Wie nennt man den Namen, wenn man über einen abwesenden Mann spricht?

In der deutschen Alltagssprache gibt es regionale Unterschiede im Wortschatz, in der Aussprache und in der Grammatik – bei der Diskussion des Vornamens Leona haben wir das vor kurzem selbst gemerkt.
Mit dem Projekt „Atlas zur deutschen Alltagssprache“ sollen die regionalen Varianten per Internetumfrage erhoben und auf Karten dargestellt werden. Zur Zeit läuft die elfte Runde der Umfrage: Online-Fragebogen.

Unter den neuesten Ergebnissen der zehnten Runde gibt es auch ein Namensthema, das ich hier kurz vorstellen möchte:

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Sehe ich etwa aus wie ein Knud?

Überraschende Erkenntnis einiger Wissenschaftler der Hebräischen Universität von Jerusalem: Menschen sehen ihren Vornamen ähnlich! In zahlreichen Experimenten wurden den Versuchsteilnehmern Portraitfotos vorgelegt sowie vier (bzw. fünf) Vornamen, von denen einer der tatsächliche Vorname des Abgebildeten war. Es galt, den richtigen Vornamen zu erraten. Eine zufällige Wahl hätte bei 25 % (bzw. 20 %) zum Erfolg geführt, die Versuchsteilnehmer erreichten signifikant höhere Werte (bis zu 39 %).

Dabei hatten die Forscher sorgfältig darauf geachtet, dass alle Vornamen einer Reihe zum Alter, Geschlecht und der ethnischen Gruppe der Abgebildeten passen und ähnlich oft vorkommen. Ein Beispiel (von mir, nicht aus der Studie): Zum Foto einer 25jährigen deutschen Frau aus den Vornamen Gertrud, Mohammed, Julia und Maddox den richtigen auszusuchen wäre nicht schwer, aus den Vornamen Sarah, Julia, Lisa und Anna dagegen sehr.

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Sprachökonomie greift auch bei Namen

Pressemitteilung von onomastik.com

Ben, Mia, Emma, Paul – kurze Vornamen werden seit einigen Jahren auffallend oft vergeben. Sie liegen weiterhin im Trend. Das bestätigt die Namenberatungsstelle der Universität Leipzig anhand von Daten der Langzeitstudie „Tendenzen in der Vornamengebung in Deutschland“ und gestützt durch grafische Wirkungsprofile, sogenannte Onogramme. Die Daten belegen nicht nur, dass Neugeborene immer vielfältigere kurze Vornamen bekommen, sondern auch, dass diese kurzen Namen als trendig gelten.

Unter den hundert häufigsten Babynamen sind die meisten zweisilbig. Bei den männlichen Vornamen ist der Anteil der einsilbigen Namen stark gestiegen. Paul, Fynn, Max, Tim, Jan, Karl, Fritz, Mats, John sowie Jay, Sam, Phil, Vin, Ray, Fox und Jack gehören heute zu den beliebten Namen, erläutert die Namenberaterin Gabriele Rodriguez. Bei Mädchen überwiegen zwei- und dreisilbige Namen. Aber auch hier setzen sich kurze Namen durch: Mia, Ida, Lea und Kim nennt Rodriguez als gängige Beispiele. Bislang seltene Namen wie Jaz, Su, Linn, Liz, Liv sind auf dem Vormarsch. Den Namen Lou bekommen inzwischen mehr Mädchen als Jungen.

Zwar sind Einzelbuchstaben als Vornamen nicht erlaubt, doch englische Namen aus ausgeschriebenen Initialen werden inzwischen auch in Deutschland vergeben: Tee-Jay, Em-Jay, Dee-Jay, Jay-Dee u.a. Dass diese kurzen Namen dem Sprachempfinden nach modisch sind, illustrieren ihre Onogramme. Ob Mia, Lea, Lily, Leon, Finn oder Ben – ihre Wirkungsprofile zeigen, dass diese Vornamen mehrheitlich als besonders trendig empfunden werden. Bei Jungen reicht oft sogar eine einzige Silbe: Jake, Nick, Lou, Max. „Sprachökonomie greift auch bei Namen. Es scheint, als spiegelt sich im Trend zu immer kürzeren Namen der allgemeine Zeitgeist wieder“, kommentiert der Leipziger Namenforscher Thomas Liebecke.

Rodriguez und Liebecke sind sich sicher: Der Trend zu kurzen Namen wird anhalten. Er ist allerdings regional unterschiedlich ausgeprägt, im Osten und Norden stärker als im Süden. Hier überwiegen auch Einzelvornamen, während im Süden vornehmlich zwei und mehr Vornamen vergeben werden, ergänzt Rodriguez.

Gabriele Rodriguez und Thomas Liebecke.
Gabriele Rodriguez und Thomas Liebecke. Foto: obs/Onomastik.com/JOERG SINGER

Gabriele Rodriguez arbeitet seit 1994 als Vornamenberaterin im Namenkundlichen Zentrum der Universität Leipzig und ist hauptverantwortlich für die Studie „Tendenzen in der Vornamengebung in Deutschland“. Dafür werden Daten von über 300 Geburtskliniken und Krankenhäusern verarbeitet. Thomas Liebecke ist freier Namenforscher und aktiv im Vorstand der deutschen Gesellschaft für Namenforschung e.V. Er betreut die Vornamenstudie „Das Image von Namen“, in der Onogramme (grafische Wirkungprofile) zu Vornamen errechnet werden.

Auch Leipziger Namenforscher arbeiten ordentlich!

Das Namenkundliche Zentrum in Zusammenarbeit mit dem Institut für Informatik der Universität Leipzig veröffentlichte vor wenigen Tagen eine Vornamenstatistik für 2014. Diese wurde im Rahmen einer Langzeitstudie „Tendenzen in der Vornamengebung in Deutschland“ erstellt. Bei den Mädchen waren demnach Sophie/Sofie, Marie, Sophia/Sofia und Maria die Favoriten. Maximilian, Alexander und Paul standen bei den Jungen ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Die Deutsche Presse-Agentur dpa meldete außerdem:

„Zu einem anderen Ergebnis ist dagegen der Hobby-Namensforscher Knud Bielefeld aus Schleswig-Holstein gekommen. Ende Dezember hatte er Emma und Ben zu den beliebtesten Vornamen 2014 gekürt.“

Das klingt jetzt leider so, als würden die Leipziger Namenforscher nicht ordentlich arbeiten, denn sonst wären sie zum selben Ergebnis gekommen wie ich, oder? Tatsächlich sind die Auswertungsergebnisse unterschiedlich, weil nach unterschiedlichen Methoden vorgegangen wurde. Ich habe für die Hitliste der beliebtesten Vornamen ausschließlich die ersten Vornamen gezählt und für die Zweitnamen eine separate Hitliste erstellt. Einige Kinder haben drei oder noch mehr Vornamen bekommen, diese weiteren Namen berücksichtige ich gar nicht. An der Uni Leipzig wurden alle Vornamen zusammen ausgewertet. Ein Kind mit drei Vornamen geht somit drei Mal in die Auswertung ein. Weil es aber in Deutschland große Unterschiede bei den beliebtesten Erst- und Zweitnamen gibt, sind die Hitlisten auch unterschiedlich. Sophie, Marie und Maria werden beispielsweise extrem häufig als zweite Vornamen vergeben.

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Der aktuelle Vornamentrend

Nach dem aktuellen Vornamentrend werde ich oft gefragt. Biblische Namen stünden doch hoch im Kurs, oder? Die alten Vornamen seien wieder im Kommen, nicht wahr? Vor allem englische, nordische, arabische, … Vornamen kämen immer häufiger vor, sagt man. Welcher Trend ist denn nun entscheidend?

Diese Trends bestimmen tatsächlich unsere aktuellen Vornamenhitlisten – aber alle, nicht nur einer! Einerseits werden viele traditionelle Vornamen vergeben, andererseits werden viele neue Vornamen erfunden, die noch nie ein Mensch getragen hat. Vornamen biblischer oder internationaler Herkunft sind weit verbreitet, aber auch Namen mit altdeutschen Wurzeln werden häufig vergeben. Der wichtigste aktuelle Vornamentrend lautet: Die Vornamenlandschaft wird immer individueller, der Vorrat an vergebenen Namen immer größer.

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