„Vornamen heute“ ist der vielversprechende Titel eines Buches, dass ich vor kurzem entdeckt habe. Das Buch ist allerdings schon 1977 erschienen, so dass es tatsächlich von „Vornamen damals“ handelt. Damals in der DDR, um genau zu sein, denn das Buch wurde in Leipzig herausgegeben.
Unter anderem werden darin Vornamenstatistiken des Standesamts Borna (Sachsen) aus den Jahren 1971 bis 1975 aufgeführt. Ich habe diese fünf Jahrgangsstatistiken zusammengefasst und den häufigsten Vornamen der Babys aus der Babygalerie des „Helios Klinikum Borna – Leipziger Land“ aus den Geburtsjahrgängen 2006 bis 2010 gegenübergestellt:
Mädchen
1970er Jahre | 2000er Jahre |
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Jungen
1970er Jahre | 2000er Jahre |
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Die Aggregation der 1970er Statistiken ist nicht ganz genau, weil nur Namen berücksichtig wurden, sofern sie in dem Jahr mindestens zehn mal vorkamen. Außerdem gibt es teilweise von Jahr zu Jahr ungewöhnlich große Sprünge in den Ranglisten: In der Veröffentlichung können eventuell einige Fehler stecken.
Gestaunt habe ich über Enrico auf Platz 10, denn dieser Name ist mir im Alltag noch nie begegnet. War Enrico in den 1970er Jahren in Sachsen wirklich so verbreitet?
Ich komme aus Mecklenburg-Vorpommern, dementsprechend aus der ehemaligen DDR.
Enricos gibt es auch bei uns. Ich empfand den Namen als Kind gängig, muss also öfter vorgekommen sein.
Er reiht sich ja prima in die Reihe der „Zonennamen“: Silvio, Peggy, Mandy, Cindy/Sindy, Riccardo ….
Wenke
Die 70er Liste liest sich wie die Jungs aus meiner Schulklasse, alle dabei, meist gab es jeweils sogar mehrere Thomas, Jens, Torstens und Michaels – fand ich damals auch normal, der Trend zu exotischen Namen kam wohl erst viel später auf – vielleicht zusammen mit der Wende und etwas später dem Internet? Und ja, Enrico war im Osten wirklich so häufig, nicht nur in Sachsen.
Wenn ich (Jahrgang ´78 aus Sachsen) an meine alte Schulklasse zurückdenke, hatte fast jeder Junge einen Namen aus dieser Hitliste. Für mich war der exotischste Name in der Klasse „Wolfgang“.
Auch Enrico ist für mich mehr als geläufig – kenne eine gute Handvoll dieser Namensträger und wache jeden Morgen neben einem auf ;-).
Und nein, er ist kein Italiener, sondern ebenfalls ein Sachsenpflänzchen. Soweit ich weiß, hat seine Mutter den Namen ausgewählt, weil er ihr vom Klang her gefiel. Bestimmte Sehnsüchte nach fremden, nicht erreichbaren Ländern spielten dabei wohl keine Rolle. Daher habe ich auch so meine leichten Probleme mit dem Begriff „Zonennamen“. Ich kenne zumindest niemanden, der sich bei der Namensgebung für sein Kind von der Idee hat leiten lassen, einen möglichst ausgefallenen, „kapitalistisch“ oder „westlich“ klingenden Namen auszusuchen.
Ja, Enricos gab und gibt es bei uns sehr viele.
Aaah, da sind ja, die Namen meiner Kindheit in Thüringen. Hatte mir schon mal die generelle Hitliste der 1970er Jahre hier angesehen und über die Differenz zu meinen Erinnerungen gestaunt. Die durchaus geläufigen Enricos, Silvios, Heikos, Marios, Marcos, Ricos, Nicos, Stevens, Davids (sprich „Dejwid“) und Patricks (sprich „Petrick“) hatte ich in höherer Platzierung vermisst. Ganz zu schweigen von den ganzen Maiks, Sindys, Sandys, Mandys und Wendys 😉