Lotti süß, Otti doof?

Kürzlich las ich in einem Forum von einer Frau, die mit dem Gedanken spielte, ihre noch im Bauch befindliche Tochter nach ihrer geliebten Oma zu benennen: Ottilia – „aber was, wenn sie dann überall nur Otti heißt?!“


Meine spontane Reaktion: Na und? Wenn diverse Trägerinnen des beliebten Retro-Namens Charlotte (aktuell Platz 25) liebevoll Lotti gerufen werden, was macht Otti dann so abwegig? Otti Fischer (übergewichtiger Schauspieler)? Ottifanten (aus der Mode gekommene Rüsseltiere)? Spielt das vorangestellte L wirklich so eine große Rolle (immerhin sind L-Namen wie Lina, Lena, Lilli, Lara ja sehr angesagt)? Ich kann das nicht so recht glauben.

Stattdessen fallen mir aus dem Nichts Goethes „Wahlverwandtschaften“ ein, die (gleichermaßen begehrenswert gezeichneten) Heldinnen heißen Charlotte und Ottilie. Doch um nicht in Richtung Deutsch-LK abzuschweifen: Wer eine Oma mit dem stolzen Name Ottilia hatte und diese auch so kennengelernt hat, nicht etwa als „Oma Otti“, sollte sich meiner Meinung nach gar nicht mit so vielen Zweifeln zu möglichen Kurzformen plagen. Zumal sich gerade bei selteneren Namen doch auch ein bisschen steuern lässt, welche Form sich einbürgert. Ich lese mit meiner Tochter gerade Enid Blytons „Fünf Freunde“; sicher kennen viele aus dieser Serie noch das Mädchen Georgina, das nur Georg genannt werden will und auf „Georgina“ einfach nicht reagiert.

Die besagte werdende Mutter schrieb dann auch, ihre Oma sei ja eher Tilly genannt worden. Na also. Warum dann auf Halbgares (eine Nutzerin des Forums schlug „Tilia“ als nicht verhunzbare Alternative zu Ottilia vor) ausweichen? Mir jedenfalls gefällt Ottilia, und ich finde sie auch nicht zu ungewöhnlich in einer Zeit, wo Emilia mit derselben Endung und ebenfalls einen Männernamen enthaltend auf Platz 12 steht.

Doch da kann man natürlich mal wieder geteilter Meinung sein. Sicher ist Emilia weicher im Klang und scheint somit besser in die Geburtsgalerien von 2013 zu passen. Ich mag aber auch Ecken und Kanten; und dass etwas seltenere Namen bei mir einen Stein im Brett haben, hat man vermutlich schon gemerkt. Weit eher als bei Ottilia/Otti hätte ich bei Olivia oder dem Jungenpendant Oliver ein Problem: „Olli“ klingt für mich nämlich einfach nur oll.

17 Gedanken zu „Lotti süß, Otti doof?“

  1. Ich finde Ottilia auch durchaus vergebbar auch wenn er etwas „härter“ im Klnag ist als Emilia.
    Und auch Otto für einen Jungen finde ich süß -immerhin hätte dieser dann einen der immer noch beliebtesten Comedy-Künstler als Namenspatron ; ).

    Und was den Namen Oliver betrifft kann ich Annemarie nur zustimmen: Ich kenne keinen Oliver der auch so genannt wird, alle sind immer „der Oli“.

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  2. Ich finde Ottilia auch sehr schön. Außerdem kenne ich sehr viele Menschen, die nie einen Spitznamen hatten, auch wenn es nahe lag, z.B. Annikas, aus denen nie Anni wurde, oder Michaels, aus denen kein Micha/Michi/Mick wurde. Ich kenne sogar eine Marie-Elisabeth, die immer mit komplettem Namen ausgesprochen wurde und wird, weil ihre Eltern Wert darauf gelegt haben. Andersherum ist man, gerade in der Grundschulzeit, ja auch mit einem vermeintlich sicheren Namen nie vo Spitznamen gefeit, z.B. Jule (für Julian), Kritzel (für Christina), TT (für Timo Tauber), Schmitt (also nur den Nachnamen) oder Heidi (für Max/Marie Heidemann)… und ein Bekannter von mir, der Kyrill heißt, wurde ab Januar 2007 von allen nur noch Sturm genannt. Da ist Otti doch in bester Gesellschaft 😉

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    • Also da muss ich Caro recht geben! Ottilia ist wirklich grauenvoll und es kann gut sein, dass das Baby im Schulalter geärgert wird! Aber bitte – ihr werdet es noch bereuen!
      Wer nicht hören will muss fühlen! (an die die ihr kind so nennen)

      Jojo

    • Jetzt muss ich doch noch mal JOHANNA kommentieren, die hier hier ebenso wie CAROLIN und CELINE UND PAULA gegen den schönen Namen OTTILIA wettern … und gleich noch allen Eltern eins reindrückt, weil eine Ottilia mit absoluter Sicherheit eine schlimme Schulzeit voraussagen, weil der Name ach so schrecklich ist.
      Ja, unbekannte Namen brauchen etwas Gewöhnung, aber ich glaube mal, dass ein unbekannter Name weniger gehaenselt wird als ein „dummer“ bekannter Name und mal ehrlich – welches Kind kennt noch OTTIfanten oder OTTI Fischer??? KEINS!
      Kommen wir zum Alter des Namens: JOHANNA – Uralter Name! Paula- Alter Name! Und beide stammen von einem Männernamen ab.
      Wie „SCHREEEEEEEEECKLICH“!!!! Habt Ihr mal über Eure Namen nachgedacht? Die sind aus der gleichen Kategorie wie Ottilia. Ich glaube nicht, dass Ihr da jemals Probleme hattet.
      In einer Zeit der Ryans, Nancys, Jeremy (ausgesprochen Scheremie“) und was weiss ich für meiner Meinung nach schrecklicher Namen, die alle falsch aussprechen braucht sich eine Ottilia wirklich nicht verstecken.
      Und Massenware – du rufst deine Emilia und 10 Köpfe drehen sich nach dir um … oh neeee! Danke!

  3. Ich kenne eine („mittelalte“) Ottilie, die auch nur immer so genannt wurde und nie anders.
    Ich finde, der Name Ottilia passt prima für ein 2013 geborenes Mädchen!

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  4. Ottilia finde ich sehr schön.

    Ich habe bisher 3 Personen unterschiedlicher Generation mit dem NAmen kennengelernt und alle hatten als Koseform Tilly , die jüngste (müsste heute um die 15 sein) wurde von ihrer Großmutter Otta gerufen, aber keine wurde Otti genannt.

    Ophilia wird ja auch meistens Phillie genannt.

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  5. Ottilia/Ottilie–unheimlich schön… Mit der A-Endung passt es besonders gut in die heutige Mode–klingt ja dann auch gar nicht mal so anders als Olivia, nur etwas härter. Finde auch „Ecken und Kanten“ ganz schön–nicht alle Name müssen superflüssig im Sand versiegen…

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  6. Was ist denn so falsch an „Otti“?
    Meine 2011 geborene Tochter heißt Ottilia und so nennen wir sie auch in 90 % der Fälle, wenn wir sie ansprechen. Abgesehen von sonstigen Kosenamen. Wenn ich über sie rede, verwende ich oft „Otti“, und ehrlich gesagt denke ich dabei weder an den dicken Bayern noch die albernen Ostfriesentiere sondern an ein liebes, süßes und niedliches Mädchen und ich denke, die Leute mit denen ich rede auch.

    Otti klingt nicht nur nett sondern auch liebenswert und niedlich: genau richtig für ein kleines Mädchen.
    Es gibt viel schlimmere Spitznamen!
    Und wie schon gesagt wurde, hat man gerade bei seltenen Namen eher die Chance den Spitznamen selbst zu vergeben als bei eingesessenen Namen.
    Bei „Tilly“ hingegen muss ich übrigens an Spülmittel denken.So subjektiv sind also Spitznamen (wie Namen auch).
    Wichtiger als den Spitznamen finde ich bei Namen die richtige Betonung und Aussprache. Es gibt zu viele Schakelines und Schulians!

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  7. Ich stimme dir vollkommen zu. Ecken und Kanten mag ich übrigens auch gern, das hat einfach mehr Substanz.
    Und wenn man einen Spitznamen nicht will, dann kann man das auch durchsetzten. Und wenn sich schon ein Spitzname eingebürgert hat, dann wird der auch erhalten bleiben. Viel eher als wenn dieser der Vollname ist.

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  8. Ottilia gefällt mir mehr als Ottilie.
    Ottilie klingt nach einem Küchenkraut.

    Man muss O. nicht Otti nennen, Ottla Kafka war auch Ottilie, wobei Ottla irgendwie auch nicht allzu sportlich klingt. man kann sich verschiedenes ausdenken. noch besser abaer einen Namen wählen der einem als Vollform auch gefällt.
    Ortrud finde ich auch sehr gut. Ortrud Gram wenn das einer kennt, aus einem Buch.
    Ortrud ist schwierig zu tippen r t r irritiert leicht. ottiliert. oszilliert.
    Lotti dagegen albern.

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  9. Ich schließe mich den Vorredner*innen an, Ottilie oder Ottilia ist definitiv wieder vergebbar. Spitznamen finden sich auf jeden Fall hübsche: Otti, Tilly, Lilly, Lia, …
    Otti Fischer ist den Kindern von heute sicher eh kein Begriff mehr, ebenso die Ottifanten (die waren schon zu meiner Kindheit vor 20 Jahren ziemlich vorbei). Otter würde ich eher assoziieren und die sind doch wirklich süß!

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