Vom Floh gebissen

Jetzt sieht man sie wieder – Mütter, die am Wochenende im Frühnebel vor Kindergärten, Sporthallen, Gemeindezentren Schlange stehen, den praktischen Ikea-Shopper gefaltet in der Hand. Immer um Anfang September und um Anfang März herum haben Kinderflohmärkte Hochsaison. Was der Run auf Strumpfhosen und Schneeanzüge mit Namen zu tun hat? Folgt sogleich!


Flohmarkt © davidundderriese - Fotolia.com
Illustration © davidundderriese – Fotolia.com

Wer sein Kind gerne mal in Textiles aus zweiter Hand hüllt, kennt das: Oft stehen Namen drin. Ich habe gestern zum Beispiel ein „Emma Müller“-Schildchen (Nachname von der Redaktion geändert) aus einer fliederfarbenen Fleecejacke gefriemelt. Im hiesigen Secondhand-Laden habe ich schon häufiger abgelegte Teile von einer kleinen Lorena erstanden. Und auf dem Kindergartenflohmarkt bin ich Stammkundin bei einem Mädchen, das nach seiner portugiesischen Großmutter Idalina heißt. Das Spannende ist nun: Mir gefallen nicht nur die Klamotten (und da bin ich wirklich wählerisch) – ich mag auch die Namen. Noch nie habe ich Flohmarktbeute nach Hause getragen, in der ein mir völlig widerstrebender Vorname gestanden hätte. Bloß Zufall?

Ich glaube, die Vorliebe für Allover-Prints, Retrolook, Pippi-Langstrumpf-Stil korreliert tatsächlich mit einem bestimmten Namensgeschmack. In meinem Fall: dem Hang zu alten oder seltenen, nicht zu süßen Namen. Die von mir auf dem Tapeziertisch links liegengelassenen „sexy“ Miniröcke, Sprücheshirts und Rüschenkleider haben einst vermutlich nicht einer Karla, sondern eher einer Chiara oder Caprice gehört.

Doch Vorsicht: Das ist natürlich alles andere als eine exakte Wissenschaft! Bei sehr verbreiteten Namen wie Lara oder Raritäten wie Saphira ist sowieso fast alles drin in puncto Kleiderstil. Und wer weiß, vielleicht stiefelt mir ja schon morgen das erste kleine Mädchen über den Weg, das wie meine Tochter heißt – und Ugg-Boots mit Leopardenmuster trägt.

5 Gedanken zu „Vom Floh gebissen“

  1. Meine Tochter hat einen nicht süssen, alten UND seltenen Namen und trägt gerade ein rosa Aristocats-Marie Shirt mit Glitzer und Rüschen 🙂 Ab spätestens drei Jahren haben sie dann ihren eigen Geschmack egal ob sie Isabella oder Ulrike heißen …

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    • Weiß ich doch 🙂 Trotzdem denke ich, dass man das als Mutter länger noch ein bisschen steuern kann. Es gibt ja auch solche und solche rosa Sachen.

  2. Solche Eindrücke haben viele, glaube ich, ganz gerne. Das hängt wohl viel mit Identifikation zusammen. Es ist ja schon viel darüber diskutiert worden inwieweit Identifikation über Kleidung eine Rolle spielt – mir kommen da auch Diskussionen über Schuluniformen in den Sinn. Namen spielen diesbezüglich natürlich auch eine Rolle. Häufig haben wir bei einem Namen ein bestimmtes Bild (Physiognomie und/oder Charaktereigenschaften; Modegeschmack etc.) eines Menschen vor Augen. Assoziationen, verursacht durch eigene Erfahrungen, aber auch durch Vorurteile etc., werden natürlich immer weiter ausgebaut, genährt u.s.w. In diesem Fall sind sie wohl „bestätigt“ worden. Durch ähnliche Erfahrungen bin ich auch der Meinung, dass Mode- und Namensgeschmack verbunden sein können, aber ich habe immer die Tendenz zu sagen, dass man mit dieser Form von „Schubladendenken“ vorsichtig sein sollte: die Hauptsache ist, dass man kein Kleidungsstück, das einem gefällt, wieder zurücklegt, weil auf dessen Schildchen der Name Chiara steht…

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