Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose

Julia Kube hat für Ihre Masterarbeit als Lehramts-Studentin an der Oldenburger Carl von Ossietzky Universität eine Umfrage unter Grundschullehrern durchgeführt.  Auf den Online-Fragebogen zu „Assoziationen im Bezug zur Wahrnehmung von Vornamen“ hatte ich auch hier im Blog hingewiesen, vielleicht hat ja auch der eine oder andere Leser von beliebte-Vornamen.de teilgenommen?


Heute hat die Uni eine Pressemitteilung zu den Ergebnissen dieser Studie veröffentlicht:

Ungleiche Bildungschancen schon durch Vornamen? – Studie zu Vorurteilen und Vorannahmen von Lehrern

Ungleichheiten von Bildungschancen können schon mit dem Eintrag des Vornamens eines Kindes ins Standesamtsregister beginnen. Der Grund: Bestimmte Vornamen führen bei vielen LehrerInnen zu Vorannahmen, was die Fähigkeiten und das Verhalten der Kinder betrifft. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Oldenburger Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Astrid Kaiser und ihrer Mitarbeiterin Julia Kube von der „Arbeitsstelle für Kinderforschung“. Per Online-Fragebogen waren knapp 2.000 GrundschullehrerInnen anonymisiert befragt worden. Grundlage für die jetzt vorgestellten Ergebnisse ist die detaillierte Auswertung von 500 Fragebögen.

Von dem überwiegenden Anteil der befragten Lehrpersonen werden SchülerInnen mit bestimmten Namen eher negativ oder eher positiv wahrgenommen. Als eher freundlicher, leistungsstärker und verhaltensunauffällig stellen sich Kinder mit Vornamen wie Charlotte, Sophie, Marie, Hannah, Alexander, Maximilian, Simon, Lukas oder Jakob im Bewusstsein von LehrerInnen dar, während Namen wie Chantal, Mandy, Angelina, Kevin, Justin oder Maurice eher mit Leistungsschwäche und Verhaltensauffälligkeit assoziiert werden. Besonders „Kevin“ hat sich als stereotyper Vorname für einen „verhaltensauffälligen“ Schüler herausgestellt. In einem Fragebogen fand sich der Kommentar „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose!“.

Solche einseitigen Erwartungshaltungen könnten dazu führen, dass SchülerInnen in Schubladen gesteckt werden, aus denen sie nur schlecht wieder herauskämen, sagte Kaiser. Der überwiegende Teil der GrundschullehrerInnen assoziiere Persönlichkeitsmerkmale zu Vornamen, ohne darüber zu reflektieren oder davon Abstand zu halten. Nur ein sehr geringer Anteil halte eine kritische Distanz zu Vorannahmen in Verbindung Vornamen.

„Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, Pädagogen stärker für die Gefahr solcher Vorurteile zu sensibilisieren“, betonte Kaiser. Es müsse darum gehen, die Konsequenzen zu verdeutlichen und eine vorurteilsbewusste Erziehung zu unterstützen.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur Pressetext gab die Studienleiterin Astrid Kaiser zu, dass in jedem Vorurteil ein Tröpfchen Wahrheit stecke. Jedoch sollte man besonders als Lehrer keine direkten Rückschlüsse allein aus dem Namen eines Kindes ziehen. „Jedes sechste Kind ist von Armut betroffen. Von dieser Gruppe hat jedoch die Hälfte der Kinder bemühte Eltern, gute Bildungsmöglichkeiten und auch eine dementsprechend gute Entwicklung. Generalisierungen werden genau diesen Kinder zum Verhängnis und sollten daher vermieden werden.“ Um zu einer fairen Beurteilung zu gelangen, sei es für Lehrer wichtig, Distanz zu Assoziationen zu schaffen, die ein Name weckt. „Man muss sich bewusst werden, dass auch bei bestimmten Namen positive Entwicklungen möglich sind. Für den richtigen Umgang mit eigenen Vorurteilen gibt es spezielle Fortbildungen.“ Eltern rät die Wissenschaftlerin, bei der Namensgebung nicht auf Medienvorbilder zurückzugreifen, sondern lieber bei Vornamen der Verwandtschaft auf Suche zu gehen.

53 Gedanken zu „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“

  1. Ich habe in der Mutter-Kind-Kur einen Kevin kennengelernt, der einen Suizidversuch gemacht hat, weil er sehr lange und intensiv wegen seines Namens gemobbt wurde.

    Das hat mich sehr betroffen gemacht.

    Daraufhin hat er seinen Vornamen gewechselt und seine Familie ist mit ihm weggezogen.

    Schlimm, was Kinder, Eltern, Erzieher/innen und Lehrer/innen bewirken können.

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  2. Es mag ja sein das es bei dem Vornamen Kevin ausnahmen gibt aber zur Zeit besuche ich einen Kurs und da haben wir jemanden der Kevin heißt und er bestätigt alle aber auch wirklich alle Vorurteile die mit seinem Namen einhergehen. Fließendes Wasser kennt er nicht ebensowenig Kleiderwechsel er redet nur dummes Zeug und sieht absolut grenzdebil aus meint aber er wäre der schönste und schlauste. Zu erwähnen wäre noch er ist gelernter Hauswirtschafter und diese Prüfung hat er auch nur mit ausreichend bestanden.

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    • Mit dem Salzstreuer geantwortet:

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      er ist gelernter Hauswirtschafter

      Waaas?! Das gibt es auch? Ich dachte bis jetzt, für den Besuch einer Hauswirtschaftsschule (früher hat man das Puddingschule genannt) sei heute folgendes Mindestvoraussetzung:

      – weiblich
      – Migrationshintergrund
      – Permanent-Make-up an den Augenbrauen
      – Gelnägel mit Straßsteinchen

  3. Dieser Kommentar ist eigentlich als Antwort auf Lasses Kommentar gedacht. Leider hab ich nur nicht rausgefunden wie man Antworten auf Kommentare schreibt.

    Jedenfalls finde ich die Kategorien sehr zutreffend und ordne mich selbst in Kategorie 2, die Spießer-Kategorie ein, denn ich liebe altmodische Namen

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  4. Mal abgesehen von der Namensdiskussion: „LehrerInnen“, „Lehrperson“ Dieser Text ist nicht lesbar. Ein eindeutiges Zeichen, dass man diese alberne Genderei lassen sollte. Außerdem führt es zu einer unangebrachten Sexualisierung des Themas, in dem es eigentlich überhaupt nicht um Geschlechterfragen geht.

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