Tiefpunkt der Bullerbüisierung: Lillebror

Der schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren wird ein großer Einfluss auf die deutsche Kindernamensauswahl zugesprochen. Manchmal zu Recht, zum Beispiel beziehen sich viele Ronja-Eltern auf die Romanfigur „Ronja Räubertochter“. Manchmal zu Unrecht, denn in Astrid Lindgrens Originalmanuskripten kommen die Figuren Madita und Michel gar nicht vor – diese Namen stehen in der deutschen Übersetzung für die schwedischen Madicken und Emil. Seltsam ist die Erfolgsgeschichte des Namens Tjorven in Deutschland: In Astrid Lindgrens „Ferien auf Saltkrokran“ wird ein Mädchen Tjorven genannt, weil es wie ein kleines dickes Würstchen aussieht.


In den letzten Babynamen der Woche bin ich über einen Namen gestolpert, den ich als Tiefpunkt der Bullerbüisierung der deutschen Vornamenlandschaft bezeichnen möchte: Lillebror.

Genau wie Tjorven kommt auch Lillebror in Astrid Lindgrens Werk nur als Spitzname vor. Lillebror in „Karlsson vom Dach“ heißt eigentlich Svante und ist der kleine Bruder von Bosse und Bettan (Birger und Betty in der deutschen Übersetzung). Und nichts Anderes als „kleiner Bruder“ bedeutet das schwedische Wort „lillebror“. Als Vorname kommt Lillebror in Schweden darum auch nur sehr selten vor.

9 Gedanken zu „Tiefpunkt der Bullerbüisierung: Lillebror“

  1. so selten ist Lillebror in Schweden auch wieder nicht, er kommt etwa doppeltsooft wie Erwin vor (868 Lillebror:466 Erwin).

    Wesentlicher ist, dass nur 37 Schweden Lillebror als Rufnamen haben. Ein Nur-Zweitname, sozusagen.

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  2. Ich kenne auch ein Brüderpaar, dass nach Figuren aus Astrid Lindgren-Büchern benannt wurde:
    Rasmus & Jonte.

    Jonte finde ich eigentlich ziemlich schön, Rasmus ist weniger mein persönlicher Fall.

    Auch Lillebror sagt mir nicht unbedingt als Rufname zu, als Zeitnamen für einen zweitgeborenen Sohn finde ich ihn ganz akzeptabel. Nur rufen würde ich meinen Sohn nicht so.

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  3. Ich bin auch kein großer Fan der „Bullerbüisierung“ (Geniales Wort übrigens! 🙂 ), denn die Namen sind mir in vielen Fällen einfach zu kindlich und wirken an erwachsenen Menschen nicht mehr schön. Dazu kommt, dass eben Namen wie Lillebror oder Madita im Buch schon als Spitznamen oder Verballhornungen der eigentlichen Namen vorgestellt werden. Ich finde, dann kann man es als Eltern doch genauso machen wie im Buch, dem Kind einen „erwachsenen“ Namen geben, und es mit der Koseform rufen.

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    • Da der Kleine mehrere Vornamen hat, kann er sich dann später immerhin ohne große Probleme anders nennen. Mittlerweile dürfen die Vornamen ja sogar im Pass vertauscht werden.

    • Sie hätten ihn besser Lillebor Pumuckl Wischmopp Jonathan Karl Friedrich nennen sollen. Wenn schon, denn schon… 😉

  4. die Insel heisst Saltkrokan, nicht „Saltrokran“.
    ich würds ja eigentlich nicht hingeschrieben haben, aber wenn man sich mit so nem spöttischen Unterton über falsch verstandene Vornamen lustig macht, sollten sich da besser keine Fehler enschleichen.

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