisch gern auf Nummer sicher. Das macht Amon, 5, uns hier vor – im klassischen College-Look!“ Diese Bildunterschrift habe ich nicht erfunden, sie stammt aus einem Elternmagazin vom letzten Jahr. Wobei natürlich die Frage ist, ob die Namen der Kinder in den Modestrecken immer echt sind. Der mit Amon betitelte Blondschopf lächelt jedenfalls nett in die Kamera. Und ich denke: Warum eigentlich nicht? Bei einem Nachnamen auf Gö- oder einem auf -th endenden Einsilber wie Beth würde ich aber doch abraten. Ein Argument gegen – oder für? – Amon könnte übrigens auch sein: nur ein Buchstabe variiert, und wir sind bei Amor.

Noch mal hebräisch und auf A-: Der Tod von Israels Ex-Premier Ariel Scharon hat mich wieder daran erinnert, dass mir auch dieser Name gut gefällt, aber … Gemein, dass er schon seit den 60ern von Waschmittel besetzt ist, im Verein mit Daniel (heute Platz 57) und Gabriel (Platz 96) hätte er sicher Furore gemacht. Hm. Ein Waschmittel ist doch eigentlich weniger schlimm als eine Nazi-Größe?

Alternativvorschläge: Amos (nur will ich den immer englisch sprechen), Adriel, Adson, Ari, Arik, Armin, Arno, Artem, Artjom, Aurel, Avram.

13 Gedanken zu „Amon und Ariel – Assoziations-Alarm?“

  1. Ich denke sofort an Amon Göth und darum ist das ein Name, der so negativ behaftet ist, dass ich den nicht objektiv beurteilen kann. Einfach, weil es der einzige Amon ist, von dem ich mal gehört hab. Es gab ja auch fiese Heinrichs, Josephs etc. aber da kennt man eben genug andere Beispiele, wodurch die Assoziation verwischt wird.

    Aber Fanny würde ich nicht wegen funny nicht vergeben, sondern deshalb weil fanny im amerikanischen umgangssprachlich den Hintern bezeichnet und im brit. Englisch das weibliche Geschlechtsteil. Das finde ich viel gravierender als funny…

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  2. Amos finde ich sehr schoen. Bei Nazi-Assoziationen waere ich besonders vorsichtig in Deutschland–die koennen, glaube ich, den Namenstraeger wirklich belasten.

    Avram–so heisst mein rumaenischer Schwager. Der Name geht auch im Deutschen ganz gut, finde ich. Abraham finde ich auch toll!

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  3. Ich verbinde Amon bzw. Amun mit dem Sonnengott im Alten Ägypten und finde den Namen schön. Die Assoziation mit Amon Göth hatte ich nicht, aber es wäre natürlich schon gut zu wissen, welche Assoziation allgemein überwiegt…. Meine persönliche Tendenz ist zu sagen, dass man den Namen schon wieder vergeben kann.

    Amor finde ich auch ganz gut, aber ich würde mich nicht trauen den Namen zu vergeben – ist für einen Jungen doch bestimmt zu kitschig, oder?
    In Frankreich habe ich den Namen Achille in letzter Zeit öfters gehört (2012 auf Platz 179 der beliebtesten Jungennamen) und der gefällt mir richtig gut – ob der Name in Deutschland wohl mal beliebter wird?

    Der Name Ariel ist mir in meiner Schulzeit durch Ariel Scharon bekannt geworden und er hat mir auf Anhieb gefallen. Da finde ich die Geschichte mit dem Waschmittel so richtig ärgerlich. Ich würde den Namen daher eher „nur“ als ZN vergeben. Bei Amon gibt es ja wenigstens noch den bekannten Sonnengott….

    Bei Fanny/Fannie hingegen habe ich überhaupt keine Bedenken. Der Name ist mir in Frankreich und Kanada schon so häufig begegnet, dass es für mich ein ganz „normaler“ bzw. gut vergebbarer Name ist.

    Von den Alternativvorschlägen gefällt mir Adriel gut. Dazu fiel mir spontan Galadriel ein. Ari ist ganz süß – für einen kleinen Jungen passender als Aristoteles. Aurel und Amos finde ich auch gut, habe aber bei Amos auch immer die englische Aussprache im Kopf.

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  4. Bei Fanny denken wirklich viele Englisch-Muttersprachler an weibliche Geschlechtsteile UND an Fanny Hill von John Cleland. Finger weg von dem Namen…
    Amon sehe ich als nicht besonders kritisch an. Wegen eines miserablen, österreichischen SS-Schergen, der zudem vielen heute nicht mehr bekannt ist, würde ich mir keine Gedanken machen. Klassisch Gebildete (ja….die gibt es noch) denken zuerst an den Gott und dann auch an einen König von Juda.

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  5. Die ach so unkorrekte Assoziationsmaschine fördert für Amon auch noch den stinkenden Ammoniak ans Tageslicht (und ja, der Name des Gases hat etwas mit dem Sonnengott zu tun … )

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  6. wenn ich amon höre, denke ich als erstes: „ein hebräischer name“ und nicht „ein nazi“. von daher schwingt für mich im namen mindestens genauso viel philosemitismus wie antisemitismus mit.
    ariel ist für mich neutral, da ich eben einen ariel kenne und primär an ihn denken muss, wenn ich den namen höre. ich weiss aber noch, dass ich damals, als ich ihn vor 15 jahren kennen lernte, als erstes an arielle, die meerjungfrau, gedacht habe. DIE werden die kids von heute vermutlich noch besser kennen als das waschmittel oder sharon.

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  7. Ich muss gestehen, dass ich Amon Göth nicht kenne, habe auch Schindlers Liste nicht geschaut. Ich denke auch, dass er in meiner Generation (+/- ein paar Jahre) nicht mehr so bekannt ist. Daher könnte der Name bestimmt vergeben werden. Mein Fall ist er aber sowieso nicht.

    Bei Ariel hätte ich wie clara müller eher die Assoziation mit Arielle (auch wenn ich Ariel Sharon namentlich kenne), weswegen der Name für mich schon nicht mehr vergebbar wäre.

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  8. Was Ariel betrifft, fällt mir außer Sharon und dem Waschmittel noch der Geist aus Shakespeare’s „Der Sturm“ ein … in der Tat ein Name mit vielen Assoziationen.

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  9. Vor vielen Jahren, als ich noch in der Staatsbibliothek München gearbeitet habe, kam der Anruf einer Freundin, die Eltern wollten Sohn Aric nennen, der Münchner Standesbeamte verweigerte das. Also wie kann man Aric als Namen begründen, damals, 1976, gab es diese „neuen“ Medien noch nicht, also Bücher, Verzeichnisse, Nameslexika wälzen, und dann Aric als Koseform von Ariel! Der Junge wurde Aric genannt, mittlerweile hat er selber eine Tochter

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  10. Moin das lustige is ich heiße Amon und ja ich wurde schon Ma angesprochen aber wurde nur mit Ägypten in Verbindung gebracht und auch wegen Ammoniak aber find das nich schlimm ich kenne auch diesen Nazi und das Buch und den Film bin aber stolzer Italiener

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